Es gibt Schlagzeilen, die sich Jahr für Jahr durch die Berichterstattung ziehen – und dann doch wieder abebben. Die Formel 1 auf Teneriffa ist ein solches Projekt. Seit den 90er-Jahren wird nun schon über die Planung einer eigenen Rennstrecke auf den Kanaren diskutiert. Und tatsächlich gibt es erneut Bewegung.
Die Wirtschaft der Kanarischen Inseln ist ein fragiles Gebilde. Zu sehr konzentriert sich alles auf den Tourismus. Bliebt dieser aus, beispielsweise durch eine internationale Pandemie, bricht das System mehr oder weniger zusammen. Möglicherweise ist es kein Zufall, dass in der Zeit dieser Erkenntnis ein altes Projekt aus dem Hut gezaubert wird.
Die Kanaren wollen mit einer Rennstrecke in Atogo, das in der Gemeinde Granadilla de Abona und damit in unmittelbarer Nähe zum Süd-Flughafen liegt, neue Gäste anziehen. Und der Bau soll dabei ein echtes Vorzeigeprojekt werden.
Die geplante Rennstrecke soll daher nicht nur die FIA, also den Dachverband aller Automobilclubs und damit auch den Ausrichter der Formal 1 zufriedenstellen, sondern auch den Welt-Verband für Motorräder. Weltweit gibt es nur drei Rennstrecken, die gleichermaßen Auto- und Motorradwettbewerbe ansprechen.
Der Circuito Insular del Motor auf Teneriffa soll eine Fläche von 350.000 Quadratmetern einnehmen und aus 16 Kurven sowie einer Hauptgeraden von 800 Metern Länge bestehen. Nach Angaben des Cabildo soll die erste Bauphase des Millionen-Projekts bereits im März beginnen. In der Folge soll es zehn weitere Bauphasen geben.
Im ersten Schritt sollen den Angaben zufolge die Kanalisierung der angrenzenden Schluchten und die nördliche Zufahrt gebaut werden. Zwischen Mai und Juni soll es dann eine zweite Ausschreibung geben.
Formel-1-Rennstrecke auf Teneriffa: Zunächst nur lokaler Motorsport
Die daran anknüpfende Bauphase soll die Fahrerlager umfassen. Dabei handelt es sich um die Abschnitte für die am Rennen teilnehmenden Teams – von der für ein Rennwochenende nötigen Infrastruktur bis zu den Boxen, in denen die Rennwagen und Motorräder gewartet werden. Dann sollen die Tribünen angegangen werden, hieß es.
Schon während der heißen Planungsphase tritt der Leiter des Straßenbauamtes von Teneriffa, Enrique Arriaga, allerdings wieder auf die Euphoriebremse. Der Experte sagte, das Cabildo plane die Strecke zwar für die höchsten Renn-Kategorien, also die Formel 1- und den Moto-GP, zunächst werde jedoch ein kleineres Ziel verfolgt.
Da die Finalisierung der Strecke für beide Rennsport-Königsklassen sehr hohe Investitionen erfordere, werde sie zum Start nicht in Betracht gezogen. Viel mehr bestehe das kurzfristige Ziel darin, auch den lokalen Motorsport zu fördern.
Teneriffa will Motorsport-Fans zufriedenstellen
Das Cabildo habe in viele Sportarten investiert, den Motorsport dabei jedoch trotz seiner Beliebtheit vernachlässigt. Da neben dem Zufriedenstellen der Motorsport-Fans auch Einnahmen mit lokalen und nationalen Wettbewerben winken würden, wolle man sich zunächst darauf konzentrieren.
In weiteren Schritten sollen mehr nationale und internationale Veranstaltungen hinzukommen. Und – vorbehaltlich der Endkontrolle – werde dann auch die Lizenz für FIM und FIA erteilt, hieß es.
Allerdings hat Teneriffa sogar im eigenen Land große Konkurrenz. Immerhin gibt es bereits vier Formel-1-Rennstrecken. Mit Jerez, Barcelona-Catalunya, MotorLand Aragón und Cheste gibt es für die Auto-Königsklasse ausreichend Möglichkeiten, in Spanien Rennen auszutragen. Und die FIM machte zuletzt in Navarra Halt. Alternativen gibt es zudem in Cartagena und Jarama.
Die Formel 1 und Moto GP bleiben auf den Kanaren also möglicherweise weiterhin ein Traum. Dennoch soll das Millionen-Projekt schon bald gestartet werden. Ob es sich refinanziert, bleibt abzuwarten. Auch, ob das Projekt diesmal wirklich so entscheidend vorankommt, dass tatsächlich bald Autos und Motorräder auf Teneriffa ihre Runden drehen. Und vor allem: welche.
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