Die Tourismus-Proteste auf den Kanarischen Inseln erreichen eine neue Qualität. “Kill a Tourist”, zu Deutsch: “Töte einen Touristen”, steht auf einer Häuserwand auf Teneriffa geschrieben. Die Botschaft ist eindeutig. Und sie geht eindeutig zu weit.
Die Tourismus-Proteste auf den Kanarischen Inseln haben bereits vor Jahren begonnen. Sie richteten sich gegen Bauprojekte, die die Natur zugunsten neuer Bettenburgen verbauten. Dann stiegen die Mieten, als im Anschluss an die weltweite Krise viele Menschen ihren Wohnsitz in den Süden verlegten. Seither wächst die Einwohnerzahl – und mit ihr der Frust bei Einheimischen.
Der erreicht jetzt eine neue Qualität. Denn auf Teneriffa werden Touristen mit indirekten Morddrohungen erschreckt. So werden sukzessive die Grenzen des Sagbaren verschoben. Das jüngste Beispiel dafür steht im Süden Teneriffas.
“Töte einen Touristen”-Graffito auf Teneriffa
Das angesprühte Häuschen steht im Süden Teneriffas. Die Playa de la Tejita liegt direkt unterhalb des Süd-Flughafens der größten Kanaren-Insel. Der Barranco de la Piedra Viva verläuft vom Flughafen hinunter zum Strand. Gleich neben der Schlucht steht ein kleines Häuschen.
Die Rückwand des Gebäudes zum Landesinneren hin bietet sich besonders an, um eine Botschaft zu transportieren. Denn sie ist fensterlos. Und sie zeigt zum Flughafen. Wer dort ankommt, soll sie lesen – und so abgeschreckt werden.
Das gelang. Zumindest für kurze Zeit. Denn schnell wurde die Botschaft verdeckt. Sie passt nicht zum aktuellen Kurs der Insel-Politik. Trotz der anhaltende Proteste auf den Kanarischen Inseln sorgt die Regional-Regierung für den Ausbau der Flughäfen und kontinuierlich neue Tourismus-Rekorde.
Viele Kanaren-Einwohner von Touristen genervt
Die Vereinigung “Canarias ¡Se Agota!”, sinngemäß übersetzt: “die Kanarischen Inseln haben eine Grenze”, hat die Proteste ins Leben gerufen. Betont wurde stets, dass nicht gegen einzelne Touristen demonstriert werde, sondern ausdrücklich gegen die aktuelle Form des Massentourismus. Die Vereinigung forderte dazu auf, Druck auf die Politik auszuüben, einzelne Urlauber dabei jedoch in Ruhe zu lassen.
Das Vorhaben funktionierte lange Zeit. Doch immer öfter kam es zu Auseinandersetzungen. Anfangs gab es verbale Entgleisungen, dann sogar Handgreiflichkeiten. Immer mehr Botschaften, wie “Tourist go home”, sind auf Teneriffa zu finden. Oft an touristisch geprägten Orten, wie dem bei Urlaubern beliebten Loro Parque in Puerto de la Cruz. Das Problem vieler Einwohner: Ihr Frust wächst, denn während ein Ende des Massentourismus gefordert wird, nimmt der im Gegenteil immer stärker zu.
Kanaren und die zunehmende Tourismus-Feindlichkeit
Die Vereinigung “Islas de Resistencia” agiert wesentlich plakativer als “Canarias ¡Se Agota!”. Die Organisatoren hinter den “Inseln des Widerstands” haben ein Bild des Häuschens in sozialen Medien veröffentlicht. Darunter zu lesen sind verschiedene Kommentare.
Es gibt Beiträge, wie “Natürlich wird die Situation auf den Kanarischen Inseln schon jetzt immer ernster”. Doch auch applaudierende Emojis gibt es als Antwort auf die Forderung, Jagd auf Touristen zu machen.
Das ist sinnbildlich für die aktuelle Lage der Inseln. Denn nüchtern betrachtet benötigen die Kanaren das Geld aus dem Tourismus, was reflektierte Anwohner auch anerkennen. Die Proteste werden politisch bislang jedoch überwiegend ignoriert. Die Folge ist eine immer aggressiver werdende Stimmung gegenüber Fremden. Und die dürfte dem wichtigsten Wirtschaftsmotor der Kanaren auf Dauer schaden.
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Kommentare zu:
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“Kill a Tourist” ist schon grenzwertig. Es zeigt aber auch die Dummheit der Tourismusgegner. “Kill Tourism” oder “FCK Tourism” würde den Tourismus als solchen meinen. “A Tourist” ist aber die Drohung an einen, den Touristen. Tja, heim fahren. Nachdenken, ob wir wieder kommen. Die Einheimischen leben dann von der Landwirtschaft oder EU-Geldern. War schon mal so: Piefke in Österreich. Da war dann das Gejammer groß. Aber süß die Prinzessin in der Tapas Bude. Touristin?
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