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Ein Jahr nach Waldbränden: Feuer-Teufel von Teneriffa weiter auf freiem Fuß


Der schwerste Waldbrand seit Jahrzehnten auf den Kanarischen Inseln ist vor genau einem Jahr ausgebrochen. Der oder die Brandstifter sind weiter nicht identifiziert.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Der Alarm geht um kurz vor 21 Uhr in der Leitstelle der 112 Canarias ein. Die zentrale Notrufzentrale der Kanarischen Inseln nimmt den Anruf ernst. Das Feuer ist in diesem Moment dennoch eines von vielen. Erst Tage später wird klar, dass es als eines der verheerendsten in die Geschichte der Kanarischen Inseln eingeht.

Vor genau einem Jahr bricht auf Teneriffa der größte Brand der jüngeren Geschichte aus. Während unten in Candelaria die Pilgerfahrt ihr Ende findet, beginnt in den Bergen oberhalb der Kampf gegen die Flammen. Er wird mehr als drei Monate andauern.

In den Bergen von Arafo findet das Feuer seinen Anfang. Nach wenigen Tagen spricht der Präsident der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo, von Brandstiftung. Dem General der Guardia Civil schmeckt das nicht. Ihm zufolge sei die Beweisführung langwierig und die Suche annähernd unmöglich. Drei Männer sitzen in Haft. Doch die Agenten suchen weiter, arbeiten unter Hochdruck. Genau wie Tausende andere Menschen seither:

60 Meter hohe Feuer-Tsunamis auf Teneriffa

Während die Politik um Vorsorge bemüht ist und die Wehrleute um Prävention, sucht die Guardia Civil weiter nach dem oder den Verursachern. Die Sorge vor Waldbränden dieser historischen Größenordnung ist immens. Auf den Kanaren wurden knapp 15.000 Hektar Wald und Fläche in einem Umkreis von 90 Kilometern zerstört.

Die Feuerwehr gibt nach dem Einsatz Einblicke preis. Von 60 Meter hohen Feuer-Tsunamis wird berichtet. Es grenzt an ein Wunder, dass während der monatelangen Löscharbeiten keine Einsatzkraft ernsthaft verletzt wird, keine Todesopfer zu beklagen sind.

Waldbrand auf Teneriffa betraf zwölf Gemeinden

Dafür jedoch verbrannten wichtige Teile der Vegetation in zwölf Gemeinden der größten Kanaren-Insel. Arafo, Candelaria, El Rosario, El Sauzal, Güímar, Fasnia, La Orotava, La Matanza de Acentejo, La Victoria de Acentejo, Los Realejos, Santa Úrsula und Tacoronte sind von dem Brand betroffen. 13.000 Menschen müssen zwischenzeitlich ihre Häuser räumen. Der finanzielle Schaden wird auf knapp 150 Millionen Euro geschätzt.

Ermittlungen gegen Brandstifter auf Teneriffa

Unterdessen haben die 40 Ermittler der Seprona-Einheit auf Teneriffa alle Hände voll zu tun. Sie nahmen allein im Juli drei mutmaßliche Brandstifter fest, eine vierte Person befindet sich da bereits vor Gericht.

Einem Mann wird vorgeworfen, 15 Feuer bei Vilaflor gelegt zu haben. Festgenommen wurde er Anfang Juli. Rund zwei Wochen später klicken die Handschellen bei einem 49-Jährigen, der zwei Brände zwischen Vilaflor und San Miguel de Abona gelegt haben soll. Ende des Monats wird dann ein 35 Jahre alter Mann festgenommen. Er soll zwei Wochen zuvor ein Feuer bei La Esperanza gelegt haben.

Hinzu kommt das Gerichtsverfahren gegen einen Mann, der innerhalb von 23 Jahren diverse Feuer rund um Los Realejos gelegt haben soll. Der Mann wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Nach Waldbränden: Wiederaufbau auf Teneriffa läuft

Derweil ist die Insel-Verwaltung von Teneriffa mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Im Teide-Nationalpark können alle Wege wieder genutzt werden. Zehn Straßen, ebensoviele Wanderwege und acht Fahrrad-Strecken bleiben unterdessen weiter geschlossen. Ebenso sieht es mit dem Campingplatz La Caldera de La Orotava aus.

Die Forst-Abteilungen sind damit beschäftigt, nach dem Feuer kranke Wald-Bestände zu identifizieren. Es solle vermieden werden, dass Menschen durch lange Zeit nach dem Feuer umstürzende Bäume verletzt werden. Zudem wird der Wald weiter aufgeräumt, strategisch sinnvolle Schneisen werden erarbeitet.

7,5 Millionen Euro werden in die Sicherung von Bergen und Hängen investiert, weitere 29 Millionen in die Aufforstung der Wälder. Zwei Millionen Euro stehen für Gehälter rund um diese Arbeiten zur Verfügung.

Teneriffa setzt auf Waldbrand-Prävention

Um Feuer wie dieses nicht erneut entstehen zu lassen, wurden die Präventionsmaßnahmen erweitert. So sind 600 Personen in Bereitschaft, sich im Notfall neuen Waldbränden auf Teneriffa entgegenzustellen. Dazu gehören auch die Besatzungen zweiter Hubschrauber. Einer ist ganzjährig auf Teneriffa stationiert, einer während der Waldbrand-Saison.

Ferner werden diverse Projekte zur Wiederaufforstung der Wälder durchgeführt. Zugleich wird darauf geachtet, dass es künftig leichter fällt, Schneisen zu legen, die ein Übergreifen von Feuern auf benachbarte Gemeinden, bewohnte Bereiche und andere Gebiete erschweren sollen.

Die Suche nach dem oder den Brandstiftern dauert unterdessen an. Die Behörden haben auch am Jahrestag des Ausbruchs noch keine heiße Spur. Aufgeben will man dennoch nicht. Das historische Feuer auf Teneriffa hat eine eine tiefe Narbe in der Seele der Bewohner hinterlassen. Viele von ihnen wollen wissen, wer dafür verantwortlich ist. Und die Ermittler arbeiten fieberhaft daran, dies herauszufinden.


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Ein Jahr nach Waldbränden: Feuer-Teufel von Teneriffa weiter auf freiem Fuß

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Johannes Bornewasser s/w

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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