18 Monate kannte die Inflation auf den Kanarischen Inseln nur eine Richtung. Und auch jetzt steigt sie weiter. Doch erstmals seit anderthalb Jahren liegen die Inseln wieder unter dem nationalen Durchschnitt. Mit Blick auf das wesentlich geringere Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Region ist ein langsameres Wachstum für viele Familien existenziell wichtig.
Das Nationale Statistik-Institut INE zeigt, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) im Mai um 3,4 Prozent angestiegen ist. Der spanische Durchschnitt beträgt dagegen 3,6 Prozent. Damit liegen die Inseln bei der Teuerungsrate für Waren des täglichen Bedarfs erstmals wieder unter dem Landesschnitt.
Und das gilt auch für die Inflation. Ende Mai verzeichnen die Inseln einen monatlichen Anstieg von 0,1 Prozent – und damit zwei Zehntelprozentpunkte weniger als der nationale Anstieg. Damit registrieren die Kanarischen Inseln sogar den geringsten Preisanstieg des Landes im vergangenen Jahr. Und das sind die Gründe:
Darum sind Zunahme von Inflation und VPI auf den Kanaren geringer
In ersten Reaktionen der Handelskammern von Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz und in Las Palmas de Gran Canaria sowie des Kanarischen Unternehmerverbands CCE wurden die Zahlen als “sehr positiv” bewertet. Für die Inseln bedeute dies “eine Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit”, hieß es.
Als Grund für die gebremste Teuerung gelten im Wesentlichen zwei Faktoren. Zum Einen blieben die Preise für Lebensmittel im vergangenen Monat erstmals stabil. CCE-Vizepräsident José Cristóbal García nennt das “bereits eine sehr günstige Entwicklung”.
Allerdings dämpfte García die Stimmung gleich ein wenig, indem er ankündigte, dass die Verbraucher auf den Kanaren vorerst keine Preissenkungen in den Supermärkten erleben würde. Doch dass Lebensmittel erst einmal nicht teurer würden, sei bereits eine herausragend gute Nachricht.
Zudem bleibe der durchschnittliche Warenkorb auf den Kanarischen Inseln einer der teuersten des Landes. Die Zunahme des VPI liege im Jahresvergleich bei 5,3 Prozent, während er spanienweit im Jahresvergleich nur 4,4 Prozent erreiche.
Kanaren-Tourismus: Nebensaison bremst Inflation
Als zweiter Grund wird der Kanaren-Tourismus genannt. Durch das Ende der Winter-Hauptsaison sei die Inflation im Urlaubssektor gesunken. Während spanienweit die Preise mit Blick in Richtung Sommer steigen, gehen sie auf den Inseln traditionell etwas zurück. Ein Minus von 0,2 Prozent auf dem Archipel steht einem Plus von 0,7 Prozent im Rest des Landes gegenüber.
Mit Blick in die Zukunft erwartet García eine moderate Entwarnungsstufe: “Wir können von einer günstigen Entwicklung sprechen, aber noch nicht von einem Rückgang der Preise, sondern nur von einem Nullwachstum.”
Inflation und Löhne: Spanien rechnet mit steigender Kaufkraft
Allerdings zeigen die INE-Daten nicht nur positive Entwicklungen. So stieg beispielsweise der Strompreis deutlich stärker als auf dem Festland. 2,3 Prozent auf den Kanaren stehen 1,7 auf dem Festland gegenüber.
Mit Blick auf das ganze Land spricht der Minister für Wirtschaft, Handel und Unternehmen, Carlos Cuerpo, von einer positiven Entwicklung. Die Daten der OECD würden zeigen, dass Spanien wieder die Kaufkraft von vor der jüngsten Krise erreicht habe.
Allerdings sagt Cuerpo auch: “Wir müssen dafür sorgen, dass die Wirtschaft mit einer angemessenen Rate wächst, die Beschäftigung schafft, und das wird dazu führen, dass die Löhne steigen und wettbewerbsfähiger werden.”
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Kanaren-Inflation: Erstes Aufatmen nach 18 Monaten Krisen-Modus
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