Fernando Clavijo steht in Mauretanien am Strand und blickt auf Holzboote. Es sind Fischerboote, mit denen viele Einheimische normalerweise ihren Lebensunterhalt bestreiten. Doch die Boote werden immer öfter zum Vehikel, um auf die Kanarischen Inseln überzusetzen.
Der Präsident der Kanaren hat sich vor Ort mit dem mauretanischen Außenminister Mohamed Salem Merzoug getroffen. Im Anschluss berichtet Clajivo von einem Flüchtlingslager mit “mehr als 150.000 Menschen”, die auf ihre Überfahrt zu den Kanarischen Inseln warten würden.
Für den Präsidenten steht fest, dass man nicht “wie Trump” darauf setzen werde, “Mauern zu erreichten”. Viel mehr müsse es politische Wege geben. Doch dafür müsse Europa mehr unternehmen als bisher, lautet die Kritik. Denn der bisherige Weg sei “zum Scheitern verurteilt”. Und die Kanaren bekämen dies als erste ab.
Kanaren-Präsident zu Gesprächen über Migration in Afrika
Mit Blick auf die Migration sei ein Rückzug aus der kriegsgebeutelten Sahelzone ein Fehler. Dies führe zu mehr Migration. Es verwundert daher nicht, dass Clavijo ausgerechnet Mauretanien besucht Denn jedes zweite Flüchtlingsboot aus Afrika startet in dem nordwestafrikanischen Land, das gleich unterhalb der Westsahara liegt.
Um Mauretanien eine Perspektive zu bieten, die dazu führt, dass mehr Menschen in ihrer Heimat Hoffnung auf ein gutes Leben schöpfen, verabredeten Spaniens Präsident Pedro Sánchez und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro.
Clajivo sieht darin einen Tropfen auf den heißen Stein. Im Rahmen seines Vor-Ort-Termins stellt der Kanaren-Präsident ernüchtert fest, dass dies “mehr als nichts” sei, jedoch völlig unzureichend, um die Migration auf die von ihm geführten Inseln zu stoppen.
Lebensgefährliche Kanaren-Migration
Die NGO “Caminado Fronteras” spricht von 10.500 Menschen, die auf der Überfahrt gesichert ihr Leben ließen. Entsprechend müssten größere Anstrengungen unternommen werden, die Migration zu stoppen, sagt Clavijo.
Auf Spaniens Zentralregierung und die EU verlassen sich die Kanarischen Inseln immer weniger, Entsprechend traf Clavijo auch den Präsidenten Mauretaniens, Mohamed Ahmed Ould Ghazouani, lieber persönlich. Gemeinsam einigte man sich auf eine “Vertiefung” der Zusammenarbeit.
Kanaren unterstützen Projekte für Zukunft in Afrika
Die Reise begleitet ein Tross aus rund 50 Personen, daunter Unternehmer und Wissenschaftler. Gemeinsam sollen neue Wege ergründet werden, die Migration einzudämmen. Dabei wird auch darauf gesetzt, den Menschen vor Ort wieder mehr Perspektiven zu bieten.
In einem Pilotprojekt wurden 50 Menschen aus dem Senegal in ihrer Heimat ausgebildet, um dort erfolgreich arbeiten zu können. In mehreren afrikanischen Ländern sollen nun 400 weitere Menschen ausgebildet werden. Auf diesem Weg wolle man aufzeigen, dass die lebensgefährliche Flucht auf die Kanarischen Inseln nicht alternativlos sei.
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Kanaren-Migration: “In Mauretanien warten 150.000 Menschen”
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