Auf Teneriffa gibt es inzwischen mehr Hunde als Kinder bis 14 Jahre. Und längst nicht jeder Hund auf der Insel ist registriert. Das geht aus den aktuellen Zahlen des nationalen Statistik-Instituts hervor. Demnach gilt das zwar nicht für alle Gemeinden der Insel, doch die Tendenz steigt seit der Pandemie inselweit.
Auf den Kanarischen Inseln gibt es 592.322 Hunde mit Mikrochip. Davon entfallen 234.338 auf Teneriffa. 45.535 von ihnen sind Jagdhunde und 11.986 potenziell gefährliche Rassen. Die Hunde verteilen sich auf 141.082 Besitzer. Das sind fast so viele, wie es Kinder auf Teneriffa gibt.
Folgerichtig gibt es auf den Inseln mit 588 mehr Tierärzte als Kinderärzte (160). Und durch den Mangel an Fachärzten und die Diskussion, ob nicht Allgemeinmediziner diese Lücke schließen können, wird die Schere tendenziell größer.
Die meisten Tierärzte haben sich im Bereich des Ballungszentrums rund um die Hauptstadt Santa Cruz und La Laguna niedergelassen. Dort sollen Schätzungen der Verwaltung zufolge mehr als 80 Prozent der Hunde registriert sein.
In ländlicheren Regionen ist demnach allenfalls jeder zweite Hund angemeldet. Und: Dort ist auch der Durchschnitt höher. Denn auf zwei Einwohner kommt ein Hund – insbesondere in Vilaflor, Arico, Arafo, Fasnia, El Rosario, El Tanque und Tegueste. Und Jagdhunde sind dabei noch gar nicht erfasst.
In Spanien gibt es etwa gleich viele Hunde und Kinder
Auf nationaler Ebene gibt es laut dem allgemeinen Statistikinstitut Spaniens, dem INE, 6.265.153 Kinder unter 14 Jahren. Die Zahl der registrierten Haustiere (Hunde, Katzen und andere) beläuft sich derweil auf etwa 13 Millionen. Davon, das zeigt das Netz für die Identifizierung von Haustieren (REIAC), sind etwas mehr als sieben Millionen Hunde.
Die Daten gelten als nicht hundertprozentig vollständig, da nicht alle Haustierbesitzer ihre Hunde mit Mikrochips ausstatten lassen – obwohl das vorgeschrieben ist. Zudem gibt es nicht in allen autonomen Gemeinschaften die Pflicht zur Registrierung von Katzen. Eine andere Studie beziffert die Zahl der Haustiere in Spanien sogar auf 28 Millionen, von denen 3,8 Millionen Katzen und 6,73 Millionen Hunde sind. Der Rest verteilt sich auf Fische, Reptilien, Vögel und kleine Säugetiere.
Kanaren verzeichnen die geringste Geburtenrate seit Jahrzehnten
Unabhängig der Zählweise steht fest: In spanischen Haushalten leben mehr Tiere als Kinder. Und dazu kommt die niedrigste Geburtenrate der vergangenen 80 Jahre. In der Provinz Teneriffa lag die durchschnittliche Geburtenrate im Jahr 1975 bei 3,2 Kindern. Im vergangenen Jahr sank sie auf 0,88. Das ist der zweitniedrigste Durchschnittswert in ganz Europa.
Zur Begründung wird nicht nur der Kindermangel in der Generation der zwischen 1980 und 2000 Geborenen genannt, der insbesondere auf die wirtschaftliche Situation – auch aufgrund des schwierigen Arbeitsmarkts zurückgeführt wird. Auch die Überalterung der Gesellschaft sei ein Faktor. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen allein leben. Und in diesen Fällen werden ebenfalls mehr Haustiere gezählt. Ein Faktor, der insbesondere zur Pandemie nochmals verstärkt wurde.
Kanaren: Haustiere helfen über Einsamkeit hinweg
Studien zeigen, dass sich ein Großteil der Haustierbesitzer weniger einsam fühlt. Das gilt als einer der Hauptgründe für die Vielzahl an Haustieren in der heutigen Gesellschaft. Neun von zehn Menschen (89 Prozent) geben an, sich ein Haustier zugelegt zu haben, um sich weniger einsam zu fühlen. Ein Viertel der befragten Haustierbesitzer gab sogar an, sich das Haustier angeschafft zu haben, um die psychische Gesundheit zu verbessern. Bei den Über-55-Jährigen war das sogar bei mehr als der Hälfte der Befragten der Fall.
Im April des Vorjahres beschlossen alle spanischen Parteien außer Vox, ein Gesetz zu prüfen, das Tieren mehr Rechte einräumt. Hintergrund war deren teilweise schlechte Behandlung und die schwierige rechtliche Lage, um dagegen vorzugehen, so lange sie juristisch als Sache und nicht als Lebewesen geführt werden. Zudem könnten sie dann im Falle einer Trennung – genau wie Kinder – mit einem klaren Sorgerecht belegt werden.
Santa Cruz de Tenerife will Tiere als Familienmitglied behandelt wissen
Auf den Kanarischen Inseln befindet sich die Gesetzgebung zu Hunden weiterhin in den Kinderschuhen. Zwar handelt es sich um eine wachsende Population, dennoch ist weder das Tierschutzgesetz verabschiedet noch sind Jagdhunde geschützt. Diese werden bisher nichtmal mit den wenigen Rechten ausgestattet, die klassische Familienhunde haben.
Der Stadtrat von Santa Cruz de Tenerife möchte das ändern. Ein Haustier soll dort als “ein Wesen, das zum Zeitpunkt seiner Adoption ein Mitglied der Familie wird”, behandelt werden. Daher soll dort auch jedes Haustier “in der Volkszählung registriert und mit einem Chip gekennzeichnet” werden. Der Besitzer habe dem Tier gegenüber eine klare “Verantwortung” was auch jede Art von Aggression oder Misshandlung verbiete.
Das kanarische Tierschutzgesetz und das Gesetz über potenziell gefährliche Tiere verpflichten Halter dazu, ihr Haustier zu registrieren und zu kennzeichnen. Dazu zählt auch die Anmeldung im zuständigen Rathaus.
Kanaren: Haustiere werden von der Sache zum festen Familienmitglied
Zudem ist ein Mikrochip, der im Notfall ausgelesen werden kann und so Informationen über Tier und Tierhaltenden preisgibt, laut dem Kanarischen Veterinärrat unerlässlich. Es sei “ein grundlegendes Instrument, um verantwortungsbewusste Besitzer zu fördern, eine strenge Gesundheitskontrolle zu gewährleisten und mögliche Epidemien in der Hunde- und Katzenpopulation zu überwachen und zu kontrollieren”.
Das Bewusstsein für den korrekten Umgang mit Tieren auf den Kanarischen Inseln wächst. Dazu beigetragen haben freilich auch Einrichtungen wie Parks und umzäunte Hundewiesen. Und nicht zuletzt auch, dass das Tier immer öfter seelische Unterstützung im Alltag leistet. Inzwischen ist das Haustier festes Familienmitglied. Und das ist ein Faktor, der auch politisch stärker in den Fokus gerückt werden muss. Immerhin kommen inzwischen allein auf Teneriffa laut Volkszählung zwei Hunde auf ein Kind.
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Warum es auf Teneriffa inzwischen mehr Hunde als Kinder gibt
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