Ein neues dunkles Kapitel der Migration über die gefährlichste Fluchtroute der Welt ist in dieser Woche vor den Kanaren geschrieben worden. 50 Menschen kamen ums Leben. Sie hätten gerettet werden können.
Am 2. Januar startete ein Cayuco, wie die meist hochseeuntauglichen Boote auf den Kanarischen Inseln genannt werden, von Mauretanien aus. Von dem Staat im Nordwesten Afrikas legen inzwischen die meisten Migrantenboote mit dem Ziel Kanarische Inseln ab. Grund dafür sind Abkommen in den weiter nördlich liegenden Ländern, die ablegende Schiffe an der Überfahrt hindern sollen.
Angaben der spanischen Hilfsorganisation “Caminando Fronteras” zufolge sei das Boot 13 Tage auf See gewesen, davon hätten die Behörden Marokkos sechs Tage von dem Boot gewusst, jedoch keine Hilfe entsandt. So kam es zur Tragödie zwischen Afrika und den Kanaren, bei der fast zwei von drei Insassen des Bootes starben.
Migration: Tragödie vor den Kanaren
“Fünfzig Menschen sterben in einem Boot, das sich auf den Weg zu den Kanarischen Inseln gemacht hat, vierundvierzig der Opfer waren Pakistaner”, berichtet Helena Maleno, Gründerin von “Caminando Fronteras”. Laut der NGO-Chefin seien die Migranten 13 Tage auf “angsterfüllter Reise” gewesen, ohne Hilfe zu bekommen.
Es sei nicht das erste Mal, dass das Zögern Marokkos zum Tod von Menschen geführt habe. Laut der NGO seien 86 Personen an Bord des Bootes gewesen. Bei der Bergung hätten nur noch 36 von ihnen gelebt.
Migranten und Flüchtlinge aus Asien erreichen die Kanaren
Demnach seien 66 der Migranten und Flüchtlinge aus Asien aufgebrochen. Sie starteten ihre Reise in Richtung Europa in Pakistan. Viele von ihnen erreichten ihr Ziel jedoch nicht.
Nach etwas mehr als einer Woche hatte “Caminando Fronteras” die Behörden informiert. Nachdem keine Hilfe entsandt wurde, gab es auch Informationen über das Migranten-Boot an die spanische Seite. Dennoch erreichte erst am Mittwoch ein Rettungsboot die Migranten.
Unter den 36 Überlebenden befinden sich 22 Pakistani. Auch ein Minderjähriger konnte gerettet werden. 50 Menschen starben und verschwanden im Atlantik zwischen Afrika und den Kanaren. 44 von ihnen seien Pakistani gewesen, berichtet die NGO.
Aus Pakistan erreichten im vergangenen Jahr 220 Menschen die Kanarischen Inseln. Die Behörden beschäftigen sich derzeit mit der Frage, wie und warum immer mehr Migranten aus dem asiatischen Land sowie aus Afghanistan, Syrien und Bangladesch ausgerechnet den langen Weg über Afrika auf die Kanarischen Inseln auf sich nehmen.
Weniger Migranten im Mittelmeer, mehr auf der Atlantikroute
Europa verzeichnete zuletzt einen Rückgang der Migranten-Ankünfte über die Mittelmeer-Route. Insgesamt sei die Migration über den Seeweg um 38 Prozent zurückgegangen. Allerdings stiegen die Zahlen auf die Kanaren deutlich – zuletzt um 18 Prozent.
Im vergangenen Jahr kamen mit 46.900 Migranten so viele Menschen auf dem Seeweg auf den Kanarischen Inseln an wie nie zuvor. Die Zahl der bestätigten Todesfälle stieg entsprechend. Zudem gilt die Dunkelziffer als vielfach höher:
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