Weltweit stehen an stark frequentierten Orten genauso wie an abseits liegenden Stätten kleine Steintürmchen. Teilweise sind sie bis zu zwei Meter hoch. Sie sehen aus, als wären sie befestigt, meist wurden jedoch einfach nur Steine aufeinander gestapelt, die fortan von der Schwerkraft und ihrem Eigengewicht gehalten werden. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Steintürmen?
Steintürme gibt es schon seit Jahrzehnten. Ursprünglich entstanden sind sie als Wegzeichen, die einen Pfad markierten. In verschiedenen Religionen und Kulturen haben die Steinmännchen bis heute unterschiedliche Bedeutungen.
Schon im antiken Griechenland kamen Steinmännchen vor. Aus Wegmarkierungen entwickelten sich kulturelle Belange, die mit Hermes in Verbindung standen. In Skandinavien sollten die Steinmännchen dagegen vor Trollen schützen. Wanderer sollten auf jeden gesichteten Steinhaufen am Wegesrand einen weiteren Stein legen, um unbehelligt zu bleiben. So entstanden teils riesige Gebilde – und zunehmender Aberglaube.
Was bedeuten die Steintürme auf den Kanaren?
In indigenen Kulturen Nordamerikas dagegen wurden Steinhaufen an Orten angelegt, die dem Gebet dienten; während in Südamerika die dort sogenannten “Apacheta” Wege markierten, die zu Kultstätten führten, an denen die Gottheit Pachamama geehrt werden konnte.
Und in den Alpen werden besonders hohe Steinmännchen errichtet, um Wege anzuzeigen. Auch dienen sie mitunter als Ersatz für ein Gipfelkreuz. Dort sind die Türme jedoch oft mit Zement befestigt.
Steintürme können die Natur gefährden
In westlichen Kulturen haben die Steinmännchen dagegen eine weniger religiöse Bedeutung: Dort zeigen sie vor allem die Verbundenheit mit einem Ort. Wer sich besonders wohl fühlt oder gern wiederkehren möchte, signalisiert dies durch den Aufbau einer solchen Stein-Skulptur.
Auf den Kanaren sind so an manchen Stellen regelrechte Steinhaufen-Felder entstanden. So standen beispielsweise neben der Playa Jardin und hinter dem Castillo San Felipe in Puerto de la Cruz auf Teneriffa Hunderte solcher Steinhaufen. Mit der Zeit sind sie zu einem beliebten Fotomotiv geworden.
Und auch auf Gran Canaria erfreuen sich die Steintürmchen großer Beliebtheit – so wie hier am Boulevard Oasis in Maspalomas:
Teneriffa lässt Steintürme entfernen
Inzwischen wurden zumindest in Puerto de la Cruz viele der Türme wieder abgebaut. Denn so schön die Steintürme für manch einen anzusehen sein mögen: Für die Natur kann das Aufbauen ganzer Steintürmchen-Felder ein Problem darstellen. Denn sie bedeuten für einige Tier- und Pflanzenarten einen bedrohlichen Eingriff in die natürliche Umgebung. Und so gab das Rathaus den Auftrag aus, die Steintürmchen abzubauen.
Trotz des Rückbaus haben sich in Puerto längst wieder neue Steintürmchen angesammelt. Und auch andernorts entstehen mehr und mehr davon. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis erneut dagegen vorgegangen wird. Mit Blick auf die Natur gilt daher die dringende Bitte, keine weiteren Steintürme auf den Kanaren aufzubauen!
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Steintürme auf den Kanaren: Was sie bedeuten und wie sie entstehen
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