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Kanaren-Migration: Wie ein Kühlraum das ganze Dilemma offenbart


41.000 Migranten haben die lebensgefährliche Überfahrt auf die Kanaren in diesem Jahr geschafft. Die Inseln sind damit völlig überfordert.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 2 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Inzwischen gibt es auf El Hierro einen provisorische Kühlraum. Er ist für Menschen gedacht, die die gefährlichste Flucht-Route der Welt nicht überlebt haben. Doch wie bei so vielen Dingen rund um die Kanaren-Migration hakt es auch dort. Denn seit bald sechs Wochen steht zwar die Einrichtung, doch ein geeigneter Stromanschluss fehlt.

Der Kühlraum bietet Platz für sechs Verstorbene – genau so viele, wie allein am Mittwoch in den Gewässern vor El Hierro ertranken. Sie wurden zum Hafen von La Restinga gebracht und unweit des Kühlraums, mit Tüchern bedeckt, auf dem Boden gelagert. Neben ihnen warteten die Überlebenden.

Rund 41.000 Menschen haben die Überfahrt von Afrika auf die Kanarischen Inseln in diesem Jahr geschafft – so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Todesopfer und vor allem die Dunkelziffer der Ertrunkenen ist gewaltig. Ebenso die einhergehenden Probleme auf den Inseln, von denen der fehlende Strom nur ein weiteres ist. Das Beispiel El Hierro zeigt die Überforderung der Inseln mit der aktuellen Situation:

Migration bringt Kanaren an ihre Grenzen

Rund 300 Menschen hatten es auf vier Booten auf die Kanaren geschafft. Mit ihnen steigt der Migrations-Rekord des laufenden Jahres weiter. Viele von ihnen erreichen aufgrund ihres Abgele-Ortes in Mauretanien und der Strömung des Atlantiks El Hierro.

Die kleine Insel empfängt derzeit mehr Migranten als sie Einwohner hat. Und so müssen ankommende Menschen und auch die sterbliche Überreste derer, die die Überfahrt nicht schafften, oftmals weitertransportiert werden.

Kanaren-Migration und der Streit um das Migrationsgesetz

Die Situation auf El Hierro zeigt das Bemühen der Kanaren, der aktuellen Situation gerecht zu werden. Und zugleich deren Grenzen. Bereits seit Jahren streiten sich die Inseln mit den anderen Autonomen Gemeinschaften des Landes über die Umverteilung ankommender Migranten, vor allem unbegleiteter Minderjähriger.

Artikel 35 des Migrationsgesetzes regelt, dass unbegleitete Minderjährige in der Obhut der Region verbleiben, in der sie ankommen. Die Kanaren beherbergen dadurch bereits mehr als 7300 Betroffene, Tendenz steigend. Und die Unterstützung aus dem Inland sieht lediglich Gelder vor, jedoch keine freiwillige Umverteilung, wie von den Kanarischen Inseln gefordert.

Kanaren bleiben mit Migration überfordert

Auf El Hierro ist der eigens geschaffene Kühlraum für die Opfer der lebensgefährlichen Überfahrt zu den Kanarischen Inseln weiterhin außer Betrieb. Die Maßnahme offenbart das ganze Dilemma: Auf dem spanischen Festland werden Strategien ersonnen, wie die Inseln zwar finanziell unterstützt werden können, das eigentliche Problem jedoch möglichst weit vom Festland weg, mitten im Atlantischen Ozean verbleiben soll. Und die dortige Regierung kann von der finanziellen Unterstützung aus Madrid zwar Hilfsmittel einkaufen, doch die Infrastruktur bleibt mit der Situation auch weiterhin vollkommen überfordert.


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Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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