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Kanaren-Migration: Inseln mit steigenden Zahlen überfordert


Die steigende Zahl Minderjähriger und die Gesundheitsversorgung von Migranten überfordern die Einrichtungen auf den Kanaren. Die Inseln bitten Madrid erneut um Hilfe. Doch die Zentralregierung sitzt viele Kritikpunkte aus.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten – 0 Leserkommentare bei Kanaren News

Der Präsident der Kanarischen Inseln erzeugt derzeit Druck auf Madrid. “In einigen Tagen” sei eine Einigung über die Umverteilung Minderjähriger getroffen, betont Fernando Clavijo immer wieder. Der Politiker versucht damit, sich selbst erfüllende Prophezeiungen einzuleiten.

Während die PP auf den Kanaren ebenfalls unter der aktuellen Situation leidet, sind es neben anderen Parteien auch die PP-Parteibrüder und -schwestern, die auf dem Festland blockieren. Zwar gibt es Vereinbarungen zur Umverteilung unbegleiteter minderjähriger Migranten, doch die werden immer wieder gebrochen. Und so werden die Kanarischen Inseln weiterhin mit der Situation alleingelassen.

Bisher sind in diesem Jahr auf den Kanaren knapp 31.000 Migranten angekommen. Und während Erwachsene weitergeleitet werden, müssen Minderjährige von der Region betreut werden, in der sie ankommen. Doch auf den Kanaren sind die Kapazitäten längst überschritten. Und im Winter erwarten die Inseln eine deutlich steigende Anzahl neuer Flüchtlinge.

Migrations-Druck auf die Kanaren steigt weiter

Der Generalsekretär der PP, Cuca Gamarra, zeigte sich ebenfalls pessimistisch. Gemeinsam mit Miguel Tellado verhandelt er mit der Zentralregierung und Clavijo über die Möglichkeiten einer gerechteren Umverteilung. Doch in Sorge davor, von politischen Populisten ins Fadenkreuz genommen zu werden, blocken viele Parteien auf dem Festland beim Thema Migration.

Manuel Domínguez von der PP auf den Kanaren zeigte sich bei einem Treffen in Madrid pessimistisch: “Ich bin immer noch nicht sehr optimistisch, ich bin anderer Meinung als der kanarische Präsident. Ich sehe in der Regierung die Absicht, nach einem Schuldigen zu suchen, anstatt eine Lösung zu finden, obwohl alle 45 Minuten ein Einwanderer im Meer stirbt.”

Laut Domínguez “war die PP von Anfang an für Verhandlungen, während die Regierung eine andere Strategie verfolgt hat”. Für den PP-Politiker auf dem Archipel würde der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez “bequem mit dieser Situation der Konfrontation leben. Sein Ziel ist es, die Gesellschaft zu spalten, und das erreicht er mit der Einwanderung”, ging Domínguez den Präsidenten scharf an.

Migration baut besonders auf El Hierro Druck auf

Während die Situation der Minderjährigen weiter ungeklärt bleibt, tut sich für die Inseln ein neuer Schauplatz auf. Denn auch die Finanzierung der Gesundheitsversorgung ankommender Migranten stellt die Kanaren zunehmend vor Probleme. Ein am Dienstag sowohl vom stellvertretenden Gesundheitsminister und Direktor des Kanarischen Gesundheitsdienstes (SCS), Carlos Gustavo Díaz, als auch von den Gewerkschaften unterzeichnetes Dokument weist auf diese Probleme hin.

“Die Nachfrage nach medizinischer Versorgung für Migranten, die in der Regel in kleinen Booten an unseren Küsten ankommen, unter beklagenswerten Bedingungen, die eine sofortige, dringende und komplexe Versorgung sowie eine multidisziplinäre Betreuung erfordern, bedeutet einen unverhältnismäßigen Aufwand für die beteiligten Fachleute”, heißt es in dem Schreiben.

Kanaren-Migration: Minderjährige sorgen für politische Pattsituation

Insbesondere auf El Hierro sei die Situation zunehmend sehr belastend. “Von der Schwierigkeit abgesehen, die Personalstellen in den Gesundheitseinrichtungen zu besetzen”, gehe es auch um die Finanzierung der benötigten Güter.

Aus diesem Grund müsse sich die Zentralregierung an der Finanzierung der Gesundheitsversorgung von Migranten beteiligen, “die unter unmenschlichen Bedingungen auf den Inseln ankommen”, heißt es.

Bisher hatte die spanische Regierung immer wieder auf Hilferufe zur finanziellen Unterstützung reagiert. Für Spanien sind die Kanaren ein dankbarer Puffer – weit entfernt von den Festlandgrenzen. Daher gilt es als wahrscheinlich, dass auf die Bitte nach mehr Geld tatsächlich Taten folgen werden. Bei der Umverteilung unbegleiteter Minderjähriger hingegen erwarten Experten auch weiterhin eine politische Pattsituation ohne absehbares Ende.


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Über den Autor

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Kanaren News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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