Sogar die ersten Schneeflocken sind am Donnerstag auf den Kanarischen Inseln gelandet. Doch so besinnlich dies zunächst klingen mag, so ungemütlich ging es einige tausend Meter tiefer zu. Denn die Unwetter-Front brachte Seiteneffekte mit sich.
“Keine Verletzten”, so lautete das Resümee der Einsatzzentralen auf Teneriffa. Zwar verunglückte ein Kitesurfer in Playa Hondo im Gemeindegebiet Arona gegen 15.20 Uhr schwer, doch der Mann konnte stabilisiert und ins Krankenhaus gebracht werden. Der Zwischenfall wird als durch Leichtsinn entstandener Sportunfall eingestuft, nicht als Folge des Unwetters. Schließlich gab es eine ausdrückliche Warnung.
Zudem müssen auch mögliche Todesopfer, die vom afrikanischen Kontinent aus in Booten und Cayucos die Kanaren zu erreichen versuchten, bedacht werden. In der aktuellen Situation muss fast davon ausgegangen werden, dass sich Personen auf die beschwerliche Überfahrt gemacht hatten. Und die See war so rau, dass ein Ankommen in den nicht hochseetauglichen Booten nahezu ausgeschlossen ist. In der Vorwoche war bereits bei ruhiger See ein Boot gekentert. In der Folge ertranken mindestens acht Personen vor Lanzarote.
Sachschäden nach Unwetter auf Teneriffa
Doch Teneriffa selbst überstand das jüngste Unwetter mit nur einigen Sachschäden. Die Gemeinden Santa Cruz de Tenerife und La Laguna sowie das Koordinierungszentrum für Notfälle der Regierung der Kanarischen Inseln meldeten am Vormittag mehre Zwischenfälle durch die teils starken Regenfälle. Am Nachmittag kamen dann eher durch den Wind ausgelöste Probleme hinzu.
Den Anfang machte am Morgen ein Erdrutsch. In San Andrés, nahe dem Teresitas-Strand, fiel ein von Regen und Sturm gelockerter Felsbrocken auf die Autobahn. Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten dauerten mehrere Stunden.
Später begannen dann die Arbeiten zum Abpumpen überfluteter Straßen. Insbesondere im Nordosten Teneriffas waren örtlich so starke Niederschläge niedergegangen, dass die Kanalisationen einiger Straßenzüge den Wassermassen nicht mehr standhielten. Die Nothelfer verzeichneten rund 50 Einsätze.
Unfälle durch Sturm auf Teneriffa: Auto landet auf dem Dach
Am Nachmittag sorgten dann die Sturmböen für weitere Einsätze. Zunächst hatte eine Palme in Santa Cruz einen Motorroller unter sich begraben, dann fielen in La Laguna zwei Bäume auf drei weitere Fahrzeuge und verursachten Schäden. Die Umsicht der Fahrer verhinderte schlimmeres. In Santa Úrsula wurde ebenfalls eine Palme entwurzelt, in Tacoronte ein Mast aus der Verankerung gerissen und in Adeje hielten Stromleitungen dem Wind nicht Stand.
Später ging es dann auf der Nord-Autobahn Teneriffas rund. Gleich mehrere Unfälle ereigneten sich auf der TF-5 und angrenzenden Straßen. Auf der TF-2 kam es ebenfalls zu einem schwereren Unfall. Ein Auto landete auf dem Dach. Schwerer verletzt wurde auch dabei niemand. Und auch auf der TF-1 meldete die Lokalpolizei von Santa Cruz Auffahrunfälle.
Mehr als 40 Liter Regenwasser in La Laguna, Glatteis am Teide
Nach Angaben der Meteorologen wurden in La Laguna 40,4 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gemessen. In der Hauptstadt Santa Cruz waren es 29 Liter. Für die Natur und die teils leeren Rückhaltebecken waren die Niederschläge ein Segen. Die Anwohner der übergelaufenen Wohnstraßen hingegen müssen noch einige Tage mit Aufräumarbeiten rechnen.
Bei den Temperaturen erreichte erwartungsgemäß der Teide den Tages-Rekord. Dort wurden -2,1 Grad Celsius gemessen. Die Straßen im Teide-Nationalpark waren stellenweise stark vereist. La Palma meldete am Roque de los Muchachos -1,2 Grad.
En busca de la nieve y el hielo en Tenerife en el Parque Nacional del Teide durante los últimos coletazos de este temporal otoñal. pic.twitter.com/uDVB8dfNGa
— Imanol Zuaznabar (@Imanolzuaznabar) November 27, 2020
Beim Wind wurden Spitzengeschwindigkeiten von 119 Kilometern pro Stunde gemessen. Das meldete die Station bei Izaña. In Valverde auf El Hierro waren es noch 87 und am Flughafen Los Rodeos 84 km/h.
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