Wirtschaftswachstum ist das höchste Ziel. Normalerweise. Denn derzeit wäre der größte Erfolg, wieder auf das Niveau von 2019 zu klettern. Damals, vor der Corona-Pandemie, waren die Kanarischen Inseln weitgehend zufrieden. Der Wirtschaftsmotor Tourismus war für rund 40 Prozent des kanarischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich. Doch derzeit stockt es gewaltig.
Nach dem ersten Quartal war die regionale Politik noch euphorischer. Doch nun, drei Monate später, haben die Verantwortlichen ihre Prognose korrigiert und sie somit denen anderer Experten gleichgesetzt.
War im März noch das Ziel ausgegeben worden, ein Wachstum von 9,1 Prozent zu erreichen, soll der Anstieg des BIP nun allenfalls 6,3 Prozent betragen. Der Grund dafür sind die weiter ausbleibenden Touristen-Ströme.
Dafür wiederum sind unter anderem die Mutanten verantwortlich. Insbesondere die Delta-Variante sorgt derzeit für Unruhe. Sie gilt als deutlich ansteckender und somit fürchten die Urlaubsdestinationen, wegen entsprechender Ausbrüche komplett lahmgelegt zu werden. Zudem sind auch viele potenzielle Urlauber zögerlicher.
Kanarische Regierung berechnet drei Szenarien – Platz für neue Varianten gibt es darin nicht
Die kanarische Regierung beschäftigt sich derzeit mit drei Szenarien. Betrachtet werden ein optimistischer, ein pessimistischer und ein mittlerer Weg. Die Mischung aus diesen drei Szenarien hat die aktuelle Prognose von einem Wachstum um 6,3 Prozent ergeben. Im Jahr 2022 soll das Wachstum dann nochmals 12,7 Prozent betragen.
Damit würde man noch immer um 4,3 Prozent unter dem Wert von 2019 liegen, der präpandemischen Zeit aber immerhin wieder nah kommen. Eine vollständige Erholung wird demnach aber erst 2023 erwartet – und damit später als in anderen Teilen des Landes. Denn dort wird noch 2022 mit dem Erreichen des einstigen Status quo gerechnet.
Um diese Ziele zu erreichen, müsste allerdings schon bald der Tourismus wieder anziehen. Bis Ende 2022 sollen 95 Prozent des nationalen und 90 Prozent des internationalen Tourismus wieder erreicht werden. Platz für neue Varianten oder weitere Virus-Wellen gibt es in dieser Betrachtung allerdings nicht.
Arbeitsmarkt leidet weiter unter der aktuellen Wirtschaftskrise
Durch den weiter leidenden Tourismus bleibt auch der Arbeitsmarkt angeschlagen. Das mittlere Szenario sieht 24.000 Arbeitsplätze weniger vor. Die Arbeitslosenquote beträgt dann 24,3 Prozent. Werden die Personen einbezogen, die von ERTE leben, dem spanischem Pendant zum Kurzarbeitergeld, beträgt die Quote sogar 30,7 Prozent.
Bis 2022 wird allerdings damit gerechnet, dass knapp 60.000 Arbeitsplätze reaktiviert oder neu geschaffen werden. Dennoch rechnet die kanarische Regierung auch danach mit einer Arbeitslosenquote von 21,1 Prozent.
Wer Weg zurück zu den Werten von 2019 ist erklärtes Ziel. Von goldenen Zeiten bleiben die Kanarischen Inseln aber selbst bei Erreichen dieses Meilensteins weit entfernt.
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Prognose: Kanaren erholen sich frühestens 2023 von der Pandemie
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