Die Kanarischen Inseln haben in den vergangenen Tagen so viele Migranten aufgenommen, dass die Hilfezentren überfordert sind. Zwischen den Kanaren-Inseln wurden bereits Menschen umgesiedelt. Auf Teneriffa mussten am Wochenende sogar rund 200 von ihnen auf dem Boden schlafen.
Die Flucht-Route aus Afrika auf die Kanarischen Inseln gilt als die gefährlichste der Welt. Dreht das Wetter, gilt dies bereits als lebensbedrohlich. Werden die Inseln verfehlt, ist das laut Hilfsorganisationen sogar das sichere Todesurteil.
Entsprechend froh sind die Ankömmlinge über festen Boden unter ihren Füßen. Auf Teneriffa mussten nun mehrere Gruppen ankommender Flüchtlinge auf eben diesem schlafen. Denn für sie war kein Platz mehr in den Aufnahmezentren. Für den Präsidenten der Kanarischen Inseln ist das “empörend”.
Flüchtlinge: Kanaren fühlen sich von Spaniens Regierung im Stich gelassen
Fernando Clavijo beklagt die Passivität Spaniens in der Flüchtlings-Thematik. Seit Jahren fühlen sich die Kanaren-Regierungen vom Staat im Stich gelassen. Unter Clavijos erneuter Regentschaft sollte das anders werden. Die Gespräche seien fruchtbar gewesen, hieß es nach Treffen in Madrid immer wieder. Doch die Realität sieht anders aus.
Denn nun gibt es die erste Zerreißprobe für das zarte Band zwischen der kanarischen und der Zentral-Regierung. Und bereits dabei scheinen die Inseln erneut im Stich gelassen zu werden.
Viele Migranten erreichen die Kanarischen Inseln auf einmal
Die entstandenen Bilder hatte es zuletzt im Jahr 2020 gegeben. Auch damals waren die Aufnahmezentren komplett überfordert. Auf Gran Canaria waren die Docks überfüllt mit Menschen, die auf Hilfe hofften.
Auf El Hierro waren innerhalb weniger Tage 1983 Menschen angekommen Die Insel war damit so überfordert, dass rund 500 von ihnen per Schiff umverteilt wurden. Doch weitere Ankünfte sorgten für einen Überforderungseffekt. Denn 1169 Menschen waren innerhalb eines Tages in 13 Booten angekommen – und das legte die Aufnahmezentren lahm.
Migration überfordert Teneriffas Touristen-Meile
Die Bürgermeisterin von Arona, Fátima Lemes, sagte, dass die Ressourcen der Stadt mit dem Tempo der Ankünfte nicht schritt halten könnten: “Wir beauftragen örtliche Polizeibeamte und vernachlässigen andere Bedürfnisse, etwa die Sicherheit einer Gemeinde mit so viel Tourismus.”
Die Politikerin zeigte sich zwiegespalten. Auf der einen Seite befürchtet sie, dass ankommende Migranten keine menschenwürdige humanitäre Versorgung erhalten. Andererseits lebe die Gemeinde vom Tourismus und die Bilder aus dem Hafen seien gefährlich für das Image, das den Besuchern vermittelt werde.
Kanaren: Touristen liegen in der Sonne, wo Migranten ihren Überlebenskampf beenden
All das zeigt sich an den Stränden. Während die Einen dort baden und ihren Urlaub genießen, kommen andere komplett ausgemergelt und heilfroh, die gefährliche Überfahrt überlebt zu haben, nur wenige Meter entfernt an.
Auch Bürgermeisterin Lemes sagt, sie fühle sich vom Staat “im Stich gelassen” und ergänzt: “Madrid berücksichtigt nicht, dass wir Inseln sind, dass es uns an personellen und technischen Ressourcen für eine Situation dieser Größenordnung mangelt, die unsere Fähigkeiten völlig übersteigt.”
Kanaren rechnen mit weiteren Flüchtlings-Ankünften
Unterdessen rechnen die Kanarischen Inseln in den kommenden Tagen mit weiteren Ankünften. Und das bringt die ohnehin bereits knappen Ressourcen zunehmend unter Druck. Clavijo sagte, dass insbesondere die Betreuung der Minderjährigen unzureichend sei.
Derweil schießt auch dessen Vorgänger scharf: Ángel Víctor Torres verlangte, dass Clavijo und seine Regierungs-Partner Einfluss ausüben “und an die Türen” anderer Autonomien klopfen. Es sei notwendig, dass diese sich bereit erklären, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und minderjährigen Migranten aufzunehmen. Schon unter Torres war nur ein Bruchteil der rund 3000 unbegleiteten minderjährigen Migranten in andere Teile Spaniens ausgeflogen worden.
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