Einer ganz besonderen Konkurrenz konnte sich selbst die katholische Kirche auf den Kanaren nicht erwehren. Und so wird aus einem historischen Wettstreit heraus bis heute ein wichtiger Feiertag gleich zweimal gefeiert.
Überall auf der Welt wird Fronleichnam 60 Tage nach Ostersonntag und zehn Tage nach Pfingstmontag gefeiert. Außer auf Teneriffa. Denn da gibt es den Feiertag neben diesem offiziellen Datum in der Folgewoche gleich noch einmal.
Die Tradition geht auf einen Kompromiss zurück. Niemand geringeres als der damalige Bischof Teneriffas sprach im Jahr 1844 eine entsprechende Erlaubnis aus. Um dem Konkurrenzkampf der Orte San Juan und La Orotava ein Ende zu setzen, wurde der Feiertag kurzerhand dupliziert.
Warum La Orotava Fronleichnam eine Woche nach Fronleichnam feiert
Auslöser für diesen Kompromiss war die gleichzeitige Fronleichnamsprozession der Orte. Beide wollten mit ihren prunkvollen Umzügen möglichst viele Menschen ansprechen. Damit die sich nicht länger entscheiden mussten, wurde die Feier in La Orotava um eine Woche verschoben.
Was den Umzug in La Orotava so besonders macht, sind die Blumenteppiche. Die ganze Stadt wird zu einem riesigen, vergänglichen Kunstwerk. So wird der Prozessions-Weg mit Blüten geschmückt. Die sich daraus ergebenen Kunstwerke bieten der Monstranz und den Prozessionsteilnehmenden einen Untergrund. Durch die Prozession werden sie schließlich bewusst zerstört.
Zudem wird auf dem Rathausplatz ein riesiges Kunstwerk aus Sand geschaffen. Künstler sind über Wochen damit beschäftigt, den bunten Sand so anzuordnen, dass der Rathausvorplatz am Ende wie ein Hunderte Quadratmeter großes Kunstwerk aussieht.
So entstanden Blütenteppiche und Sandkunst auf Teneriffa
Ob die Tradition den Guanchen, also den Ureinwohnern der Kanaren zu verdanken ist, ist unklar. Denn eine Überlieferung sagt, dass diese Zweige und Blüten ausgebreitet hätten, um der Sonne ein Opfer zu bringen.
Eine andere Erklärung hingegen legt nahe, dass die vergängliche Kunst im Jahr 1847 von der Künstlerin Leonor de Castillo ausgelöst wurde. Sie soll ein Blütenornament vor ihrem Haus gestaltet haben. Dies soll der Auslöser gewesen sein, die Blütenteppiche durch die ganze Stadt zu legen.
Als wahrscheinlichstes Szenario gilt heute, dass Castillo vom überlieferten Brauch der Ureinwohner inspiriert wurde, die zur Feier der Sonnenwende Bilder aus Blüten, Sand und Zweigen fertigten. Die Künstlerin löste dann mit ihrer Interpretation die heutige Tradition aus.
Wie La Orotava Fronleichnam feiert
Diese sorgt neben dem vergänglichen Teppich durch die Stadt für ein riesiges, aus Lavasand gefertigtes Kunstwerk, das von 25 Künstlerinnen und Künstlern geschaffen wird. Dabei achten die Verantwortlichen darauf, stets Nachwuchs anzulernen. So soll die Tradition, zu der Sie hier mehr erfahren, möglichst lange Zeit aufrecht erhalten werden.
Vor Regen und Wind geschützt wird über Tage an dem Projekt gearbeitet. Pünktlich zum zweiten Fronleichnamsfest auf Teneriffa wird das riesige Kunstwerk dann ausgestellt. Besucherinnen und Besucher können sich die Sandkunst aus der Nähe ansehen. Wie all das aussieht, sehen Sie nachfolgend:
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Warum feiert Teneriffa zweimal Fronleichnam?
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