Das Bild erinnert an Krisen früherer Tage: Ausgestattet mit Gasmaske, Schutzausrüstung und Sauerstoff-Flasche brechen jeden Morgen und jeden Nachmittag Einsatzkräfte einer Sondereinheit der Guardia Civil auf La Palma auf. Die Spezialisten der “Grupo de Reserva y Seguridad” (GRS) sind zudem mit modernen Messgeräten ausgestattet. Ihr Ziel: Die Häuser der nächstgelegenen Anwohner.
Grund für den regelmäßigen Einsatz ist die Kontrolle der Schwellwerte rund um die Wohnbereiche auf La Palma. Nötig ist dieser Einsatz, da der Vulkan am Cumbre Vieja auch drei Wochen nach offiziellem Ende des Ausbruchs weiterhin giftige Gase emittiert.
Die genauen Messpunkte wurden zuvor vom Lenkungsausschuss des Vulkanischen Notfallrisikoplans der Kanarischen Inseln (Pevolca) festgelegt. So muss die Luftqualität beispielsweise regelmäßig im Fischerviertel La Bombilla in der Gemeinde Los Llanos de Aridane kontrolliert werden. Ausgerüstet sind die Fachleute dafür außerdem mit bis zu drei verschiedenen Gas-Messgeräten.
Gesucht wird mit der aufwendigen Ausrüstung nicht nur nach giftigen, sodenern auch nach explosiven Gasen. Die Positionen der Messungen werden dabei per GPS festgehalten. Sollte ein Schwellwert übertroffen werden, geben die Geräte einen Alarm mit exaktem Messpunkt aus. Gleiches gilt, sollte eine Einsatzkraft beispielsweise stürzen.
Nach Vulkanausbruch auf La Palma wird die Luftqualität streng überwacht
Der Fokus der aktuellen Messungen liegt auf Gasen wie Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO2). Sollten sich farb- und geruchlose Gase insbesondere in den unteren Bereichen von Häusern ansammeln, müssen die Anwohner direkt benachrichtig und möglicherweise auch in Sicherheit gebracht werden. Doch auch von Schwefeldioxid oder Methan geht Gefahr aus, weshalb die Messgeräte auch darauf anspringen.
Warum die Werte nach einem Vulkanausbruch so volatil sind, ist bisher unklar. Laut Einsatzbericht hätten Wissenschaftler verschiedene Thesen, jedoch keine eindeutige Erklärung. Daher sei die regelmäßige Messung wichtig und alternativlos.
Und diese Messungen werden insbesondere rund um die Fenster und Türen der Wohnhäuser durchgeführt. An der frischen Luft verteilen sich die Gase meist. Sollte sich jedoch an den Häusern eine zu hohe Konzentration nachweisen lassen, entstehe die Gefahr, dass die Gase ins Innere gelangen und die Anwohner dort vergiften.
Anwohner auf La Palma müssen noch lange mit Messungen rechnen
Die niedrigste Erhebung des Sperrgebiets sei besonders problematisch, heißt es. Einige Gase würden sich insbesondere an tiefen Stellen sammeln. Entsprechend seien die Messungen dort besonders wichtig.
Wie lang diese Messungen aufrecht erhalten werden müssen, ist derzeit unklar. Experten hatten jedoch angekündigt, dass Hitze uns Gas-Ausstoß auch noch Jahre nach dem offiziellen Ende des Vulkanausbruchs auf La Palma anhalten könnten.
Für die Anwohner wird das plötzliche Auftreten von Menschen mit Gasmaske und Messgeräten vor ihren Fenstern und Türen entsprechend vorerst ein alltäglicher Anblick.
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Nach Ende des Ausbruchs: Vulkan auf La Palma setzt weiter giftige Gase frei
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