Es geht um sechs Millionen Euro. Diese Summe schuldet Ryanair laut Gewerkschaftsangaben seinen ehemaligen Mitarbeitenden. Zahlbar war die Summe als Abfindungen und Löhne nach der unplanmäßigen Schließung der Basen auf Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote. Doch geflossen sei das Geld nie. Nun kommt es möglicherweise zur Rückkehr – und damit zu einer skurrilen Situation.
Die Sorge der Gewerkschaft lautet, dass die ehemaligen Mitarbeitenden teilweise tief verschuldet seien und die Fluggesellschaft anstatt ihren Pflichten nachzukommen, einfach ihre Basen wiedereröffnet und mit neuem Personal besetzt – möglicherweise sogar aus anderen Ländern.
Der Billigflieger hatte in der vergangenen Woche angekündigt, sein Spaniengeschäft auszubauen. Ziel sei es, landesweit 50 Millionen Flugbewegungen durchzuführen. Nach Angaben von CEO Eddie Wilson wolle man “neue Stützpunkte eröffnen”. In diesem Zuge wurde erwähnt, dass es auch Gespräche mit der Regierung der Kanarischen Inseln gebe.
Ryanair-Entscheidung setzt Regierung der Kanaren unter Druck
Diese gerät dadurch unter Druck. Ryanair plant vier Millionen Flugsitze für den kanarischen Markt. Und der benötigt diese Kapazität dringend. Auf der anderen Seite ist die Regierung auch ihren Einwohnerinnen und Einwohnern verpflichtet. Und 200 von ihnen sollen noch immer auf Zahlungen warten, die Ryanair laut Gewerkschaft schuldig sei. Die Regierung solle dies im Hinterkopf behalten, wenn sie mit dem irischen Billigflieger verhandle, fordern die Gewerkschafter.
Geschlossen hatte die Airline seinerzeit unter anderem aufgrund nicht absehbarer Konsequenzen des Brexit sowie geringer Rentabilität. Ryanair hatte unter Berufung auf das Expediente de Regulación de Empleo, kurz ERE, die Kündigungen verargumentiert. Dabei handelt es sich um ein Verfahren in der spanischen Gesetzgebung, das es Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage erlaubt, Mitarbeitenden eine Kündigung auszusprechen. Wenige Monate später hatte das nationale Gericht diesen Schritt jedoch als nichtig erklärt.
Kanaren-Rückkehr der Ryanair: Gewerkschaft spricht von einem “Witz”
Die ehemaligen Mitarbeitenden, Piloten, Boden- und Kabinenpersonal, hätten sich unterdessen teilweise verschulden oder Häuser verpfänden müssen. Einige seien zu ihren Eltern zurückgezogen, um in der Coronazeit über die Runden zu kommen, berichten die Mitarbeitervertreter.
Die Gewerkschaftsorganisation USO ist bei Ryanair stark vertreten. Sie spricht von einem “Witz”, dass die Fluggesellschaft nun die Wiedereröffnung der Basen auf den Kanarischen Inseln in Erwägung ziehe, obwohl sie ihren Beschäftigten noch nicht das bezahlt habe, was sie ihnen schulde.
“Wir haben von diesen Absichten aus den Medien erfahren”, teilte die Gewerkschaft mit. Man sei “überrascht”, dass wieder mit der kanarischen Regierung gesprochen werde, heißt es weiter. “Das könnte bedeuten, dass sie auf öffentliche Gelder warten. Wir können nicht glauben, dass die kanarische Regierung der Fluggesellschaft auch nur einen einzigen Euro zukommen lässt, wenn sie sich nicht an ein rechtskräftiges Urteil hält und die Beschäftigten nicht bezahlt.”
Kanaren: Ryanair plant vier Millionen Flug-Sitze
Die Gewerkschaft wolle mit der kanarischen Tourismusministerin Yaiza Castilla sprechen, “um sie in die Pflicht zu nehmen”. Auch Arbeitsministerin Elena Máñez müsse “der Fluggesellschaft rote Linien vorgeben”. Die kanarische Regierung teilte unterdessen mit, dass weder bei er erstmaligen Eröffnung Gelder geflossen seien noch Pläne bestünden, diesmal Subventionen zu leisten.
Ryanair verbindet aktuell 51 Städte in 13 Ländern mit den Kanarischen Inseln. Aufgrund der steigenden Nachfrage seien Basen auf den Kanaren sinnvoll, meinen auch Experten. Wenn diese tatsächlich wiedereröffnet werden, bleibt abzuwarten, wie sie besetzt werden – und ob mögliche offene Zahlungen nachgeholt werden.
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