Die Luftverschmutzung hat in ganz Spanien wieder zugenommen. Das zeigt eine Studie zur Luftqualität des vergangenen Jahres. Durch die Reaktivierung des Tourismus und der allgemeinen Mobilität war dies absehbar. Allerdings verzeichnen die Kanaren nicht nur eine Rückkehr zur den vorherigen Werten, sondern die schlechteste Luft des Jahrzehnts.
Der von Ecologistas en Acción vorgelegte Bericht zur Luftverschmutzung in Spanien besagt, dass 100 Prozent der Spanier schlechte Luft eingeatmet hätten. Demnach seien 92 Prozent des spanische Territoriums von “Luft mit einem ungesunden Verschmutzungsgrad” betroffen.
Genau wie im Rest Spaniens seien auch auf den Kanarischen Inseln “ungesunde Verschmutzungswerte” der Luft gemessen worden. Dort sei die Luftverschmutzung im vergangenen Jahr auf verschiedene Auslöser zurückzuführen.
Vier wesentliche Gründe für schlechte Luft auf den Kanaren
Wie die Wissenschaftler mitteilten, seien die Hauptgründe für die Messwerte in der Zunahme von Schwebeteilchen und troposphärischem Ozon sowie auf steigende Temperaturen und zu wenig Niederschlag zurückzuführen.
Für diese Ergebnisse haben die Wissenschaftler die Daten von 47 Messstationen allein auf den Kanaren ausgewertet. Dabei verzeichneten sie einen deutlichen Anstieg der Schwebeteilchen (PM10 und PM2,5), auch Feinstaub genannt, sowie einen geringeren Anstieg des Stickstoffdioxids (NO2). Auch wenn dieser Schadstoff nicht die in den Jahren vor der Pandemie übliche Konzentration erreicht hat, gilt der Wert als hoch.
Feinstaub und mehr: Kanaren haben zu schlechte Luft
Laut Wissenschaft waren alle Anwohner der Kanarischen Inseln von zu schlechter Luft betroffen. Nach Angaben der Organisation atmeten die 2,2 Millionen Kanarios und ihre Gäste verschmutzte Luft oberhalb der gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte ein.
Der stündliche Grenzwert für PM10-Partikel wurde in allen Gebieten überschritten. Der jährliche Grenzwert für PM10-Partikel lag im südlichen Gebiet von Gran Canaria oberhalb der Grenzwerte. Allerdings sind die Empfehlungen der WHO nochmals schärfer als die aktuellen gesetzlichen Vorgaben.
Kanaren: Camilas, Hitze und Trockenheit begünstigen Feinstaub
Das Jahr 2022 war sehr trocken und geht als das wärmste Jahr in Spanien seit Beginn der strukturierten Aufzeichnungen im Jahr 1961 ein. Die Luft wurde zusätzlich durch eine weitere Zunahme von Sandstürmen aus Nordafrika, so genannte Calima-Wetterlagen, verschmutzt.
Hinzu kommen deutlich steigende Temperaturen. Die extreme Sommerhitze habe zu steigenden Ozonwerten beigetragen. Für die Wissenschaftler steht daher fest, dass “der Klimawandel ein entscheidender Faktor für die Verschlechterung der Luftqualität ist”.
Dennoch sei der wichtigste Faktor zur Erklärung des Anstiegs der Luftverschmutzung im Jahr 2022 die Reaktivierung der “motorisierten Mobilität” und der Wirtschaftstätigkeit. Die Pandemiepause mit einem fast vollständigen Stopp des Tourismus hatte für die Luftqualität nahezu ausschließlich positive Folgen.
Nicht nur auf den Kanaren: Spanienweit ist schlechte Luft
Obwohl ein allgemeiner Rückgangs der Stickstoffdioxid-Werte um etwa ein Fünftel im Vergleich zum Zeitraum 2012 bis 2019 verzeichnet wurde, verfehlte die Region Barcelona den gesetzlichen Grenzwert für NO2 erneut. Madrid schaffte immerhin eine Punktlandung. 30 weitere Gebiete überschritten zudem die Ziele für Feinstaub und Ozon. Der Europäische Gerichtshof hat Spanien wegen “wiederholter und systematischer Nichteinhaltung” der jährlichen NO2-Grenzwerte verurteilt.
Auch nach den von der EU vorgeschlagenen neuen Grenzwerten atmeten acht von zehn Spaniern “verschmutzte Luft” ein. Das zeigen die Werte der insgesamt 780 offiziellen Messstationen des Landes. Die Erhebung kommt entsprechend zu dem Schluss, dass sich die Luftqualität im Jahr 2022 im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahren verschlechtert hat. Landesweit sei ein deutlicher Feinstaub-Anstieg verzeichnet worden.
Experten: 10.000 Tote Spanier pro Jahr wegen schlechter Luft
Als am stärksten verschmutzt gelten städtische Gebiete. Sie sind durch den motorisierten Verkehr gleichermaßen Täter und Opfer der Luftverschmutzung. Zudem sorgen nahegelegene Industriegebiete und Kraftwerke für eine weitere Verschlechterung der Luftqualität. Gleiches gilt für Häfen und Flughäfen.
Die Experten kommen zu dem Schluss, dass die Luftverschmutzung als “großes Gesundheitsproblem” verstanden und angegangen werden müsse. Angaben der Europäischen Umweltagentur stützen das indirekt. Sie stellte fest, dass pro Jahr etwa 25.000 Menschen vorzeitig sterben. 10.000 von ihnen nach Meinung des Gesundheitsinstituts Carlos III. in direkter Folge von Episoden hoher Luftverschmutzung.
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