Macht die Branche ernst, steht das Gesundheitssystem der Kanarischen Inseln vor noch schwierigeren Zeiten. Schon jetzt sind die Wartelisten sogar für einen Termin beim Hausarzt enorm. Und das könnte erst der Anfang sein.
Der jüngste Bericht des Gesundheitsministeriums zeigt, dass die Kanarischen Inseln den niedrigsten Anteil an unbefristeten Arbeitsverträgen in der Branche haben. Nur ein Drittel des Personals verfügt über eine entsprechend gesicherte Anstellung.
Fast die Hälfte der Krankenschwestern und -pfleger auf dem Archipel hat bereits darüber nachgedacht, den Beruf aufzugeben. Nach der Gemeinschaft Madrid sind die Kanaren die zweite Region, in der dieser Gedanke inzwischen immer öfter laut geäußert wird. Das sind die Gründe:
Gesundheitssystem der Kanaren vertreibt seine Angestellten
Im Bericht zur Situation der Branche in Spanien wird aufgeführt, dass zehn Prozent der Pflegekräfte plant, den Job binnen fünf Jahren aufzugeben und 12,1 Prozent innerhalb der kommenden zehn Jahre.
Gehalt, Anerkennung und mangelnde Führungsqualitäten sind die Hauptgründe für die geplante und tatsächliche Abwanderung. Auf nationaler Ebene sind 42,8 Prozent der Krankenschwestern und Krankenpfleger unbefristet beschäftigt, während auf den Kanarischen Inseln nur ein Drittel über einen solchen Vertrag verfügt.
Fast die Hälfte der Pflegenden auf den Kanarischen Inseln arbeitet mit Zeitverträgen. Diese Zahl liegt auch deutlich über dem nationalen Durchschnitt von 30,3 Prozent und ist damit deutlich höher als in Regionen wie Katalonien oder La Rioja. Die kanarischen Krankenpflegerinnen und -pfleger arbeiten zudem häufig in Zwölf-Stunden-Schichten.
Alle Regionen erwarten, dass der höchste Anteil an Pensionierungen im Jahr 2034 verzeichnet wird. Auf nationaler Ebene betrifft das mit 21 Prozent mehr als jeden Fünften. Die Kanarischen Inseln erreichen dann eine Quote von 26,5 Prozent – erneut über dem Durchschnitt. Damit wird schon in neun Jahren einer von vier Pflegenden durch Pensionierung aus dem Job ausscheiden. Schon im Jahr 2030 werden landesweit 11,3 Prozent und auf den Inseln 12,4 Prozent der Krankenpflegerinnen und -pfleger in den Ruhestand gehen.
Kanaren verlieren ihre Krankenpfleger
Yoel Hernández von der Gewerkschaft Satse betont, dass diese Daten eine besorgniserregende Realität bestätigen würden. Bisher sei diese Entwicklung bereits über eine Studie auf der Website des kanarischen Gesundheitsdienstes bekannt gewesen. Durch den jüngsten Bericht sieht Hernández nun endgültig den Beweis für dringenden Handlungsbedarf.
Der Branchenkenner betont, dass Lösungen für die Abwanderung und bessere berufliche Anerkennung notwendig seien. Die Mitarbeitenden im Gesundheitssystem benötigten zudem würdige Bedingungen und eine bessere Entwicklung der Auswahlverfahren für eine feste Anstellung.
Obwohl die Zahl des Pflegepersonals pro 1000 Einwohner auf den Kanaren über dem nationalen Durchschnitt liegt, bleibt sie hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Der Bericht zeigt, dass Spanien 100.000 zusätzliche Fachkräfte bräuchte, um das europäische Niveau zu erreichen. Bei der aktuellen Eingliederungsrate würde es 22 bis 29 Jahre dauern, um diesen Schnitt zu erreichen.
Kanaren: Weniger und doch zu viele Patienten pro Pfleger
In den Primärversorgungszentren auf den Kanarischen Inseln hat sich das Verhältnis der Patienten pro Pflegendem verbessert. Es sank von 1614 Patienten im Jahr 2013 auf 1112 im Jahr 2023. Der Archipel verzeichnet auch den zweithöchsten Zuwachs bei Pflegepersonal in Krankenhäusern und die dritthöchste Anzahl in Ambulanzen.
Bei allen Kategorien von Fachkrankenpflegenden soll die in Aussicht gestellte Gehaltserhöhungsrunde nur bei Hebammen durchgeführt werden. Die Familien- und Gemeindekrankenpflege oder die psychische Gesundheitspflege muss mit einer Nullrunde rechnen. Jeder dritte Pflegende fordert daher eine Verbesserung der Bedingungen. Zudem geben 28 Prozent an, dass ihre Arbeit nicht ihrer Ausbildung entspreche.
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Kanaren: Jede zweite Krankenschwester will kündigen
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