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Abwasser an Teneriffa-Strand: “Unbekannte Rohre” und “strukturelle Probleme”


Der beliebteste Strand in Teneriffas Norden ist seit inzwischen acht Monaten geschlossen. Jetzt liegt der offizielle Bericht vor. Die Erkenntnisse fallen drastisch aus.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten – 1 Leserkommentare bei Teneriffa News

Sie liest sich wie eine Abrechnung mit den Verantwortlichen. Ihr Name klingt abstrakt, die Ergebnisse jedoch sind sehr konkret: Die Studie mit dem langen Titel “Analyse der Abwässer in der Kläranlage von Valle de La Orotava und des Meeresumfelds im Bereich des Unterwasserauslasses von Punta Brava, Playa Jardín und San Telmo sowie Interpretation der erhaltenen Ergebnisse”, fasst die vielleicht größte Umweltkrise Teneriffas zusammen. Und das erstmals schonungslos.

Der Bericht wirkt dabei wie eine Bestandsaufnahme des Behördenversagens. Und sie stellt klar, dass neben den Bewohnern auch die Wirtschaft und die Natur rund um Puerto de la Cruz unter den Abwasser-Problemen an der Playa Jardín leiden.

Seit acht Monaten tagten regelmäßig Krisenstäbe. Informationen gab es stets scheibchenweise. Eine umfassende Aussage zu den Problemen und ihren Lösungen wurde hingehen vermieden. Bis jetzt. Denn nun liegt zumindest der vollständige Bericht vor:

Abwasser-Problem in Teneriffas Norden

Bisher standen mal die Überforderung der Kläranlage, dann wieder die teilweise nicht angeschlossenen Gebäude des Stadtteils Punta Brava im Fokus. Zudem wurde der Abwasserrohrbruch mal stärker, mal weniger stark betont.

Und auch die Wiedereröffnung ist seitens der Stadt deutlich früher terminiert als es die Insel-Regierung glaubt. Während in Puerto de la Cruz von Sommer gesprochen wird, rechnet die regionale Politik im Jahr 2025 nicht mit einer Lösung.

Abwasser-Katastrophe auf Teneriffa

Zumindest der Auslöser der katastrophalen Wasserwerte ist nun bestätigt. Und die Ergebnisse klingen besorgniserregend: Das unabhängige Spezialunternehmen spricht in seinem Bericht von “unbekannten Rohren”, die Abwasser vor der Küste von Puerto de la Cruz ins Meer leiten. Außerdem gebe es “kaskadenartige Einleitungen” und “strukturelle Mängel” im Abwassersystem, die “zu einer kontinuierlichen direkten Einleitung an der Küste führen”.

Ferner gebe es “alte Senkgruben”, die das verschmutzte Wasser in den Untergrund leiten und an der Küste enden. Hinzu kommt eine heillos überforderte Kläranlage, die den Vorschriften nicht entspreche. Eher hinzu komme dann noch der “Bruch des Unterwasserauslasses nur 100 Meter vor der Küste”.

Abwasser-Probleme auf Teneriffa seit Jahren bekannt

Damit zeichnet der Bericht ein umfassend düsteres Bild. Doch Teile dessen waren bereits zwei Jahre zuvor bekannt. Der Wasserrat von Teneriffas Inselregierung teilte schon 2022 mit, dass es dauerhafte Verschmutzungsquellen nahe der Playa Jardín gebe.

Der Präsident der Umweltberater auf den Kanaren wird deutlich: Die Behörden hätten “diese Warnung seit langem genau gekannt”, sagt Juan Rumeu und fügt an, dass der neue Bericht nur bestätige oder konkretisiere, was den Behörden bereits seit langem bewusst war.

Rumeu wirft dem Rathaus und der kanarischen Politik absichtliche Untätigkeit vor, da Abwasser keine Wahlen gewinne und daher alles rund um dieses Thema verschlafen worden sei.

Abwasser auf Teneriffa: Untätige Politik?

Aus diesem Grund habe er eine Anzeige bei der Umweltstaatsanwaltschaft eingereicht. Denn: “Seit mehr als 15 Jahren ist bekannt, dass die Kläranlage nicht in der Lage ist, das Abwasser aus dem Orotava-Tal” zu bewältigen. “Seit mehr als 30 Jahren sind die gravierenden Mängel des Abwassernetzes von Puerto de la Cruz bekannt”. Die Untätigkeit habe in einer Umweltkatastrophe gemündet, lautet der Vorwurf.

Und so sei erst als die Werte durchgehend außerhalb des akzeptablen Bereichs lagen seitens der Behörden etwas passiert. Jetzt beginne zwischen Wasserrat, Rathaus und Insel-Regierung die Suche nach Schuldigen. Immerhin kündigte das Rathaus von Puerto de la Cruz ein neues Abwasser-Netz für Punta Brava an. Durch die lange Wartezeit werden dafür nun mehr als 35 Millionen Euro fällig – zusätzlich zu den Kosten für die Arbeiten an den Problemen rund um die Playa Jardín.


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Über den Autor

Abwasser an Teneriffa-Strand: “Unbekannte Rohre” und “strukturelle Probleme”


Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

Ihre Meinung

Kommentare zu:

Abwasser an Teneriffa-Strand: “Unbekannte Rohre” und “strukturelle Probleme”


  1. RFK schrieb am

    Was für ein katastrophales Ergebnis. Was für ein vernichtendes Urteil über die Verantwortlichen der Politik und der Verwaltung Teneriffas. Die Gesundheit ihrer Mitmenschen hat sie einen feuchten Kehricht gekümmert.

    Was aber noch betroffener macht, ist die Tatsache, dass sich keine einzige Umweltorganisation dieser Gesundheitsgefahren angenommen hat. Und niemand solle sagen, dass er diese Schweinereien nicht zumindest geahnt hätte.

    Und was als nächstes durch ein unabhängiges Institut oder ein unabhängiges Wirtschaftsprüfer-Unternehmen erkundet werden müsste, wäre, was die Regierung Teneriffas eigentlich mit den milliardenschweren Einnahmen über die Jahre hinweg gemacht hat. Da muss ein unabhängiger Rechenschaftsbericht her.

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