Eine Woche war der Verbleib des verletzten Pottwals unklar. Jetzt steht fest, dass das Tier nach der Kollision mit einer Schnellfähre vor den Kanarischen Inseln verendet ist. Das zeigt die Obduktion der Veterinäre an der Universität von Las Palmas de Gran Canaria.
Die Tiermediziner haben den auf Teneriffa angespülten Pottwal-Kadaver untersucht. Die Erkenntnis: Der Tod muss in Folge einer stumpfen Gewalteinwirkung, wie sie durch ein schnelles Schiff zugefügt wird, eingetreten sein. Er passe zu Erkenntnissen aus früheren Schiffskollisionen.
“Wir haben gesehen, dass in diesem Fall die Schnittmerkmale aller Wahrscheinlichkeit nach zu 98 Prozent das Ergebnis der Kollision sind, die am vergangenen Montag gemeldet wurde”, teilten die Veterinäre mit.
Kanaren: Wal verendet nach Schiffskollision – Wissenschaftler berechnen Strömung
In der Vorwoche war die Kollision einer Schnellfähre mit einem Pottwal gemeldet worden. Verantwortlich für die Veröffentlichung war der Biologe Amanhuy Duque Hernández. Auf der Überfahrt von Teneriffa nach Gran Canaria hatte Hernández Fotos geschossen. Dann bemerkte er den stumpfen Schlag. Als sich der Biologe umdrehte, sah er einen Wal inmitten seines eigenen Bluts.
Die Wissenschaftler hatten neben der Obduktion auch berechnet, wie die Strömungen den Wal mutmaßlich transportiert haben. Die Reederei habe dabei geholfen, den Startpunkt zu finden. Nach der Berechnung stand fest, dass der Kadaver in der Region Adeje im Süden Teneriffas stranden müsste.
Genau dort waren die sterblichen Überreste des Pottwals auch entdeckt worden. Und sie zeigen, dass die von der Fähre zugefügten “Schnitte nicht sofort tödlich” waren, “weshalb sich der Wal noch bewegen konnte”. Dies passt zu Hernández’ Bericht. Der Biologe hatte angegeben, dass der Wal, wohl vor Schmerz, mit der Flosse auf das Wasser geschlagen habe.
Kanaren-Fähren sind schneller als Wale – Kollisionen werden unausweichlich
Der Kadaver habe normale Anzeichen von Zersetzung aufgewiesen, berichten die Tiermediziner. Zudem sei der Schnitt in der Rückenflosse gut zu sehen, der letztlich zum Tod führte.
Für den Biologen, der den Tod des Tieres öffentlich machte, steht fest, dass die Schnellfähren ein Problem darstellen. Sie verkehren im Schutzgebiet der Tiere so schnell, dass die Wale nicht rechtzeitig ausweichen können. Daher sei die Politik gefragt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sagt Hernández.
Auf den Kanaren stranden 50 Wale pro Jahr
Durchschnittlich stranden jedes Jahr rund 50 Wale an den Küsten der Kanarischen Inseln. Die Mehrheit davon stirbt aufgrund anderer Ursachen. Doch immerhin jeder vierte Wal verende aufgrund menschlicher Aktivitäten.
Eine Studie der IUSA, die nun auch die Obduktion übernommen hatte, zeigt Zusammenhänge. Demnach würden sechs von zehn Schiffs-Kollisionen Pottwale betreffen. Dies stützt die These, dass moderne Fähren zu schnell für die Meeressäuger sind. Von den angefahrenen Pottwalen wiederum haben laut Studie acht von zehn zum Zeitpunkt der Kollision noch gelebt.
Für den Biologen steht fest: Im aktuellen Fall handelt es sich klar um einen Unfall. Doch das Problem, sagt Hernández, sind die verschiedenen Interessen von Politik, Wirtschaft und Umweltschutz.
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