Schon zur vergangenen Wirtschaftskrise galten Jugendliche als die großen Verlierer. Damals herrschte bis zu 80 Prozent Jugendarbeitslosigkeit. Von diesen Werten waren die Kanarischen Inseln zuletzt wieder weit entfernt. Doch bedingt durch die Corona-Krise sind sie nun erneut auf dem Weg dorthin.
Der Schritt auf den Arbeitsmarkt der Kanaren katapultiert junge Erwachsene derzeit in eine harte Realität: Ausgelöst durch die aktuelle Krise herrscht eine Arbeitslosigkeit von rund 50 Prozent. Damit geht jeder zweite jugendliche Arbeitssuchende leer aus. Und die vermeintlich glückliche andere Hälfte muss sich mit Jobs zufrieden geben, die meist unterhalb ihrer Qualifikation liegt – und beispielsweise durch Zeitarbeitsverträge oft auch schlechter bezahlt wird.
Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft von Corona beeinträchtigt?
Nach Forschungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) könnte die junge Generation nicht nur derzeit unter den Folgen der Corona-Krise leiden, sondern langfristig. In ihrem Bericht “Covid-19 und die Arbeitswelt” heißt es, dass junge Menschen am stärksten unter den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden. Die ILO warnt zudem davor, dass die Generation Gefahr laufe, während ihres gesamten Arbeitslebens mit den Auswirkungen der Pandemie konfrontiert zu bleiben.
Die ILO geht in ihrem Bericht sogar noch weiter und spricht von einer “Generation der Gefangenschaft”, die in gleich mehreren Bereichen unter den Auswirkungen der Pandemie leidet:. Dazu zählen laut Bericht die Unterbrechung der Bildungs- oder Ausbildungsprogramme, der Verlust von Beschäftigung und Einkommen sowie große Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche.
Kanaren bei Jugendarbeitslosigkeit derzeit auf Platz drei
Spanienweit liegt die Quote der arbeitslosen Jugendlichen nach Angaben der Labour Force Survey bei 39,6 Prozent. Nur fünf Monate zuvor hatte diese noch sieben Prozentpunkte weniger betragen. Waren die Kanaren bei der vergangenen Rezession noch einsam an der Spitze der Jugendarbeitslosigkeit, stehen diesmal Kantabrien mit 56 Prozent und Andalusien mit wenigen Promille mehr als die Kanaren statistisch betrachtet noch schlechter da.
Ein Trost ist das für die Betroffenen freilich nicht. Zumal der EU-Vergleich (15,7 Prozent) zeigt, dass die Kanaren um rund das dreieinhalbfache schlechter als der europäische Schnitt da stehen. Und das Ende ist noch nicht zwangsläufig erreicht. Die Experten hoffen dennoch, dass Werte von 80 Prozent – wie zuletzt 2013, als der EU-Vergleich bei 24,4 Prozent lag – nicht wieder erreicht werden.
Grund für den enormen Anstieg in weniger als einem halben Jahr ist vor allem das Gefüge der Kanarischen Inseln: Der Tourismus stellt den Haupt-Motor der regionalen Wirtschaft dar. Und genau in diesem besonders stark von der Krise gebeutelten Bereich sind oft viele junge Erwachsene angestellt.
Kanaren: Auch Frauen überdurchschnittlich oft arbeitslos
Doch die aktuellen Arbeitslosenzahlen zeigen noch einen weiteren Missstand auf. Denn auch bei den Frauen ist die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch. Seit Ausbruch der Pandemie verloren rund 27.000 Personen ihren Job, 23.000 davon waren Frauen. Als im Juli die ersten Jobs wieder besetzt oder von der Kurzarbeit befreit wurden, sank die Arbeitslosenquote der Männer um etwa drei Prozent – bei den Frauen waren es gerade mal 0,4 Prozent.
Aktuell sind auf den Kanarischen Inseln mehr als 114.000 Kurzarbeiter gemeldet. Immerhin: Im Vergleich zum Vormonat sind gut 4000 Personen (-1,55 Prozent) weniger als arbeitssuchend hinterlegt. Dennoch gibt es auf den Kanarischen Inseln weiterhin rund 258.000 Arbeitslose.
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Kanaren: Jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos – und könnte es lange bleiben
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