Jeder Tourist gibt auf den Kanarischen Inseln durchschnittlich 21 Prozent mehr aus als noch im Jahr 2019. Das zeigen die Daten des Nationalen Statistik-Instituts INE. Demnach stiegen die Ausgaben pro Urlauber also um ein Fünftel.
Die Tourismusverbände der Kanarischen Inseln sind in Sorge, dass das zu rückläufigen Buchungszahlen führen könnte. Oder dass Urlauber vor Ort sparsamer werden und so für weniger Umsatz sorgen.
Denn wurden vor der weltweiten Pandemie noch 1443 Euro pro Kopf und Urlaub ausgegeben, sind es laut INE inzwischen bereits 1742 Euro. Damit wird Kanaren-Urlaub deutlich teurer. Und das hat laut Experten einen simplen Grund.
Inflation macht Kanaren-Urlaub deutlich teurer
Für die Arbeitgeberverbände liegt der Grund für die deutliche Erhöhung in wenigen Jahren auf der Hand. Sie sehen die Inflation als Preistreiber: “Touristen trinken die gleichen Biere wie vorher und der Hotelier verdient nichts daran”, sagt Nicolás Villalobos, Vizepräsident des Verbands der Unternehmer in Gastgewerbe und Tourismus von Las Palmas de Gran Canaria (Feht).
Für den Spezialisten steht fest, dass entgegen der ersten Vermutung vieler, “keine Bereicherung stattfindet. Wir haben nur den rasanten Anstieg der Produktionskosten weitergegeben”. Die Gesamtausgaben der Touristen, die die Inseln besuchten, beliefen sich im Juli 2019 auf 1,49 Millionen Euro. 2023 stiegen sie auf 1,87 Millionen Euro.
Urlaub immer teurer: Tourismus in Sorge über ausbleibende Kanaren-Touristen
“Niemand ist sich darüber im Klaren, dass wir uns seit einigen Jahren in einem Umfeld außer Kontrolle geratener Inflation befinden. Nicht nur die Hotelpreise, sondern auch Avocados, Kartoffeln oder Strom”, sagt Villalobos und unterbricht kurz: “Ich weiß nicht, wie viel davon auf den Ukraine-Konflikt oder wie viel auf die massiven Geldspritzen in die Wirtschaft während der Pandemie zurückzuführen ist”, sagt der Tourismus-Fachmann weiter.
Tatsächlich sind beispielsweise die Avocado-Preise explosionsartig angestiegen (mehr dazu hier). Zudem sei der Strom für die Klimaanlagen im Sommer und die Pool-Heizungen im Winter exorbitant teuer geworden. Und diese Kosten würden an die Urlauber weitergegeben, sagt Villalobos.
Kanaren-Tourismus befürchtet, dass Ersparnisse schwinden
Mit Blick nach vorn zeigt sich der Tourismus-Experte besorgt. Die Branche befürchte, dass Urlauber jeden Euro künftig zweimal umdrehen werden: “Wir sind absolut besorgt über die makroökonomische Dynamik. Wir haben das Gefühl, dass wir eine Explosion des Hedonismus erleben und der Verbraucher sehr von einer Trägheit betroffen ist, die nach der Pandemie entstanden ist.”
Die Menschen seien nach der Zeit der Beschränkungen also ganz bewusst mehr verreist und haben sich vergnügt. “Aber die Ersparnisse, die während der Pandemie angesammelt wurden, beginnen zu schwinden. Das Sparniveau ist auf dem Stand von vor der Pandemie”, sagt der Tourismus-Fachmann.
Kanaren befürchten Rezession in Deutschland
Die Folge sei in mehreren europäische Volkswirtschaften eine wirtschaftliche Rezession. “Mittelfristig könnte sich dieser Boom, den wir erleben, abkühlen”, sagt Villalobos. Als Beispiel nennt er Deutschland.
Im ersten Halbjahr kamen aus der Bundesrepublik 1,3 Millionen Urlauber auf die Kanaren. Damit war Deutschland – wie gewohnt – nach Großbritannien der zweitstärkste Markt für die Kanarischen Inseln. Allerdings zeichnete sich schon in diesem Zeitraum der Trend ab, dass Urlauber nicht mehr so lange bleiben wie früher. Ob das ebenfalls ein Nach-Pandemie-Effekt ist oder tatsächlich mit einem sich dauerhaft änderndem Reiseverhalten zusammenhängt, bleibt abzuwarten.
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Kanaren-Urlaub wird deutlich teurer – das steckt dahinter
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