Knapp drei Viertel aller Abwasserpunkte auf den Kanarischen Inseln sind in ihrer aktuellen Form nicht genehmigt. Die Folge sind seit Jahren Millionenstrafen der EU. Neben den direkten Auswirkungen gibt es auch indirekte. Denn insbesondere auf Teneriffa müssen immer wieder Strände gesperrt werden.
Für den Tourismus sind die Mikroalgen, die unter anderem in Folge der Abwasserpunkte auf den Kanarischen Inseln entstehen, eine Gefahr. Längst hat sich unter Besuchern herumgesprochen, dass sie meist durch ins Meer eingeleitetes Abwasser entstehen. Und der Gedanke, in nur teil- oder gar ungereinigtem Abwasser zu baden, schreckt potenzielle Touristen ab.
Vor fünf Jahren hatte die Mikroalgen-Blüte ihren Höhepunkt. Damals mussten am laufenden Band Strände gesperrt werden. Und das droht nun erneut. Denn durch die Erwärmung des Meeres infolge der Klimakrise finden die Algen immer günstigere Bedingungen vor.
Kommen Regenfälle hinzu, wird örtlich mehr Wasser ins Meer gespült. Und mit ihm Dünger von Agrarflächen und weiteres Abwasser. Das – zusammen mit sommerlichen Temperaturen – bringt den Mikroalgen beste Bedingungen, um sich zu vermehren.
Kanaren sperren regelmäßig Strände wegen Abwasser im Meer
Zuletzt mussten bei Candelaria und Granadilla mehrere Strände gesperrt werden. Die Stadtverwaltung von Candelaria bestätigte, dass an den Stränden von Punta Larga und Los Guanches Badeverbote aufgrund von Mikroalgen ausgesprochen wurden.
Auch wenn das Rathaus beschwichtigend mitteilte, dass die Vorkommen dieser Mikroorganismen oft nur Stunden oder Tage andauern würden, werde man das Vorkommen genau untersuchen, hieß es weiter.
Anwohner kennen die Mikroalgen längst und auch Fachleute bestätigen insbesondere die kurzfristigen Vorkommen. Im Sommer 2017 hatten diese ihren Höhepunkt erreicht, als über Monate immer wieder verschiedene Strände tageweise gesperrt werden mussten.
Immer wieder Algen und Bakterien im Meer
Gefahr für den Menschen geht von ihnen nur bedingt aus. Die von Mikroalgen befallenen Gewässer können Reizungen des Magen-Darm-Trakts hervorrufen. Für die Meeresbewohner sieht das hingegen anders aus: Teile des Ökosystems im Meer leiden stark unter den Abwässern, von denen sich die Algen ernähren.
Bisher sind Experten nicht davon ausgegangen, dass sich die Situation von 2017 in der Form wiederholen würde. Doch mit der zunehmenden Erwärmung des Meeres wackelt diese Prognose. Denn die Cyanobakterien können sich unter anderem dann gut vermehren, wenn Abwasser auf warme Temperaturen trifft.
Und da die Erderwärmung kurzfristig nicht enden wird, besteht eine Lösung nur darin, endlich die Vorgaben der EU zu erfüllen und kein ungeklärtes oder nur teilgeklärtes Abwasser mehr in den Atlantik zu leiten.
Keine Lösung – Kanaren-Regierung kauft Schiff
In der Zwischenzeit werden Strandsperrungen weiterhin zum Alltag auf den Kanaren gehören. Insbesondere im Sommer, wie aktuell in Candelaria oder zuletzt in Granadilla, wo die Stadtverwaltung in der Vorwoche kurzfristig das Baden in Gebieten wie Playa Grande bei El Médano sowie in La Tejita und El Chinchorro untersagte.
Die kurzfristige Reaktion auf die Algenkrise von 2017 war die Anschaffung zweier Schiffe, die Mikroalgen sowie Plastik und andere Abfälle einsammeln. 1,2 Millionen Euro ließ sich die Politik diese Entscheidung kosten.
Um das Problem jedoch bei der Wurzel zu packen, muss das Abwassersystem der Kanarischen Inseln reformiert werden. Es wäre nicht nur für das Ökosystem und den Tourismus die beste Lösung, sondern auch für die regionale Politik. Denn neben dem Umweltschutz-Image, das sich die Regierung auf die Fahnen schreiben könnte, kostet der andauernde Verstoß gegen EU-Vorgaben in der Zwischenzeit weiterhin Strafzahlungen in Millionenhöhe.
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