Login für Mitglieder   |   jetzt Mitglied werden

299 Tage Abwasser am Strand: Langsames Versagen auf Teneriffa


Einer der beliebtesten Strände auf Teneriffa ist seit 299 Tagen wegen Abwassers gesperrt. Die Staatsanwaltschaft erweitert nun die Ermittlungen.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 3 Minuten – 0 Leserkommentare bei Kanaren News

Für sechs Monate hat die Staatsanwaltschaft auf Teneriffa die Ermittlungen zur Playa Jardín erweitert. Die Abteilung für Umwelt und Stadtplanung der Staatsanwaltschaft von Santa Cruz der Tenerife will ermitteln, ob es einen oder mehrere Verantwortliche für eine der größten Umweltkatastrophen auf der größten Kanaren-Insel gibt.

Die Playa Jardín ist einer der beliebtesten Strände Teneriffas. Seit Juli 2024 ist der Strand gesperrt. Der Grund: Abwasser im Badebereich. Die Grenzwerte wurden überschritten und der Strand schließlich gesperrt. In der Folge wurde ein strukturelles Behördenversagen aufgedeckt. Nun wird ermittelt, ob es konkrete Verfehlungen gab. Immerhin organisierte sogar die Stadt selbst noch einen großen Termin, obwohl bereits eine Sperr-Empfehlung vorlag.

Staatsanwältin Francisca Sánchez hatte genau einen Monat nach der Sperrung mit den Ermittlungen begonnen. Es sollte herausgefunden werden, ob Fahrlässigkeit vorliegt. Immerhin badeten Tausende Menschen in einem Gewässer, das die Grenzwerte überschritt. Damit wurden zahlreiche Personen einer Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Sollte dabei Vorsatz oder Versagen vorliegen, müsse dies aufgearbeitet werden, hieß es.

Abwasser an Playa Jardín auf Teneriffa – wer ist verantwortlich?

Das war im August. Und die Staatsanwaltschaft ermittelt seither. Und nun wurde den Fahndern ein weiteres halbes Jahr Zeit gegeben. Das Ziel: Die Stadtverwaltung von Puerto de la Cruz, den Inselrat von Teneriffa und die Regierung der Kanarischen Inseln weiter zu durchleuchten und mögliche Verantwortliche herauszuarbeiten.

Ein Teil der Ermittlungen behandelt die Frage, warum die Stadt damals 13 Tage benötigte, um von der Meldung deutlich überschrittener Grenzwerte zu einer Schließung des Strandes zu kommen. Am 21. Juni 2024 hatte der Generaldirektor für öffentliche Gesundheit der Regierung der Kanarischen Inseln einen Bericht mit Empfehlung zur Schließung des Strandes übermittelt. Dieser blieb zunächst knapp zwei Wochen liegen.

Playa Jardin Puerto de la Cruz Teneriffa Abwasser Sperrung brauner Schaum

Brauner Schaum im Wasser vor der Playa Jardín in Puerto de la Cruz auf Teneriffa. Foto: Johannes Bornewasser

In dem Bericht wurde eine hohe Konzentration von Krankheitserregern und „ein Krankheitsrisiko“ angemerkt. Das Protokoll sieht vor, dass solche Warnungen unverzüglich übermittelt und von der Stadt sofortige Maßnahmen ergriffen werden. Die blieben jedoch bis zum 3. Juli aus.

Puerto de la Cruz organisierte Fiesta im Abwasser

Die Stadtverwaltung selbst organisierte in der Zwischenzeit sogar noch eine große Aktion mit Tausenden Besuchern zur Johannisnacht an der beliebten Playa. All das arbeitet das Team um Staatsanwältin Sánchez nun auf. Der erste Zwischenschritt: Eine Entscheidung, ob das Verfahren überhaupt fortgesetzt oder eingestellt wird.

Dass sich sogar diese Entscheidung so lange hinzieht, ist Teil des Problems: In einem ersten Dokument zur Aufarbeitung ist von „unbekannten Rohren“ und „kaskadenartigen Einleitungen“ die Rede. Rund um den Strand gebe es ein „Kanalisationsnetz mit strukturellen Mängeln“. Dazu komme an einer Abwasserleitung „ein Bruch nur 100 Meter von der Küste entfernt“.

Playa Jardín auf Teneriffa seit 299 Tagen gesperrt

299 Tage sind seit der Sperrung nun bereits vergangen. Doch noch immer arbeiten alle Bereiche Teneriffas die Problematik auf. Eine Lösung liegt weit in der Zukunft und bisher wurde nichtmal ein Spezialunternehmen gefunden, um die Probleme zu beseitigen.

Auch dazu steht Behördenversagen im Raum. Denn die Ausschreibungen gelten als zu niedrig angesetzt. Anstatt  mit realistischen Etats schnell zu agieren, wurde zunächst versucht, mit veralteten Zahlen günstige Unternehmen anzulocken – mit der Konsequenz, dass nun alles noch länger dauert als nötig.

In den vier Jahren vor der finalen Schließung warnten drei Berichte vor großen Problemen. „Es wurden verschiedene Abwasser- und Einleitungsquellen festgestellt, die die Qualität der Binnen- und Außengewässer des Gebiets negativ beeinflussen könnten“, hieß es in einem Bericht vom 7. Juni 2022 wörtlich. Auch im Juli 2020 und im Februar 2022 gab es entsprechende Schreiben.

Damit war klar, in welche Richtung sich die Playa Jardín in Puerto de la Cruz bewegt. Geschehen ist dennoch nie etwas. Ob die Staatsanwaltschaft für so langfristiges Versagen Verantwortliche findet, bleibt nun mindestens weitere sechs Monate abzuwarten – ebenso wie eine langfristige Lösung der Abwasser-Probleme von Puerto de la Cruz.


Für Sie ausgewählt

Kanaren-Kleinanzeigen - jetzt stöbern!

>>> Jetzt alle Anzeigen mit Bildern ansehen & kostenlos inserieren.

Über den Autor

299 Tage Abwasser am Strand: Langsames Versagen auf Teneriffa


Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Kanaren News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

Ihre Meinung

Kommentare zu:

299 Tage Abwasser am Strand: Langsames Versagen auf Teneriffa


Die Kommentar-Funktion steht exklusiv unseren Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung. Hier finden Sie unsere Angebote. Wenn Sie bereits einen Account haben, können Sie sich hier einloggen.

Newsletter-Hinweis
Jetzt Gratis-Newsletter bestellen:
Sterne  99,6% zufriedene Leser!