Der Atlantik steuert auf die 25-Grad-Marke zu. Damit liegt das Meer vor den Kanarischen Inseln knapp zwei Grad über dem für diese Jahreszeit normalen Wert. Seit März wird ein deutlicher Anstieg der Meeres-Temperatur registriert.
Das geht aus den Daten des Programms “Raprocan” des Spanischen Instituts für Ozeanographie (IEO) hervor. Demnach lag die Oberflächentemperatur zuletzt bei 24,32 Grad Celsius, was eine Abweichung von 1,56 Grad zum Durchschnitt bedeutet und 0,75 Grad über der Standardabweichung liegt.
Nördlich der Kanarischen Inseln liegen die Bojen des ESTOC-Radial Profunda de Canarias. Diese werden unter anderem von der Plataforma Oceánica de Canarias (Plocan) unterhalten. Die Bojen liegen etwas weiter entfernt. Sie bestätigen die steigenden Temperaturen nicht nur, sondern zeigen sogar noch höhere Werte.
Atlantik vor den Kanaren hat rund 25 Grad
Laut den dortigen Messgeräten liegt die Temperatur derzeit sogar bei 24,69 Grad. Dies ist eine Abweichung um 1,81 Grad nach oben. Diese Werte verzeichnet auch Teneriffa News auf seiner Seite zur Live-Wassertemperatur vor Teneriffa, die Sie jederzeit hier einsehen können.
Den Temperatur-Anstieg beobachtet das IEO bereits seit März. Zuvor habe die Wassertemperatur vor den Kanaren leicht höher, jedoch weiterhin innerhalb der normalen Abweichung gelegen. Dann seien die Meeres-Temperaturen weltweit plötzlich und deutlich angestiegen, sagt Pedro Vélez vom Spanischen Institut für Ozeanographie.
Forscher: Weltmeere sind so warm wie nie
Das Phänomen sei nicht nur rund um die Kanarischen Inseln zu beobachten, sondern an vielen Messstationen in den Ozeanen rund um die Welt. Zuletzt habe die weltweite Durchschnitts-Temperatur des Meeres an der Oberfläche bei 19,1 Grad Celsius gelegen. Das ist 0,946 Grad über der Norm.
Laut Vélez sei dies auf der Nord- und Südhalbkugel gleichermaßen zu beobachten. Im Süden liege der Wert etwa 0,6 Grad über dem Soll und im Norden sogar 1,3 Grad, berichtet der Experte.
Forscher sieht Klimawandel als möglichen Grund für steigende Meerestemperatur
Während es auf den Kanarischen Inseln bereits vor 20 Jahren einen Wert dieser Höhe gab, sei die globale Temperatur an einem Punkt angekommen, den es in 2900 Jahren nicht gegeben habe. Diese Werte haben Forschende anhand von paläoklimatischen Studien rekonstruiert. Flächendeckend gemessen wird die Temperatur seit rund 40 Jahren.
Für den IEO-Chef ist der Klimawandel der Grund für dieses Phänomen. Zwar sei “noch nichts darüber veröffentlicht” worden, doch derzeit sei dies die für ihn naheliegendste Erklärung. Den genauen Grund für den plötzlichen Anstieg der Meerestemperaturen erforschen diverse Wissenschaftler rund um den Globus.
These beschäftigt sich mit “El Niño” als möglichem Verursacher der Meeres-Erwärmung
Eine der ersten Thesen befasst sich mit dem El-Niño-Phänomen im Pazifik. Dabei handelt es sich um die warme Phase des Klimasystems im äquatorialen Pazifik. Es wird angenommen, dass sie sich auf das Klima des restlichen Planeten auswirkt. Verlässliche Studien gibt es allerdings noch nicht.
“Alle Indikatoren zeigen, dass El Niño im März begonnen hat”, sagt Vélez. Das Problem sei, dass es keine Daten gebe, die beide Phänomene klar überein bringen können. Daher gibt es weitere Erklärungsansätze.
Vulkanausbruch könnte globales Klima verändert haben
Eine zweite These besagt, dass der Vulkanausbruch am Hunga Tonga das globale Klima beeinflusst haben könnte. Der Vulkan liegt im Pazifik und war im Januar 2022 mit einer gewaltigen Explosion ausgebrochen.
Der Hunga Tonga liegt halb unter der Wasseroberfläche. Sein Ausbruch war in mehreren Messstationen der Welt zu spüren. Die einhergehende Druckwelle war so stark, dass sie via Satellit verfolgt werden konnte. Während des Ausbruchs war so viel Wasser verdunstet, dass Wissenschaftler noch immer dazu forschen.
Um sich der wahrscheinlichsten Begründung für die aktuell steigenden Temperaturen der Weltmeere zu nähern, muss die Wissenschaft weitere Daten sammeln und Thesen überprüfen. In der Zwischenzeit sorgt die anormal hohe Temperatur für verschiedene Effekte. Von Quallen- bis zu Algen-Plagen können in den kommenden Monaten diverse Veränderungen auftreten. Die aktuelle Wasser-Temperatur sehen Sie jederzeit hier.
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