Die Arbeitskosten steigen auf den Kanaren deutlich. Und das lässt die ohnehin gebeutelten Kanarischen Inseln im Landesvergleich nochmal absacken. Im jüngsten Bericht über die regionale Wettbewerbsfähigkeit in Spanien setzte der Allgemeine Rat der Wirtschaftswissenschaftler die Kanarischen Inseln bereits an die drittletzte Stelle. Und seither ging es weiter bergab.
Nur Andalusien als Vorletzter und Extremadura als Letzter lagen in dem Ranking hinter den Kanarischen Inseln. Und das ist bereits einige Zeit her. Seitdem wurde ein deutlicher Anstieg der Arbeitskosten verzeichnet. Einher ging ein Rückgang der Produktivität.
Auf den Kanarischen Inseln gibt wieder mehr Beschäftigte. Zudem stiegen die Durchschnitts- und Mindestlöhne. Al das gilt als Errungenschaft bei steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten für die Einwohner der Kanarischen Inseln. Und doch bedeutet es ein Problem. Denn der Wert der erbrachten Waren und Dienstleistungen stieg nicht im gleichen Maße mit an. Und das äußerst sich nun so:
Kanaren haben die höchsten Lohnstückkosten in Spanien
Das regionale Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag Ende 2022 noch immer unterhalb der Werte von 2019, also dem letzten Jahr vor dem Beginn mehrerer Krisen. Die Wirtschaft der Kanarischen Inseln erzeugte im vergangenen Jahr also weniger Werte als 2019. Und das, obwohl 46.300 Menschen mehr beschäftigt waren als seinerzeit.
Das macht die Kanaren zu der Region, die in Spanien mit Abstand die höchsten Lohnstückkosten generiert. Und das bringt den Inseln den zweifelhaften Titel der am wenigsten wettbewerbsfähigen Region des Landes ein.
Höhere Löhne sind nicht das Problem der Kanaren
Das Laboratorio de Análisis de Políticas Públicas (IvieLAB) hat sich jüngst mit der Entwicklung der Lohnstückkosten in allen spanischen Regionen beschäftigt. Diese Kostenbetrachtung gehört zu den wichtigsten Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes oder einer Region. Denn sie setzt die Löhne ins Verhältnis zur Produktivität.
Volkswirtschaftlich betrachtet gilt als gesund, wenn beide Kurven ähnliche Verläufe aufzeigen. Auf den Kanarischen Inseln ist das jedoch nicht der Fall. Dort waren die Kosten, die jeder Arbeitnehmer einem Unternehmen im Verhältnis zu seiner Produktivität verursacht, bisher am niedrigsten. Nun gelten sie als die verhältnismäßig höchsten des Landes.
Grund für diese Verschlechterung sind steigende Löhne bei zugleich mehr Arbeitnehmenden in Kombination mit Inflationsausgleichen und dem mehrfach gestiegenen Mindestlohn. Für viele Arbeitnehmende ist das überlebensnotwendig. Die Wirtschaft steht zugleich jedoch vor dem Problem, dass das BIP nicht mit wuchs.
Kanaren galten 2008 als produktiver
Und doch sind nicht die Löhne das Problem. Die Herausforderung besteht darin, die Steigerungsrate der Produktion und die der Löhne in Einklang zu bringen. Im Jahr 2008 lagen die Lohnstückkosten auf den Inseln 1,4 Prozentpunkte unter dem nationalen Durchschnitt. Damit gehörten sie zu den fünf niedrigsten in Spanien. Der Archipel galt damit relativ betrachtet als wettbewerbsfähiger.
Das lag allerdings fast ausschließlich an den niedrigeren Lohnkosten. Seinerzeit wurden sogar internationale Unternehmen mit dem Argument der niedrigen Löhne auf die Kanarischen Inseln gelockt. Auch im Jahr 2019 lag der Wert noch unter dem Durchschnitt. Doch durch die Pandemieauswirkungen und die inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten wurden die Löhne angepasst.
Kanaren müssen Produktivität wieder steigern
Spanienweit liegt der Durchschnittsindex der Lohnstückkosten bei 100 Punkten. Die Kanarischen Inseln erreichen mit 109,3 jedoch fast zehn Prozent mehr als der Rest des Landes.
Sollen die Lohnkosten nicht wieder gesenkt werden, muss die regionale Wirtschaft ihre Produktivität pro Kopf steigern, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Falls nicht, stehen den Arbeitnehmenden auf den Kanarischen Inseln harte Zeiten bevor. Denn entweder sinken die Löhne oder die Arbeitslosenquote wird zwangsläufig wieder steigen.
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Ökonomen: Kanaren-Wirtschaft schmiert ab – “nicht mehr wettbewerbsfähig”
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