Sieben Haltestellen, 80 Kilometer Strecke und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 Kilometern pro Stunde: Diese Zahlen beschreiben den mehr als 100 Jahre zurück reichenden Traum der Regierung Teneriffas von einem Zug, der den Norden der Insel mit dem Süden verbindet. Die Pläne werden nun einmal mehr konkret.
Sogar der Transrapid hat kurz nach Edmund Stoibers legendärer Zehn-Minuten-Rede auch auf Teneriffa ein paar Politikern den Kopf verdreht. Anträge bei der EU wurden eingeholt – um dann nach der Wahl des aktuellen Inselpräsidenten wieder verworfen zu werden. Doch der Traum von der Eisenbahn zwischen Santa Cruz und Costa Adeje bleibt. Nur eben etwas konventioneller.
Teneriffa macht ernst: Enteignungen für neue Eisenbahn
Der aktuelle Plan sieht einen normalen Zug vor, betrieben von der Straßenbahngesellschaft, die in Santa Cruz die bisher einzigen Schienenfahrzeuge Teneriffas betreibt. Ein Schnäppchen wird er hingegen nicht: Zwei Milliarden Euro veranschlagt die Inselregierung Teneriffas für den Bau.
Dass sie diesmal ernster macht denn je, zeigen die aktuellen Pläne zu Grundstücksenteignungen. 635 Grundstücke seien es, die angekauft werden müssten, heißt es aus Regierungskreisen. 165 dieser Grundstücke gehörten demnach ohnehin den Gemeinden, die ein großes Interesse an einer besseren Anbindung hätten. 285 weitere Grundstücke müssten jedoch zwangsweise überschrieben werden. Bei den restlichen 185 Grundstücken würden die Besitzverhältnisse freiwillig oder anderweitig geklärt, hieß es. In Summe soll allein der nötige Ankauf des Baulands mit rund 80 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Nord-Süd-Zug auf Teneriffa: Bis zu 50.000 Fahrgäste pro Tag
Der große Aufwand soll neben der Beförderung von Touristen vor allem dazu dienen, die Wirtschaft auf der größten Kanaren-Insel anzukurbeln und die Straßen zu entlasten: In 42 Minuten könnten Anwohner künftig aus dem Süden die 80 Kilometer entfernte Hauptstadt ohne eigenes Auto erreichen. Bis zu 50.000 Fahrgäste könnten so pro Tag befördert werden. Neben den Arbeitsplätzen für den Bau entstünden so auch neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer auf Teneriffa.
Abseits der aktuellen Grundstücks-Diskussion soll auch Madrid den aktuellen Plänen offen gegenüber stehen. Bisher unbestätigten Berichten zufolge seien erste fünf Millionen Euro vom Saat auf die Insel geflossen, um das Projekt in eine konkretere Planungsphase zu bringen.
Einsenbahn-Pläne sind konkreter denn je
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nord-Süd-Zugverbindung tatsächlich kommt, war nie konkreter als im Jahr 2019. Ob das aber ausreicht, ein Bauvorhaben dieser Größenordnung zu Ende zu bringen, wo sogar das Geld für die Finalisierung des ebenfalls Jahrzehnte diskutierten und größtenteils gebauten Autobahn-Inselrings auf den letzten noch fehlenden Kilometern noch immer nicht gesichert ist, darf angezweifelt werden.
Ob die Zugverbindung also ein weiteres Mal mit Volldampf in den gut gefüllten Aktenschrank zum Thema brettert, oder diesmal tatsächlich über die erste Projektphase hinaus kommt, bleibt spannend.
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Teneriffa plant einen Nord-Süd-Zug – schon wieder
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