Eine gute Woche dauert die Überfahrt von der afrikanischen Küste auf die Kanarischen Inseln. Zumindest gilt das für die nicht hochseetauglichen Boote, Cayucos genannt, mit denen immer wieder Migranten versuchen, ein besseres Leben in Europa zu finden. Für diese Zeit stellen die Schlepper Nahrung zur Verfügung. Wenn die Reise länger dauert, droht neben der See auch daher Lebensgefahr.
Am Sonntag entdeckte ein Fischer rund 220 Kilometer vor der Küste El Hierros ein Boot in Gewässern, die normalerweise sogar von der kommerziellen Schifffahrt eher selten frequentiert werden. Das Boot hatte nach Angaben der Insassen 18 Tage zuvor von der mauretanischen Küste aus abgelegt und war offenbar vom Kurs abgekommen. Ohne die Meldung des Fischerboots, wären die Insassen in den sicheren Tod gefahren.
Mindestens vier der Insassen hatte dieses Schicksal bereits ereilt. Zum Zeitpunkt der Rettung befanden sich ihre Leichen noch an Bord. Darüber, ob es weitere Verstorbene gab, kursieren verschiedene Angaben. Fest steht jedoch, dass das Boot auch mehr Menschen gefasst hätte.
Ersten Recherchen zufolge hatte am 24. März ein Boot mit 69 Personen an Bord von der mauretanischen Hauptstadt aus abgelegt. Sollte es sich tatsächlich um das Boot handeln, wären weit mehr Menschen auf der Überfahrt gestorben, als derzeit bekannt.
Der Regierungsdelegierte Anselmo Pestana sagte Canarias Radio, es sei im Bereich des Möglichen, dass das Boot mit mehr Insassen gestartet war. Man wolle eine Untersuchung einleiten. Zunächst habe jedoch das Wohl der Überlebenden Priorität.
Kanaren: Hubschrauber bringen Migranten an Land
Nachdem das Fischerboot die Küstenwache verständigt hatte, waren die Migranten mit Hubschraubern ausgeflogen worden. Viele von ihnen befanden sich in kritischem Zustand, waren dehydriert und sehr schwach.
Normalerweise erreichen Boote, die von der mauretanischen Hauptstadt aus die rund 1100 Kilometer lange Überfahrt antreten, Teneriffa oder Gran Canaria. Warum das Boot vom Kurs abgekommen war, ist weiter unklar. Fest steht jedoch, dass die Insassen rund anderthalb Wochen länger unterwegs waren als üblich und etwa für diese Zeit auch keine Verpflegung an Bord hatten.
“Wenn das Boot nicht gesichtet worden wäre, wäre es wahrscheinlich auf hoher See verloren gegangen”, sagte Pestana. Menschenrechtler und Hilfsorganisationen rechnen damit, dass dieses Schicksal jedes Jahr Hunderte Menschen ereilt.
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Migranten-Boot nach 18 Tagen auf See geborgen – mehrere Tote
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