Es sollte eine entspannte Überfahrt von Teneriffa nach Southampton werden, doch der Abenteuerfaktor wurde deutlich größer, als es Justin Crowther lieb war. Auf der Überfahrt wurde sein Boot, die “Beautiful Dreamer”, von Orcas angegriffen und dabei so stark beschädigt, dass es manövrierunfähig wurde.
Crowther und seine zwei Mitreisenden wollten auf der Überfahrt von den Kanaren nach Großbritannien Halt an der spanischen Küste machen. Doch bei La Caruña traf das Boot auf eine Gruppe Orcas. Die Schwertwale griffen die Yacht an, rammten sie dabei ganze 15 Mal. Immer wieder stießen die Orcas gegen das Steuerruder. Schließlich konnte sich die Yacht nicht mehr aus eigener Kraft fortbewegen und musste in den Hafen von La Coruña geschleppt werden.
Crowther ist nicht der einzige Kapitän, der Bekanntschaft mit der aggressiven Gruppe Orcas machte. Es ist bereits der vierte Zusammenstoß zwischen Booten und den Walen vor der spanischen Küste.
Der erste Zwischenfall dieser Art war Anfang August gemeldet worden. Am vergangenen Wochenende erreichte die Küstenwache Notrufe von zwei weiteren Booten. Erneut hatten die auch als “Killerwale” bezeichneten Orcas einen Angriff gestartet – diesmal im Abstand von nur drei Stunden.
Ein Video zeigt die Attacke. Zu sehen ist, wie die Meeressäuger das Boot im Schatten der Nacht angreifen. Sie tauchen unter der Yacht hindurch und rammen sie erneut. Die galicische Seenotrettung gab nun sogar eine Warnung für den Bereich vor der nordspanischen Atlantikküste aus.
Bereits Ende Juli hatte es einen ähnlichen Zwischenfall in der Straße von Gibraltar gegeben. Dort hatte eine Gruppe Orcas eine Stunde lang ununterbrochen ein Segelschiff angegriffen. Die Besatzung hatte sich sogar schon darauf vorbereitet, das Boot aufzugeben. Dann endlich endete der Angriff. Auch dabei hatten es die Orcas auf das Ruder abgesehen.
Orca-Angriff vor der spanischen Küste – Forscher stehen vor einem Rätsel
Ob es sich bei den Orcas um die gleiche Gruppe handelt, ist bislang nicht bekannt. Schließlich liegen Hunderte Kilometer zwischen den beiden Orten. Allerdings liegen die Zeiträume auch ausreichend weit auseinander, so dass es zumindest im Bereich des Möglichen ist.
Wissenschaftler rätseln allerdings mehr über den Grund für die Angriffe. Dem “Guardian” sagte die spanische Meeresbiologin Rocío Espada, dass sie bereits beobachtet habe, wie die als neugierig und äußerst intelligent geltenden Orcas spielerisch in ein Ruder hineingebissen und sich ein Stück von einem Boot haben ziehen lassen. Angriffe wie die jüngsten seien hingegen auch für sie neu.
In der Meerenge von Gibraltar gibt es viele Fischernetze und ein großes Schiffsaufkommen. Insbesondere Jungtiere können sich dort verfangen. Zudem erzeugen die Schiffe eine entsprechende Geräuschkulisse. Aus diesem Grund könne Stress eine Rolle gespielt haben. Dies jedoch wäre noch kein Grund für das Verhalten bei La Coruña. Plausible Erklärungen gebe es entsprechend zumindest derzeit noch nicht.
Normalerweise jagen Orcas – je nach Umgebung – Thunfische, Robben oder Heringe. Sie gelten dabei als äußerst geschickt. Durch Klick- und Pfeiflaute sowie dem daraus entstehenden Echo wird die Jagd koordiniert. Angriffe dauern normalerweise bis zu 30 Minuten. Versteckt sich eine Robbe dabei beispielsweise auf einer Eisscholle, versuchen die Orcas diese durch gemeinsames und gezieltes hinunter durchtauchen umzukippen, um so an ihre Beute zu gelangen.
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