169 Tage nach der Sperrung der beliebten Playa Jardín hat die Kanaren-Regierung wichtige Arbeiten freigegeben. Der beliebteste Strand im Norden der größten Kanaren-Insel ist seit dem 3. Juli geschlossen. Abwasser macht das Baden unmöglich.
Der beliebte Touristen-Ort Puerto de la Cruz hat im Sommer seinen wichtigsten Strand verloren. Zwar wurden erste Arbeiten rund um ein gebrochenes Abwasserrohr freigegeben und auch bisher nicht an die Kanalisation angeschlossene Häuser im Stadtteil Punta Brava ausgemacht, doch die größte Herausforderung bleibt die Kläranlage im Norden der Kanaren-Insel.
Diese muss aufwendig erweitert werden. Die Freigabe des Projekts lässt seit 15 Jahren auf sich warten. Entsprechend wächst in Puerto de la Cruz der Ärger über die Politik. Was die nun ankündigt:
Abwasser sorgt weiter für Strand-Sperrung auf Teneriffa
Das Rohr, das teilgeklärtes Abwasser ins Meer leiten soll, ist nahe dem Strand gebrochen. Die Infrastruktur ist marode und alt. Ein beauftragtes Spezial-Unternehmen hat mit einem Tauch-Roboter den Sanierungs-Bedarf festgestellt. Dafür gibt es nun endlich die Freigabe.
Mit der Maßnahme verknüpft ist die Hoffnung, dass bakterienbelastetes Wasser künftig wieder weit vor die Küste der Insel transportiert wird und die Wasserwerte an der Playa Jardín somit wieder besser werden. Doch auch diese Arbeiten stocken.
Abwasser am Strand – Lösung erst in zwei Jahren
Zuletzt waren die Verantwortlichkeiten immer wieder zwischen den dem Rathaus, der Insel-Verwaltung und den Zuständigkeiten auf Kanaren-Ebene hin- und hergeschoben worden.
Nun gab das Cabildo von Teneriffa bekannt, dass die Regierung der Kanarischen Inseln die Arbeiten ausschreiben lasse. Teneriffas für Themen der Nachhaltigkeit und Umwelt zuständige Ministerin Blanca Pérez teilte mit, dass der Vertrag “bis Mitte 2025 unterzeichnet werden” könne.
Bisher rechnen die Behörden mit einer Umbauzeit von mindestens 16 Monaten. Dies bedeutet, dass eine endgültige Lösung von jetzt an noch mindestens zwei Jahre auf sich warten lassen wird. “Dieser Zeitraum ist variabel, da er vom Zustand des Meeres in diesem Teil der Insel abhängt”, heißt es aus dem Ministerium.
Kläranlage von Puerto de la Cruz heillos überfordert
Als Grund für die enormen Verzögerungen wird politisches Versagen angegeben. Auch wenn das im Wortlaut moderater formuliert wird, lautet die Botschaft, dass seit 15 Jahren über dringend nötige Umbaumaßnahmen der Kläranlage gesprochen werde und diese erst jetzt, mehrere Monate nachdem der Strand ganz geschlossen werden musste, eingeleitet worden seien.
Die Kläranlage von Puerto de la Cruz ist für die Gemeinde samt angrenzender Städte zuständig. Sie schafft rund 6800 Kubikmeter Abwasser pro Tag. Der tatsächliche Bedarf am Fuße des Orotava-Tals liegt jedoch deutlich darüber.
Nach der ersten Umbau-Phase würde die Abwasser-Kapazität auf etwa 10.000 Kubikmeter pro Tag steigen. Das entspricht in etwa dem Bedarf einer Stadt mit 90.000 Einwohnern. Puerto de la Cruz, La Orotava und Los Realejos beheimaten jedoch mehr als 110.000 Einwohner. Daher muss nach dem Umbau unmittelbar die zweite Bauphase beginnen. Diese steigert die Kapazität dann auf etwa 20.000 Kubikmeter Abwasser pro Tag. Laut Experten ist das unter Berücksichtigung von Urlaubern und Besuchern der tatsächliche Bedarf.
Puerto de la Cruz: Kläranlage kostet mehr als 21,5 Millionen Euro
Ende 2022 wurde der bisher letzte Plan zum Umbau der Kläranlage gefasst. Die damals prognostizierten Kosten beliefen sich auf rund 21,5 Millionen Euro. Aufgrund der Inflation und anderen Effekten gehen Experten davon aus, das diese Zahl inzwischen nochmals gestiegen ist.
Anwohner und Interessengemeinschaften kritisieren die Regierung für den 15-jährigen “Dornröschenschlaf”. So lange sei bereits bekannt, dass es Probleme gebe. Nun würden die Geschäftsleute und Anwohner der Region das bisherige Versagen ausbaden müssen, lautet der Vorwurf.
Teneriffa: Auch Abwasser-Auslass muss saniert werden
Neben dem offensichtlichen Sanierungsstau an der Kläranlage ist auch die Reparatur des Abwasser-Auslasses noch nicht abgeschlossen. Das 980 Meter lange Rohr muss auf einer Länge von 240 Metern aufwendig saniert werden. Inzwischen steht fest, dass dies bereits seit 15 Monaten bekannt war.
Ein Bruch des Rohres war sogar seit vier Jahren bekannt. Das Problem wurde zunächst als geringfügig eingestuft. Warum bei den immer schlechter werden Wasserwerten nicht frühzeitig ein Zusammenhang erkannt und reagiert wurde, ist derzeit Teil von Ermittlungen.
Für die nun endlich freigegebenen Arbeiten am Abwasser-Auslass vor der Küste von Puerto de la Cruz werden weitere 2,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Arbeiten können immer nur dann durchgeführt werden, wenn die Strömung dies zulässt. Insbesondere im Winter gilt das Meer vor der Nordküste Teneriffas an vielen Tagen als zu rau.
Ob die Abwasserrohr-Sanierung ausreicht, um den Strand schon vor Ende der Umbaumaßnahmen der Kläranlage wieder freigeben zu können, ist bisher unklar. Mehrere Häuser des angrenzenden Stadtteils Punta Brava leiten ihr Abwasser weiterhin direkt ins Meer. Vor dem Umbau der Kläranlage kann das aller Voraussicht nach nicht geändert werden, womit eine vorherige Wiedereröffnung der Playa Jardín als unwahrscheinlich gilt.
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Abwasser: Playa Jardín auf Teneriffa noch bis zu zwei Jahre gesperrt
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