Pez Gordo in Puerto de la Cruz: Wo die Kanaren mit Europa verschmelzen

“Mit Eis und Zitrone?” Das Pez Gordo braucht genau eine Frage, um sich in der Gastronomieszene der Kanaren kleinen Vorteil gegenüber vielen Konkurrenten zu verschaffen. Das Restaurant stellt schon beim ersten Kontakt und nur beim Wasser klar, wo es sich ansiedelt. Und es bleibt nicht bei Lippenbekenntnissen und aufmerksamem Service.

Das Restaurant liegt an der nordwestlichen Spitze der Plaza del Charco, also noch nah genug am Trubel des Nachtlebens von Puerto de la Cruz und gleichzeitig ein angenehm kleines Stück davon entfernt, so dass in Ruhe gespiesen werden kann.

Die Karte zeugt von kanarischer Tradition und gastronomischer Kenntnis zugleich. Sie verbindet typische Archipel-Gerichte mit dem besten aus Europa. Wer gern und gut essen geht, entdeckt vieles, das auch andere Restaurants auf Teneriffa bieten. Doch im Pez Gordo ist es stets raffiniert veredelt. Bis zum Service wirkt vieles im besten Sinne durchchoreographiert.

Restaurante Pez Gordo in Puerto de la Cruz

Der Kardinalfehler bleibt im Pez Gordo aus. Schon mit dem ersten Kontakt zur Küche zeigen noch immer überraschend viele Restaurants einen gewissen Hang zur Schludrigkeit. Doch der Brotkorb im Pez überzeugt. Dicke Scheiben Graubrot, scharf angeröstet. Dazu eine kanarenuntypische Kräuterbutter. Ein angenehmer Ausbruch aus dem sonst üblichen Aufbackbrot mit Aioli (alle Eindrücke, siehe Fotostrecke am Ende).

Pez Gordo in Puerto de la Cruz interpretiert klassische Vorspeisen neu

Und dieser Eindruck setzt sich fort. Die Vorspeisenkarte beinhaltet viele klassische Gerichte. Wer sie bestellt, bekommt jedoch eine Neu-Interpretation serviert. So nimmt das Thunfisch-Tatar zwar klassisch auf einem Avocado-Bett Platz, wird dann jedoch mit Kaviar garniert. Außerdem ist die Sauce leicht scharf und überzeugt durch Umami-Noten.

Ähnlich ist es beim Caesar Salad. Auch dieser Küchen-Klassiker kommt ganz und gar nicht klassisch daher. Drei Romanasalat-Blätter bilden die Basis, auf der mit Wachtelei, Croutons, Tomaten und durchsichtigen Iberico-Speckscheiben gearbeitet wird. Das Dressing erinnert an den Klassiker, hebt ihn jedoch auf ein anderes Level.

Hauptgerichte im Pez Gordo: Kanaren treffen die EU

Ähnlich geht es bei den Hauptgerichten zu: Kabeljau könnte ein langweiliges Stück Fisch wie in vielen anderen Restaurants bleiben. Doch der besonders leichte und zugleich raffinierte Champagner-Schaum macht das Gericht unverwechselbar.

Und auf der Fleischkarte birgt auch das Sirloin, also das Lendenstück vom Rind, eine Besonderheit: Auf den ersten Blick wirkt der Teller üblich angerichtet. Doch neben dem guten Garpunkt überzeugt insbesondere die mehrfach geschichtete Sauce.

Die Kartoffelbeilage kommt als eine davon daher: Eine Mischung aus Kartoffelpüree und Béchamelsauce liegt auf einem feinen Knoblauchöl und unter der eigentlichen Hauptkomponente. Darauf rundet ein feines Kräuteröl das Gericht ab.

Schon die im Pez Gordo verwendeten Produkte zeigen den Anspruch der Küche. Besonders werden die Gerichte durch das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. Jede für sich ist hervorragend ausgewählt und zubereitet, doch kommt alles auf der Gabel zusammen, entsteht eine Komposition.

Desserts im Pez Gordo in Puerto de la Cruz: best of EU

Die Dessertkarte ist zwar klein, birgt jedoch erneut Überraschungen. Es gibt kanarische Klassiker und erneut eine Eigeninterpretation europäischer (Nach-)Speisen, wie dem French Toast oder der Limetten-Mille-Feuille. Was eigentlich als Kuchen gedacht ist, wird im Pez Gordo zum mit leckerer Creme verbundenen, großen Keks. Crunch und feine Noten runden das Menü somit ab.

Kaum Abzüge für das Pez Gordo in Puerto Cruz

Das Pez Gordo hält sein unausgesprochenes Versprechen vom ersten Kontakt bis zum Cortado danach. Leichte Abzüge gibt es für die noch immer aus der längst vergessenen Krisenzeit aufgeklebten QR-Codes auf den Tischen. Und auch die Weinkühler kippen bedrohlich stark nach zur Seite, da sie nicht für dünnwandige Terrassentische gedacht sind.

Aufmerksamer Service, hervorragende Küche und für die gebotenen Produkte verhältnismäßig faire Preise machen aus dem Restaurant in Puerto de la Cruz im Norden Teneriffas eine echte Empfehlung, um der kanarischen Küche an manchem Abend eine neue europäische Interpretation zu verleihen.

Das Restaurant liegt an der Calle Iriarte 1 in Puerto de la Cruz. Geöffnet ist Sonntag, Mittwoch und Donnerstag von 18 Uhr bis Mitternacht sowie Freitag und Samstag bis 1 Uhr. Zudem hat freitags und samstags zwischen 22 und 4 Uhr die Bar geöffnet.