Der aktuelle Kurs der politisch Verantwortlichen auf den Kanaren führt die Inseln mit Volldampf in den Populismus. Die neuen Forderungen nach einem Ausbau der Flughäfen zeigt, dass die Politik die Zeichen der Zeit nicht versteht oder zugunsten des einhergehenden Geldes bewusst missachtet. Beides wäre ein Fehler.
Die Massen-Proteste gegen den Massen-Tourismus auf den Kanarischen Inseln waren eine Entladung frustrierter Einheimischer. Und im Kern haben sie recht. Denn tatsächlich erreichen die Kanaren eine Überbelastung.
Volle Straßen, zu viel Abwasser und eine Nachfrage nach Wohnraum, die für Preise sorgt, wie sie viele Region mit deutlich besseren Einkommen nicht kennen. All das sind nur die offensichtlichsten Probleme, die mit dem aktuellen Kurs einhergehen. Und das hat Konsequenzen.
Kanaren und die Populismus-Falle
Denn die Kanaren haben sich all das selbst eingebrockt. Und es sind nur die negativen Aspekte des Tourismus, ohne Betrachtung der positiven. Doch genau das ist es, was immer mehr Menschen in die Fänge von Parteien spült, die selten Lösungen, dafür aber gerne Probleme aufzeigen. Davon bleibt vor allem eins: steigender Frust bei Anwohnern.
Immer öfter protestieren Menschen in ihrer Heimat frei von Konsequenzen für mehr “Meinungsfreiheit”. Gemeint ist damit oft, auch mal pauschal (vor-)verurteilen zu dürfen, ohne dafür Gegenwind aushalten zu müssen. Es wirkt skurril, wenn sich die gleichen Menschen in ihrem Kanaren-Urlaub darüber beschweren, dass ihnen dort exakt das gleiche geschieht.
Es bleibt unmissverständlich falsch, wenn einzelne Protestierende aus fehlgeleitetem Frust vergessen, dass die Demos gegen Massentourismus und ausdrücklich nicht gegen einzelne Touristen gerichtet sind. Doch das geschieht eben, wenn Schreihälse europaweit die Grenzen des Sagbaren sukzessive verschieben – in dem Glauben, genau das sei Meinungsfreiheit.
Kanaren müssen Tourismus bewusst zurückfahren
Die Politik auf den Kanarischen Inseln begeht aktuell einen großen Fehler. Auf die Ankündigung von Spaniens Flughafenbetreiber Aena, in brasilianische Airports eine Milliarde Euro investieren zu wollen, reagierte man auf den Inseln verschnupft. Gefordert wurde umgehend, lieber die Flughäfen der Kanaren zu erweitern.
Das wirkt wie ein Streit unter Kleinkindern im Sandkasten um das größere Förmchen. Denn die Flugplätze der Kanarischen Inseln sind zwar an ihrem Limit angekommen, der Rest der Kanaren aber auch. Es ist also an der Zeit, nicht länger die Eintrittsorte zu vergrößern, damit das Geld nicht ins Ausland fließt. Im Gegenteil sollten sie vielleicht sogar absichtlich verkleinert werden.
Ähnlich wie beim tragischen Beispiel Wohnraum muss auch beim Tourismus eine natürlich Grenze als solche erkannt und akzeptiert werden. Sie könnte dafür sorgen, dass die übrig bleibenden Plätze besser vermarktet werden. Die Kanaren sollten nicht länger versuchen, jeden Touristen um jeden Preis anzuziehen, sondern schleunigst vom Massen-, hin zum hochwertigen Tourismus zu kommen.
Das lässt einige Urlauber auf der Strecke, die sich die Kanarischen Inseln dann nicht mehr leisten können. Doch ehrlicherweise geschieht das auch heute schon. Und viele derer, die trotzdem kommen, wollen nie wieder zurückkehren. Denn Staus und volle Innenstädte kennen sie zu genüge aus ihrem Alltag.
Im Urlaub suchen immer mehr Menschen etwas anderes als das, wozu sich die Kanaren seit der Krise entwickeln. Trotzdem wird weiter alles dafür getan, noch mehr Menschen abfertigen zu können. Die Politik der Kanaren kriegt den Hals nicht voll. Und ausbaden müssen das die Anwohner.
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