Zwölf Meter ist die Lava-Zunge auf La Palma inzwischen hoch. Auf dem Weg zum Atlantik begräbt das flüssige Gestein alles unter sich. Pflanzen, Häuser oder Straßen werden unter der mehr als 1000 Grad heißen Schicht zerstört.
Auf ihrem Kurs in Richtung Küste hat die Lava bisher Hunderte Häuser und Bauernhöfe oder Gehöfte zerstört. Experten rechnen bis zum Ende des Ausbruchs mit mehr als 1000 zerstörten Privat-Häusern.
Wann genau dieses Ende eintritt, kann weiterhin niemand mit Sicherheit sagen. Noch immer verformt sich die Oberfläche der Insel, was als Zeichen dafür gewertet wird, dass der Druck unterhalb der inzwischen neun Ausbruchsstellen nach wie vor hoch ist, also noch größere Magma-Reserven vorhanden sind.
Dennoch haben Experten des Vulkanologischen Instituts der Kanarischen Inseln (Involcan) nun zumindest eine Prognose auf Basis der bisherigen Ausbrüche auf den Kanarischen Inseln berechnet. Demnach dauern diese zwischen neun Tagen und fünf Monaten. Eine deutlichere Ausnahme gab es lediglich beim Ausbruch des Timanfaya-Vulkans auf Lanzarote. Dieser dauerte mehr als fünf Jahre an.
Diesen Extremwert ausgeklammert, “wäre es akzeptabel anzunehmen, dass wir uns im Bereich einer Dauer zwischen 24 und 84 Tagen bewegen – mit einem geometrischen Mittel in der Größenordnung von 55 Tagen”, war am Mittwoch aus dem Involcan zu vernehmen. Dennoch sei es ausdrücklich “keine einfach zu beantwortende Frage”.
Explosionsartige Reaktionen, wenn die Lava auf das Meer trifft
Ähnliches gilt für die Prognose, was passiert, wenn die heiße Lava auf den Atlantik trifft. Ob das geschieht, ist noch nicht klar. Falls es dazu kommt, wird das heiße Gestein das Wasser aller Voraussicht nach blitzartig verdampfen lassen. Bei dem Prozess kann es zu explosionsartigen Reaktionen kommen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass giftige Gase entstehen.
Der Präsident der Kanarischen Inseln, Ángel Víctor Torres, schätzt diesen Moment als “kritisch” ein. Er erinnerte daran, dass beim vorherigen Ausbruch auf La Palma im Jahr 1971 ein Mann durch das Einatmen dieser Gase ums Leben kam.
Neue Lava-Ströme auf La Palma möglich
Der technische Direktor des kanarischen Vulkan-Notfallplans (Pevolca), Miguel Ángel Morcuende, erklärte unterdessen, dass sich die Lava in zwei Zungen vorwärts bewege. Die südwestliche bei Las Manchas habe dabei eine deutlich langsamere Bewegung. Sie sei nur knapp zwei Meter pro Stunde schnell und der wissenschaftliche Ausschuss “bezweifelt”, dass sie an Geschwindigkeit zunehmen wird. Die schnellere Zunge hingegen werde durch die neunte Öffnung, die später hinzu kam, von flüssigerer Lava gespeist.
Insbesondere in Gebieten mit großer Neigung kann das zu einer schnelleren Fließgeschwindigkeit, aber auch zum Abbrechen von Lava-Fragmenten führen. Dies wiederum könne zu neuen und kleineren pyroklastischen Strömen führen, hieß es.
Vulkanausbruch auf La Palma: Knapp 6000 Menschen evakuiert
Bislang sind rund 6000 Personen in Sicherheit gebracht worden. Viele von ihnen hatten nur wenig Zeit, ihr Hab und Gut zu sichern. Die meisten Betroffenen sind bei Freunden und Verwandten untergekommen.
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Prognose: Vulkanausbruch auf La Palma “dauert 24 bis 84 Tage”
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