Mit einer vermeintlichen Überproduktion von 800.000 Kilogramm Weintrauben haben die Winzer auf Teneriffa für Furore gesorgt. Zunächst hieß es, die Ernte sei schlicht zu gut gewesen und die Fässer alle voll. Nach internen Ermittlungen wird inzwischen dagegen von einem Bodega-Skandal gesprochen.
Bodegas als Winzer-Gemeinschaft zur Wahrung der Wein-Qualität
Die “Bodegas Insulares Tenerife” waren im Jahr 1992 auf Initiative des Cabildo gegründet worden. Die heimischen Winzer sollten im größten Weinbaugebiet der Kanarischen Inseln zusammemareiten und als Kollektiv konkurrenzfähiger werden. Zu Beginn schlossen sich 170 Winzer zusammen. Inzwischen hat sich das Prinzip auf die weite Teile Insel ausgeweitet. Mehr als 700 Weinbauern sind so verbunden und liefern ihre Weintrauben an die Bodegas Insulares.
Die Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, kanarische Weine bekannt und beliebt zu machen. Höchstes Gut sei es, die Qualität der kanarischen Weine zu fördern und stets zu gewährleisten. Doch genau dieser Anspruch wurde zuletzt offenbar ad absurdum geführt.
Zwar heimsen Weine der wie die “Viña Norte” oder der Süßwein “Humboldt Tinto Dulce” zahlreiche nationale und internationale Preise ein, doch es gibt offenbar auch eine Schattenseite.
Gepanschter und schlecht ausgezeichneter Wein
Nach Angaben der Behörden seien in der jüngeren Vergangenheit große Menge Wein vom spanischen Festland hinzugekauft und mit den heimischen Trauben vermischt worden. Dies sei gängige Praxis, um die Qualität zu verbessern und im Rahmen aller Gesetzte erlaubt, hieß es zunächst.
Über die Bodegas sei zuletzt aber auch fremder Wein komplett als kanarischer verkauft worden. Nach Angaben der Behörden seien so rund 7000 Liter Wein aus dem Anbaugebiet Valdepeñas, dem größten Weinanbaugebiet Spaniens nahe Andalusien, über einige Bodegas auf Teneriffa als hiesiger Tafelwein verkauft worden.
Zwar sei auch dies nach Angaben des Landwirtschaftsministerium grundsätzlich legal, dennoch hebelt es den ursprünglichen Gedanken der Winzergemeinschaft aus. Nach Angaben der Ermittler seien seit dem Jahr 2012 auf diese Weise vier Container Wein, die zusammen rund 27.000 Liter ergeben hätten, zugekauft worden.
Teneriffas Bodega-Chef zurückgetreten
Durch die gute Lese in diesem Jahr waren die Fässer einiger Bodegas bereits zu Teilen mit dem zugekauften Wein vom spanischen Festland belegt, so dass bis zu 800.000 Kilogramm eigener Trauben überflüssig wurden. Da das Cabildo von Teneriffa nicht nur Initiator sondern auch Mehrheitseigner der Bodegas ist, sei man in Regierungskreisen über diese Entwicklungen sehr erzürnt gewesen, hieß es.
Erste Konsequenzen wurden bereits gezogen: Der Vorstandsvorsitzende der Bodegas ist zwischenzeitlich zurückgetreten und die Politik erwägt die Verabschiedung von Strafen für den Verkauf nicht oder falsch ausgezeichneter Weine.
Auch wenn es schade um den guten Wein der jüngsten Lese ist, so sorgt die Überproduktion aus diesem Jahr im Sinne der Qualität der über die Bodegas vertriebenen kanarischen Weine immerhin für eine offenbar dringend nötige Diskussion. Und nach Informationen aus Regierungskreisen auch für eine Qualitätsoffensive bei den künftigen Weingenerationen.
Kommentare zu:
Wein-Skandal auf Teneriffa
Die Kommentar-Funktion steht exklusiv unseren Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung. Hier finden Sie unsere Angebote. Wenn Sie bereits einen Account haben, können Sie sich hier einloggen.