9757 Menschen sind auf der Kanaren-Route beim Versuch der Migration nach Europa gestorben. Damit bleibt die Atlantik-Route die gefährlichste der Welt. Durchschnittlich 28 Menschen starben im Jahr 2024 pro Tag.
Das zeigt die vorläufige Jahresbilanz der NGO Caminando Fronteras. Der Bericht “Monitoring the Right to Life” zeigt einen Anstieg der Todesfälle um 62,4 Prozent. Demnach stirbt alle 51 Minuten ein Mensch bei dem Versuch, aus Afrika auf die Kanaren zu migrieren.
Bezogen auf alle Migrationsversuche nach Spanien, die tödlich endeten, kamen neun von zehn Menschen auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln ums Leben. 517 weitere Flüchtlinge und Migranten starben auf dem Weg von Algerien zu den Balearen sowie 110 Menschen auf dem Weg durch die Straße von Gibraltar und 73 auf der Alboran-See-Route.
1538 Kinder sterben beim Versuch, die Kanaren zu erreichen
Die meisten Todesfälle gab es bei Booten, die von Mauretanien aus in Richtung der Kanaren aufbrachen. 6820 der 9575 Verstorbenen hatten dort ihre Reise begonnen. 2197 weitere waren vom Senegal aus gestartet sowie 801 von Marokko. Dieses Verhältnis entspricht in etwa der Verteilung ablegender Boote.
Unter den Todesopfern waren der NGO zufolge 1538 Kinder. Dazu kommen 421 Frauen. In den Monaten April und Mai wurden die meisten Todesfälle durch Ertrinken registriert.
58.000 Migranten erreichen Spanien
In Summe erreichten 57.738 Migranten im laufenden Jahr Spanien. Davon kamen 43.737 auf den kanarischen Inseln an. Bisher hatte die Höchstmarke binnen eines Jahres bei mehr als 39.000 gelegen.
In diesem Jahr verschwanden 131 Boote. Menschen aus 28 Ländern werden vermisst und gelten als tödlich verunglückt. In 217 Fällen wirft Caminando Fronteras den Behörden Untätigkeit und somit eine Mitschuld an tödlichen Unglücken auf hoher See zwischen Afrika und den Kanaren vor.
Im vergangenen Jahr waren 6007 Menschen gestorben. Damals waren das durchschnittlich 16 Todesfälle pro Tag. Inzwischen ist der Wert fast doppelt so hoch.
“Diese Zahlen zeigen ein gravierendes Versagen der Rettungs- und Schutzsysteme”, kritisiert die NGO in ihrem Bericht. Zudem wird darauf hingewiesen, dass es sich lediglich um bestätigte Todesfälle handle und die Dunkelziffer als enorm gilt.
Kanaren und der Streit um unbegleitete minderjährige Migranten
Auf den Kanarischen Inseln werden derzeit mehr als 5500 unbegleitete Minderjährige betreut. Die Kinder und Jugendlichen müssen in der Obhut der Region verbleiben, in der sie ankommen. Die Kanarischen Inseln fordern seit Jahren Hilfe, werden von den anderen Autonomen Gemeinschaften und der Zentralregierung Spaniens bislang jedoch ignoriert.
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