Die Zahl der ankommenden Migranten ist auf den Kanaren so hoch wie seit der Cayuco-Krise von 2006 nicht mehr. Damals kamen so viele Menschen mit hochseeuntauglichen Fischerbooten auf den Kanarischen Inseln an, dass das Phänomen nach den so genannten Cayucos benannt wurde.
Das unter anderem für Migration zuständige Ministerium teilte mit, dass es sich bei der Maßnahme um ein Verwaltungsverfahren handle. Es müsse nicht vom Ministerrat genehmigt werden. Ziel der Maßnahme sei eine schnellere Abwicklung bürokratischer Prozesse rund um das Thema Migration.
Angesichts des aktuellen Migrationsdrucks, dem die Kanarischen Inseln ausgesetzt seien, war es nötig, die Prozesse zu beschleunigen, hieß es aus Madrid. Auf den Kanaren kamen in den ersten zehneinhalb Monaten des Jahres bereits mehr Flüchtlinge an, als in den zwölf Monaten der Vorjahre.
Kanaren-Migration: Notstand gab es schon 2020 einmal
In der spanischen Zentralregierung ist der Prozess gelernt. Zuletzt wurde nach gleichem Muster verfahren, um Flüchtlinge aus der Ukraine schneller aufnehmen zu können. Nach dem russischen Angriffskrieg war ein beschleunigtes Verfahren nötig geworden, hieß es damals aus Madrid.
Auch die Kanaren kennen den Prozess aus der Vergangenheit. 2020 stand das Auffangnetz auf den Kanarischen Inseln bereits vor dem Zusammenbruch. Der Minister für Migration ließ kurzfristig Lager einrichten. Zudem wurden Hotels in Notunterkünfte umgewandelt, die aufgrund der Pandemie ohnehin geschlossen waren.
Inzwischen verfügt das Ministerium für Migration über rund 6000 Auffangplätze. Diese sollen nun eingesetzt werden, um “bürokratische Verfahren zu vermeiden”. Zudem können durch den Notstand kurzfristig weitere Auffanglager eröffnet und Budgets bereitgestellt werden.
Kanaren melden bis Oktober mehr Flüchtlinge als in ganz 2020
In den ersten beiden Oktober-Wochen waren mehr als 8500 Migranten auf den Kanarischen Inseln angekommen. Seit 2006 hatte es kein Phänomen dieser Größenordnung mehr gegeben. Im laufenden Jahr stieg die Zahl der Flüchtlinge, die die Kanaren erreichten, damit auf 23.537. Im gesamten Jahr 2020 wares es 23.271 und damit weniger gewesen.
Der amtierende Minister, José Luis Escrivá, sprach Anfang der Woche von rund 5000 Migranten, die sich noch auf den Inseln aufhielten. Diese Zahl variiere jedoch je nach Zahl der Überführungen auf das Festland. Zuvor hatte es um Hilfen wie diese einen erbittern Streit zwischen den Inseln und Madrid gegeben. Hintergründe dazu liefert der nachfolgende Beitrag.
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