Die Rathäuser der Kanarischen Inseln stehen vor einem Problem. Bisher bedeuteten streunende Katzen oft Ärger für Anwohner und Grund zur Freude bei Touristen. Doch das neue Tierschutz-Gesetz nimmt die Gemeinden jetzt in die Pflicht. Und die wissen oft gar nicht, wie sie ihrer neuen Aufgabe gerecht werden sollen.
“Es gibt viele Rathäuser, die sich noch nicht um die Verwaltung der Katzenkolonien gekümmert haben. Das Gesetz wird sie dazu verpflichten”, sagt der Präsident der Tierärztekammer von Las Palmas, Alejandro Suárez.
Der Veterinär erklärt: Laut Gesetz, das noch nicht in Form einer Verordnung ausgearbeitet wurde, müssen streunende Katzen mit einem Mikrochip gekennzeichnet werden. Zudem sind ihre Kolonien zu registrieren. Und diese müssen dann von Mitarbeitenden oder Freiwilligen betreut und tierärztlich versorgt werden.
Zwar ist noch nicht final geklärt, ob alles genau so kommt. Doch erste Gemeinden legen bereits Hand an, um nicht böse überrascht zu werden und später noch größere Kolonien betreuen zu müssen. Allein auf Gran Canaria konnten so im vergangenen Jahr bereits mehr als 1000 Katzen sterilisiert werden.
Gran Canaria betreut Streuner-Katzen bereits seit 2021
Doch die Aufgabe wird wesentlich größer. Allein auf Gran Canaria wurden von der Tierärztlichen Hochschule bislang rund 800 Katzenkolonien mit insgesamt 10.000 Katzen gezählt. Die Hauptstadt Las Palmas gehört zu den Gemeinden, die sich bisher am stärksten engagiert.
Die Überwachung der Katzen wurde dort bereits digitalisiert. Bisher sind etwa 200 Kolonien mit rund 3000 Katzen gelistet. 1756 von ihnen wurden in den vergangenen zwei Jahren gefangen, sterilisiert und zurückgebracht.
Tierschutz: Teneriffa steht vor großer Aufgabe
Auch in Teneriffas Hauptstadt ist ein ähnliches Projekt gestartet worden. In Santa Cruz wurden. bisher 81 Kolonien registriert. Schon das bedeutete einen großen Aufwand. Doch das dortige Rathaus ist sich bewusst, dass noch viel Arbeit ansteht.
Bislang wurden rund 18.000 Euro investiert. Dafür konnten 653 Katzen sterilisiert, entwurmt und registriert werden. Das teilte der für den Tierschutz zuständige Bürgermeister Carlos Tarife mit.
Auf Lanzarote geht man derweil deutlich strategischer zu Werke. Arrecife soll dazu aufgeteilt werden. Der Stadtrat steht eigens dafür kurz vor der Verabschiedung einer neuen Tierschutzverordnung. Aus dem dortigen Rathaus heißt es: Sobald die Verordnung steht, würden die Kolonien registriert. Ist das geschehen, soll mit der Sterilisation begonnen werden. Dazu wird die Stadt in verschiedene Zonen vom Norden bis zum Süden aufgeteilt. Dann starten die Arbeiten, wie Stadtrat Echedey Eugenio mitteilte.
Mit der Sterilisationen wurde dort ein Unternehmen betraut. Es hatte den Zuschlag für ein Tierschutzzentrum erhalten und die Sterilisation von Streunern wurde kurzerhand zu einer Auflage gemacht.
Gran Canaria bei Katzen-Registrierung vorbildlich
Auf Fuerteventura verharrt man unterdessen noch im Startblock. In Puerto del Rosario wurde bislang lediglich eine Kampagne zur Sterilisierung von Katzen geplant. Zudem sei ein Programm zur Kontrolle der Kolonien beabsichtingt, teilte die für den Tierschutz zuständige Stadträtin Yanira Domínguez mit.
Gran Canaria ist in der Breite bisher am weitesten fortgeschritten: Mit Ausnahme von Artenara und Valleseco gibt es bereits zahlreiche Erfolgsmeldungen aus den Gemeinden. So wurden in Santa Lucía etwa 2000 Tiere aus 65 Kolonien registriert. In Agaete sind es rund 300 Tiere aus 40 Gruppen und in Telde ähnlich viele Katzen in 80 Kolonien.
Kanaren: Großes Problem für den Tierschutz sind ausgesetzte Katzen
Agüimes meldet 41 Kolonien mit 500 registrierten Tieren, San Bartolomé 43 Gruppen mit mehr als 800 Katzen und Tejeda zählte bisher fünf Kolonien mit 40 Katzen. In Teror sind es 66 Kolonien mit rund 850 Katzen und in Ingenio wurden 106 Kolonien und 650 Katzen gezählt.
Ein größeres Problem als das reine Registrieren und Behandeln von Katzen, ist, dass immer noch Tiere ausgesetzt werden. So wachsen die Kolonien weiter. Experten rechen damit, dass erst bei einer Sterilisierungsquote von etwa 90 Prozent das Wachstum der Kolonien aufhört. Dafür jedoch dürften nicht permanent neue Tiere ausgesetzt werden.
Neben der reinen Arbeit, die Tiere zu registrieren und zu behandeln, müssen die Gemeinden entsprechend Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung leisten. Jeden Monat, den die Rathäuser später damit beginnen, wachsen die Kolonien und damit die Aufgaben exponentiell.
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