Teneriffa kommt ohne Umdenken nicht aus dem Schuldenloch. Eine Kurtaxe wäre ein logischer Schritt. Parteipolitische Rivalität wird den Diskurs jedoch sehr wahrscheinlich im Keim ersticken. Eine vertane Chance!
Dumping-Urlaub, All-Inclusive-Angebote und Fast-Food haben aus dem einst traditionellen Strandurlaub in fernen Ländern eine zielgruppenunabhängige, austauschbare Low-Budget-Bespaßung gemacht. Leidtragende sind die Geschäftsleute und Gastronomen der Urlaubsdestinationen – und die Urlauber selbst.
Natürlich ist es nicht verboten, günstige Preise zu machen und Touristen durch All-Inclusive-Bändchen für die Zeit ihres Aufenthalts an das Hotel zu binden. Immerhin liegt “All-In” im Trend – und den sollte kein Hotelier verschlafen.
Dennoch haben derartige Angebote teils weitreichende Konsequenzen: Die Fußgängerzonen verwaisen, Einzelhändler schließen ihre Geschäfte und Gastronomen gehen bankrott oder auf Low-Budget-Mainstream und austauschbare Angebote entsprechender Qualität.
Konsequenz dieser Entwicklung sind neben Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit in der Bevölkerung sowie schlechter ausgestatteten Hotelanlagen vor allem sinkende Steuer-Einnahmen. Eine Woche “All-In-Urlaub” inklusive Flug und Shuttle-Service zum Hotel gibt es bereits ab 275 Euro. Und vor Ort wird kaum etwas außerhalb des pauschal bezahlten Rundum-Pakets konsumiert.
Die Folge: Nach Abzug der im Heimatland entrichteten Mehrwertsteuer auf Reise und Flugpreis bleiben für den Hotelier nur wenige Euro. Teilweise ist der Umsatz zweistellig, der Gewinn verschwindend gering. Ein solcher Urlauber generiert also entsprechend wenig der für den Erhalt von Teneriffas Infrastruktur wichtigen Steuergelder. Zugegeben, diese Rechnung ist ein Extrem- aber wahrlich kein Einzelfall.
Und wie soll von den im Rechenexempel bleibenden sieben bis zehn Euro Steuergeld pro Urlauber ein marodes Straßennetz ausgebaut und die jeweilige Stadt in Schuss gehalten werden? Auf lange Sicht eine unlösbare Aufgabe und Milchmädchenrechung.
Eine Kurtaxe würde genau an dieser Stelle ansetzen: Urlauber zahlen anstatt 275 Euro eben 278,50 Euro. Oder ein Luxusurlauber statt 1199 Euro eben 1209,50 Euro. Ein kaum merklicher Unterschied, der wohl nur im Extremfall den Ausschlag für ein anderes Reiseziel gibt.
Teneriffa dagegen würde sich auf diesem Weg die dringend benötigten und immer öfter ausbleibenden Einnahmen zurück holen. Dass der Vorstoß am Montag im Parlament belächelt wurde, liegt vermutlich eher an parteipolitischer Rivalität als an vorausschauender politischer Planung.
Der Insel und nicht zuletzt dem nur vermeintlich leidtragenden Besucher ist zu wünschen, dass die Politik ihre Haltung noch einmal überdenkt. Schließlich würden die jährlichen Mehreinnahmen im hohen zweistelligen Millionenbereich am Ende Einwohnern und Urlaubern gleichermaßen zugute kommen.
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Kommentar: Kurtaxe auf Teneriffa wäre richtig
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