Deutschland will die Steuer auf Flug-Tickets um 19 Prozent erhöhen. Die Kanarischen Insel sind besorgt. Die Tourismusbranche befürchtet, dass die Maßnahme “die Inseln verarmen lässt”.
Die Erhöhung der Ticketsteuer in Deutschland lässt die Abgaben für Verbindungen bis 2500 Kilometer von 13,03 auf 15,53 Euro und für Flüge bis 6000 Kilometer Länge von 59,43 auf 70,83 Euro steigen.
Der Tourismus-Sektor auf den Kanarischen Inseln reagierte erschreckt auf die Nachricht aus Berlin. Nicolás Villalobos, Generaldirektor der Cordial-Gruppe, sprach von einer “sehr schlechten Nachricht”, da “der deutsche Markt auf den Kanarischen Inseln sehr wichtig ist – insbesondere für Fuerteventura und Gran Canaria”. Sein Amtskollege wurde wesentlich deutlicher.
Kanaren-Tourismus: Deutschland schwächelt seit 2020
Laut Villalobos hätten die Deutschen die Zahlen aus der Vorpandemiezeit noch nicht wieder erreicht. Zudem bestehe für das Jahr 2024 aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein hohes Maß an Unsicherheit. Die nun angekündigte Erhöhung würde eine Normalisierung des deutschen Tourismus zunehmend erschweren.
Ein Blick auf die jüngsten Daten von Promotur, dem Tourismus-Marketing der Kanaren, erklärt die Sorge des Urlaubssektors der Inseln. Sie zeigen, dass der deutsche Tourismus bis November einen Rückgang von 5,4 Prozent im Vergleich zu 2019 aufwies.
Das waren immerhin knapp 139.000 Urlauber weniger. Dieser Rückgang, so befürchten die Unternehmen nun, könne sich durch die für den 1. Mai geplante Steuererhöhung in Deutschland erhärten.
Kanaren sehen sich von der EU benachteiligt
Villalobos sieht insbesondere die Kanaren bestraft, da der Archipel im Vergleich zu anderen Regionen des Landes nahezu vollständig von Flug-Tourismus abhänge. Auch wenn der tatsächliche Zuschlag nur rund zwölf Euro beträgt, glaubt der Tourismus-Experte, an einen klar messbaren Effekt.
“Wenn die Preise nicht aufhören zu steigen, wird die Nachfrage sinken”, sagt Villalobos Inforcasa. Dabei gehe es auch um weitere finanzielle Effekte, wie die Emissionsabgaben für den Luftverkehr, die ebenfalls zunehmen würden. Abgelegene Regionen wie die Kanarischen Inseln seien ohne Sonderrechte die Leidtragenden.
All dies seien “Maßnahmen, die die Kanarischen Inseln verarmen lassen”. Martialisch sprach der Tourismus-Experte von einem “Angriff auf die zivile Luftfahrt”. Dieser sei ein “Angriff auf die Nachhaltigkeit unseres Landes”.
Kanaren-Unternehmer glauben an Absicht hinter der Steuererhöhung
Villalobos’ Kollege Jose María Mañaricua, Präsident der Föderation der Hotel- und Tourismusunternehmer (FEHT), sieht in der Maßnahme sogar einen konkreten Hintergedanken Berlins: Er glaube, Urlaub werde bewusst so verteuert, dass die Bürger lieber im Inland bleiben. Damit versuche man, “den eigenen Markt anzukurbeln”.
Die Maßnahme werde vor allem Touristen aus der Mittel- und Arbeiterschicht treffen. Trotz des Ärgers über die Steuererhöhung zeigten sich beide Experten immerhin zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. Die Branche erlebe “eine sehr gute, außergewöhnliche Wintersaison”. Sollte nichts “Ungewöhnliches” passieren, werde das gesamte Jahr 2024 positiv.
Das könnte sogar für den deutsche Markt gelten. Denn derzeit sieht es so aus, als würde die neue Abgabe erst für Buchungen ab dem 1. Mai fällig. Wer vorher bucht, müsste dann auch bei späterem Reisebeginn keine erhöhte Steuer bezahlen.
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Kanaren wegen Flug-Steuererhöhung sauer auf deutsche Politik
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