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Abwasser am Strand von Puerto de la Cruz: “Wir baden in Exkrementen”


Auf Teneriffa läuft weiter ungefiltertes Abwasser ins Meer. Die Playa Jardín ist seit einem Monat gesperrt. Das ist der Stand der Dinge.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Wer an der Playa Jardín tief einatmet, bemerkt das Problem je nach Windrichtung schnell. Der beliebteste Strand von Puerto de la Cruz und Umgebung ist gesperrt. Abwasser kontaminiert die Küste. Und das richt man.

Seit mehr als einem Monat ist der Strand, der eigentlich für seine Schönheit bekannt ist, nun schon gesperrt. Und damit zwei Wochen zu spät. Denn die Problematik war längst bekannt. Doch die Behörden verschliefen eine rechtzeitige Sperrung (mehr dazu am Textende). Und das ist sinnbildlich für die aktuelle Situation.

Die Einwohner des angrenzenden Stadtteils Punta Brava sehen sich stigmatisiert. Denn es ist ihr Abwasser, das ungefiltert ins Meer geleitet wird. Auf einigen Hauswänden hängen Transparente. “Genug ist genug” oder “Wir baden in Exkrementen”, steht dort geschrieben. Wer den beigebraunen Schaum oder die Algen am Strand übersehen hat, weiß spätestens jetzt, warum das rot-weiße Flatterband hier vom Baden abhält. Wer näher tritt, kann dreisprachig lesen, dass aufgrund von Krankheitsgefahr dringend vom Schwimmen abgeraten wird.

Puerto de la Cruz sperrt Strand wegen Abwasser-Kontaminierung

Die Nachbarn und Geschäftsleute haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Sie bezeichnen die Situation als “surreal”. Über dem Viertel im Norden Teneriffas hängt wie ein Damoklesschwert die Frage: “Wie konnte es soweit kommen?”.

Die Antwort darauf ist simpel: Seit Jahren wird ein Umbau verschlafen. Der Stadtteil ist über Jahrzehnte gewachsen, viele der etwa 450 Häuser sind selbstgebaut. Die Regierung der Kanarischen Inseln musste eingestehen, dass offenbar Abwasser in Leitungen geschleust wird, die als Notentwässerung für Unwetter gedacht ist. Mit ihr soll eigentlich nur bei Starkregen der Niederschlag direkt ins Meer geleitet werden. Doch offenbar transportieren sie mehr als das. Und zwar regelmäßig.

Teneriffa: Viele Häuser falsch ans Abwasser-System angeschlossen

Auf Teneriffa werden immer wieder Strände wegen schlechter Wasserwerte gesperrt. Kurzfristige Bekundungen, sich der Situation annehmen zu wollen, werden nicht weiter verfolgt, sobald die Meeresströmung für Besserung sorgt. Doch in Puerto de la Cruz wird nun sichtbar, dass ein anhaltendes Verschließen der Augen und bereitwillige Strafzahlungen wegen Umweltverschmutzung an die EU seitens der nächsthöheren Behörde auf Dauer nicht funktioniert.

Bei einem Termin mit Vertretern der Stadt, der Insel-Verwaltung und der Kanaren-Regierung, an dem auch Vertreter der für Wasser und Abwasser zuständigen öffentlichen Unternehmen teilnahmen, wurde schnell klargestellt, woran die Problematik nicht liegen könne. Genannt wurde beispielsweise ein seit offenbar zwei Jahren gebrochenes Abwasserrohr nahe dem Strand.

Wer die Frage herumdreht und wissen möchte, woran die Situation denn dann liegt, erntet unsichere Blicke. Und so verwundert es nicht, dass bei dem Politik-Meeting zwar einen Vierstufenplan verabschiedet wurde, davon jedoch keine einzige so richtig auf die Problematik der offenbar falsch oder gar nicht ans Abwassersystem angeschlossenen Häuser eingeht.

Abwasser an Teneriffas Strand: Behörden wirken ideenlos

Zumindest der Schuldige ist laut Teneriffas Insel-Verwaltung bereits gefunden: Es handelt sich um mehrere um Abwasserkanäle “unter der direkten Verantwortung der Stadtverwaltung von Puerto de la Cruz”. Die Insel sieht den “Schwarzen Peter” damit eindeutig bei der Stadt.

Doch ein Anschluss dieser Kanäle an die Kläranlage der Region ist nicht mal eben erledigt. Das zeigt schon die Tatsache, dass allein für die Reparatur des gebrochenen Abwasserrohres seitens der Stadt seit zwei Jahren auf eine Genehmigung gewartet wird. Zuständig: Die Küstenbehörde der Kanarischen Inseln.

Die Folge der aktuellen Ideenlosigkeit und dem Hin und Her zwischen den Behörden ist an der Playa Jardín gut abzulesen: Das Meer holt sich den Strand sukzessive zurück. Algen liegen überall umher. Sonst werden sie weggeräumt. Doch aktuell lohnt der Aufwand nicht. Denn zumindest auf eine Frage hat niemand eine schnelle Antwort: Wann der eigentlich beliebtestes Strand der Stadt wieder für Schwimmer freigegeben wird.


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Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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