Wer an die kanarische Küche denkt, hat den Geruch von frischem Olivenöl in der Nase. Doch eine andere Öl-Sorte ist für die Restaurants der Insel unabdingbar: Sonnenblumenöl. Und der Preis ist um satte 160 Prozent gestiegen. Auch Strom wird rasant teurer. Die Folge sind steigende Preise in Hotels und Restaurants.
Knapp die Hälfte des in Restaurants und Bars verwendeten Öls auf den Kanarischen Inseln ist Sonnenblumenöl. Es wird zum Erhitzen von Speisen verwendet, da es robuster ist als Olivenöl. In der Gewinn- und Verlustrechnung macht es einen enormen Unterschied, ob ein Liter davon 95 Cent oder plötzlich 2,50 Euro kostet.
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich der ohnehin steigende Trend nochmals verstärkt. Rund ein Drittel der Verteuerung für Sonnenblumenöl fand in den vergangenen Wochen statt. Und das wirkt sich nun auf die Preise aus.
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“Es ist schwierig, die Auswirkungen genau zu beziffern. Sie hängen von der Art des Unternehmens ab”, sagt der Vorsitzende des Verbands der Bar-, Café- und Restaurantbetreiber von Las Palmas (AECBR), Fermín Sánchez. Der Experte fügt an: “Einige verwenden eher Grillplatten, andere Kochplatten und wieder andere Fritteusen. Aber dieses Öl wird am häufigsten zum Frittieren verwendet.”
Restaurants auf den Kanaren: Preise müssten sich eigentlich verdoppeln
Sánchez sagt, dieser Trend sei nicht das größte Problem der Branche, doch “ein weiteres Beispiel dafür, wie stark der Sektor betroffen ist”. Problematischer seien allerdings “die Strompreise, die um 200 bis 300 Prozent gestiegen sind”. Und auch das sei längt nicht alles.
Sánchez fährt fort: “Der Gaspreis ist ebenfalls in die Höhe geschossen, die Inflation, die alle Produkte betrifft, ist gestiegen.” Und das sei bei dieser Belastung längst noch nicht das Ende. “Außerdem gibt es einen Anstieg bei den Treibstoff- und Transportkosten und jetzt auch beim Öl.” Für Sanchez ist die Branche besonders gebeutelt: “Gerade als es so aussah, als hätten wir eine Krise überstanden, kommt eine weitere, noch schlimmere Entwicklung.”
Strom-Preise lassen Hotel-Fassaden auf den Kanarischen Inseln immer öfter dunkel bleiben
Die Preise seien zuletzt im Schnitt um rund zehn Prozent gestiegen. “Und das, obwohl die Situation eine Verdopplung nötig machen würde.” Doch das sei unmöglich, “da die Kaufkraft unserer Kunden das nicht hergibt.” Daher müsse die Branche den Verlust nun selbst abfedern.
Und tatsächlich ist der Blick auf die blanken Zahlen ernüchternd: Ein Vier-Sterne-Hotel benötigt auf den Kanaren pro Monat durchschnittlich rund 1000 Liter Sonnenblumenöl. Wurden Anfang 2020 noch etwa 95 Cent pro Liter bezahlt, lag der Preis Anfang 2022 bei rund 1,65 Euro. Infolge des Ukraine-Krieges stieg er nochmals auf nun etwa 2,45 Euro pro Liter.
Kanarische Inseln: Hotels zahlen 18.000 Euro mehr – nur für Sonnenblumenöl
Gesetzt den Fall, dass die Preise so bleiben, ist die Prognose entsprechend düster: Ein Hotel würde dann für die 12.000 pro Jahr budgetierten Liter Sonnenblumenöl statt 11.400 Euro im Jahr 2020 in diesem Jahr 29.400 Euro ausgeben – eine Mehrbelastung von 18.000 Euro.
Doch das ist längst nicht das größte Problem. Denn die wesentlichen Geldfresser sind die Strom- und Gaskosten. Lag die durchschnittliche Stromrechnung eines Hotels im Jahr 2019 noch bei 32.000 Euro, steigt sie in diesem Jahr auf 88.000 Euro. Eine komplette Weitergabe dieser Kosten an den Urlauber gilt jedoch als unmöglich.
Gleiches gilt für deutliches einsparen des Stromverbrauchs. Glühbirnen können zwar gegen LED getauscht, doch Flure und Zimmer nicht gänzlich verdunkelt werden. Außerdem arbeiten die wesentlichen Stromfresser, Küche und Wäscherei etwa, wie gehabt weiter. Wenn wirklich Strom gespart werden kann, ist das meist bei der Außenbeleuchtung der Fall. Viele Fassaden und Gartenanlagen der ursprünglich üppig beleuchteten Hotels bleiben daher in der Nacht immer öfter dunkel.
Kanaren: Verbraucher hamstern Öl und weitere Produkte
Der Effekt der steigenden Preise ist längst auch beim Endverbraucher angekommen. So horten immer mehr Menschen Sonnenblumenöl. Supermärkte haben inzwischen Verlaufslimits eingeführt. Das führt zu Ansteckungseffekten bei anderen Produkten. Vom Olivenöl bis zum Toilettenpapier werden spanienweit steigende Verkaufszahlen verzeichnet.
Diese Käufe führen zu typischen Markteffekten: Die Nachfrage bestimmt den Preis und so steigt dieser schlimmstenfalls weiter. Das wiederum wirkt sich besonders auf die Betriebe aus, die mit wesentlich größeren Mengen arbeiten, als es sich viele Gäste bewusst machen.
Kanaren-Urlaub wird wohl teurer
Die Preise für einen Urlaub auf den Kanaren werden also in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter steigen. Und ein Ende des Ukraine-Konflikts muss dabei nicht zwingend für Erholung sorgen. Bleiben die Sanktionen gegen Russland darüber hinaus bestehen, könnten die Preise dauerhaft erhöht bleiben.
Auch wenn die Hotels und Restaurants auf den Kanaren die aktuellen Mehrbelastungen nur teilweise weitergeben, ist der Trend der steigenden Preise damit nicht mehr aufzuhalten. Für Anwohner der Kanarischen Inseln wird ein Restaurantbesuch damit schwierig bis unmöglich.
Einziger Trost für die Branche: Potenzielle Touristen werden in den meisten Destinationen mit steigenden Preisen konfrontiert. Ein Kanaren-Urlaub bleibt damit zumindest verhältnismäßig auch weiterhin erschwinglich. Dennoch fällt schon jetzt immer mehr Touristen auf, dass der Urlaub im Vergleich zu den Vorjahren deutlich teurer geworden ist. Und viele von ihnen kompensieren das durch Einsparungen bei Restaurant-Besuchen vor Ort. Für die Branche droht nach Corona damit die nächste Krise.
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Preis-Check: Warum Kanaren-Urlaub immer teurer wird
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