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Misstrauensantrag auf Teneriffa: Marco González fliegt raus – das ist sein Nachfolger


Auf Teneriffa findet heute ein Misstrauensvotum statt. Wir erklären wer gehen muss, wer kommt und die Geschichte dahinter.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 4 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Es ist der dritte Misstrauensantrag in der Geschichte von Puerto de la Cruz. Er trifft Marco González, den Bürgermeister der Stadt im Norden von Teneriffa. Dieser war für die PSOE angetreten, die Spanische Sozialistische Arbeiterpartei. Und er war in der Stadt beliebt und umstritten zugleich.

Das Misstrauensvotum findet am Freitag im Rahmen einer außerordentlichen Plenarsitzung statt und die Folge gilt bereits als sicher: González wird gehen müssen und auch die Nachfolge steht schon fest.

Damit endet die Tätigkeit des Bürgermeisters nach einem Jahr in seiner zweiten Amtszeit. Wir erklären die Hintergründe der Querelen und stellen den Nachfolger vor:

Teneriffa: Puerto de la Cruz bekommt neuen Bürgermeister

Es war lange Zeit ein offenes Geheimnis, dass der Koalitionspartner ACP mit dem Bürgermeister unzufrieden war. Die Partei sieht sich als “politisches und soziales Projekt, das auf Bürgerbeteiligung, Transparenz und Planung basiert”. Ziel sei es, “die Förderung eines lebenswerteren, egalitäreren und nachhaltigeren Puerto de la Cruz” zu schaffen.

Dafür war die ACP mit der PSOE einen Pakt eingegangen. Doch je länger die Amtszeit dauerte, desto mehr Unzufriedenheit staute sich beim Vorsitzende der ACP, David Hernández, auf. Dieser gilt auch als treibende Kraft hinter dem Misstrauensantrag.

Die christlich-konservative und wirtschaftsliberale PP und die “Kanarische Koalition” (CC), ein Parteienverbund verschiedener kanarischer Regional- und Inselparteien aus der politischen Mitte, mussten nicht lange überzeugt werden. Sie schlossen sich dem Antrag an. Und damit steht bereits vor der Wahl fest, dass González gehen werden muss.

Das ist der neue Bürgermeister von Puerto Cruz auf Teneriffa

Beerbt wird dieser von Leopoldo Afonso. Der Jurist wird in wenigen Tagen 36 Jahre alt. Er war bei den jüngsten Wahlen auf dem zweiten Platz gelandet. Die Abwahl von González macht nun den Weg für den PP-Politiker frei.

Der Nachname ist in Puerto de la Cruz und auf ganz Teneriffa durchaus bekannt: Bruder Lope Afonso war von 2015 bis 2019 ebenfalls Bürgermeister der Stadt. Heute arbeitet er als Vizepräsident der größten Kanaren-Insel. Und von 1979 bis 1984 war mit Paco Afonso bereits ein Cousin der Beiden als erster Bürger von Puerto de la Cruz aktiv. Dieser trat damals allerdings für die PSOE an, die nun mit González den Platz an der Sitze des Rathauses räumen muss.

Dritter Misstrauensantrag in Puerto de la Cruz

Der dritte Misstrauensantrag in der Geschichte der Stadt weist ebenfalls Parallelen zu vorherigen Umstürzen auf. Denn schon an den beiden vorherigen Maßnahmen waren PP und CC beteiligt.

Am 14. Juli 1995 schlossen sich der damalige PP-Chef Antonio Castro und der Vorsitzende der CC, Marcos Brito, zusammen. Gemeinsam wurde Salvador García Llanos (PSOE) weniger als einen Monat nach der Bildung der Kommunalregierung wieder aus dem Amt gejagt.

Am 6. Oktober 2009 kam es dann zu ähnlichen Geschehnissen: Zwei Jahre nach der Regierungsbildung unterzeichneten PP und CC einen ähnlichen Antrag. Ein umfangreicheres Bündnis wurde aufgelöst. Erneut ging damals Marcos Brito als Gewinner hervor und wurde Bürgermeister.

ACP als neue politische Kraft in Puerto de la Cruz

Diesmal ist mit der ACP eine junge Partei beteiligt. Schon kurz nach dem Auftakt der Koalition mit der PSOE kamen Unstimmigkeiten auf. González zeigte sich stets sicher, diese im Griff zu halten. Denn tatsächlich galt es als unwahrscheinlich, dass sich die ACP den anderen Parteien anschließen würde.

Entsprechend bitter klang der scheidende Bürgermeister nach dem Misstrauensvotum: “Eine linke Partei, die mit Podemos und Sumar sympathisiert und einen Pakt mit der PSOE geschlossen hat, schließt sich nun der PP und CC an und überlässt das Bürgermeisteramt der Rechten”, schimpfte González am Dienstag. Dieses Vorgehen sei “inkohärent” und zeige “einen Mangel an Respekt gegenüber den Einwohnern der Stadt, die für eine fortschrittliche Kommunalregierung gestimmt haben”.

Das ändert sich nach dem Misstrauensvotum in Puerto de la Cruz

Damit werden auch die politischen Einflüsse im Norden Teneriffas neu gemischt. Die PP wird nach dem Antrag nicht nur den Bürgermeister stellen, sondern auch die Bereiche allgemeine Verwaltung, innere Angelegenheiten und Polizei (über den Bürgermeister), Finanzen, öffentliches Auftragswesen, Kulturerbe, HR, Tourismus, Kulturförderung, Soziales, Bildung, Jugend, Tierschutz, Fiestas, Markt, technologische Entwicklung, Senioren und Menschen mit Einschränkung, Costa Martiánez Complex, Strände, öffentliche Parkplätze, Friedhöfe und Museen übernehmen.

An die CC entfallen derweil die die Bereiche allgemeine Dienstleistungen, kommerzielle Entwicklung, Handel, Gewerbe, Industrie und Primärsektor sowie das Handwerk. Und die Asamblea Canaria Portuense zeichnet verantwortlich für die Bereiche Stadtplanung, öffentliche Arbeiten, Umwelt, Nachhaltigkeit, Mobilität, Zugänglichkeit, Bürgerbeteiligung, Beschäftigung, Sport, Gesundheit, Drogenprävention, Konsum, ÖPNV, Gleichstellung und LGTBIQ+.

Marco González hatte seinen letzten öffentlichen Auftritt als amtierender Bürgermeister von Puerto de la Cruz damit am Donnerstag beim institutionellen Akt zum Tag der Virgen de Candelaria. Veranstaltungen wie diese machten ihn bei einem Teil der Bevölkerung so beliebt: González liebte es, mit breitem Grinsen voranzuschreiten. Für die einen sympathisch, warfen ihm andere Einwohner Puertos nach solchen Auftritten Arroganz vor.


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Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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