Zu Ostern erwarten die Kanarischen Inseln ihre stärkste Reisezeit. Normalerweise. Denn in diesem Jahr rechnen die Hoteliers allenfalls mit einer Handvoll nationaler reisender und Kanarios, die über die Feiertage für ein verlängertes Wochenende in die Tourismus-Zentren der Inseln fahren. Doch für die zweite Jahreshälfte gibt es verhaltene Hoffnung.
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson kündigte an, dass ab dem 17. Mai wieder Urlaub ermöglicht wird. Der aktuelle Deeskalationsplan des Landes sehe vor, dass ab diesem Zeitpunkt wieder internationale Reisen erlaubt seien, hieß es weiter.
Zwar hängt das finale Datum vom weiteren Pandemieverlauf ab – und dabei spielt auch die Virus-Mutante eine tragende Rolle – doch Stand heute sei Mitte Mai als Zeitpunkt für die Öffnung der Flughäfen realistisch, hieß es.
Die wichtigsten britischen Reiseveranstalter, Jet2 und Tui, verzeichneten binnen weniger Stunden deutlich steigende Anfragen. Um rund 300 Prozent stiegen die Flug-Buchungen, die Abschlüsse von Pauschalreisen stiegen sogar um rund 600 Prozent, hieß es.
Tui meldete dabei die meisten Buchungen im Juli. An das Start-Datum glauben damit wohl auch viele Briten nicht. Hinzu kommt, dass die Sommerferien des Landes im Juli beginnen. Die beliebtesten Reiseziele seien dann Spanien, Griechenland und die Türkei.
Reisen nach Corona: Fachleute auf den Kanaren sind weniger optimistisch
Die Reservierungen bei Jet2 seien bereits mit dem Fortschreiten der Impfung sukzessive angestiegen, berichtete Geschäftsführer Steve Heapy. Johnsons Mitteilung habe dann den Knoten gelöst: “Die Ankündigung hat bei unseren Kunden großes Vertrauen und nach so vielen Monaten der Beschränkungen den Wunsch nach Urlaub geweckt”, sagte Heapy.
Der Plan des britischen Premiers sieht vor, dass im April eine Arbeitsgruppe zusammenkommt und über eine Aufnahme der Reisetätigkeiten ab dem 17. Mai berät. Die Reiseveranstalter des Landes reagierten hocherfreut auf diesen Plan.
Vorsichtiger äußerte sich hingegen der Präsident der Föderation der Unternehmer aus Gastgewerbe und Tourismus in Las Palmas (FEHT). José María Mañaricúa ordnete die Meldung aus Großbritannien rein statistisch ein. Der Fachmann sagte, das starke Wachstum der Reservierungen rühre auch da her, dass diese quasi bei Null beginnen. “Wenn man von so niedrigen Zahlen ausgeht, sieht jedes Wachstum drastisch aus.”
Zudem müsse auch gesehen werden, dass die gebuchten Reisen in verschiedene Länder und ganz Spanien gingen. Die Kanarischen Inseln würden weiterhin mit Schwierigkeiten rechnen müssen – auch in Sachen Konkurrenzfähigkeit nach der langen Zeit des Lockdowns.
Tourismus-Neustart auf den Kanaren: Hoteliers hoffen auf die Wintersaison
Zudem bedauerte Mañaricúa erneut, dass schon jetzt das erste Halbjahr abgeschrieben werden müsse: “Es ist traurig, dass wir im Februar sind und schon jetzt wissen, dass sich bis Ende Mai oder Juni nichts bewegen wird. Die Kanarischen Inseln erwarten bis Juli keine großartigen Touristenbewegungen.”
Dem stimmte auch der Generaldirektor der Hotelkette Cordial Hotels & Resorts, Nicolás Villalobos, zu. Der Winter sei verloren gegangen und im Sommer müsse man Kampfpreise kalkulieren, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein. Der Sommer sei allenfalls als “Start des Tourismus” zu sehen. Dann sei er zumindest zuversichtlich, dass es im Anschluss wieder eine Zunahme geben werde, die “eine gewisse Normalität” ab dem nächsten Winter bringen könne.
Corona-Impfung entscheidet über Kanaren-Tourismus
Auch deutsche und skandinavische Touristen sind in den Planungen der Hoteliers und Gastronomen fest eingerechnet. Viele von ihnen stehen für eine andere Art des Tourismus und sind daher auf den Kanarischen Inseln entsprechend willkommen. Allerdings hängt die Wiederaufnahme der Reisen stark vom Impf-Fortschritt der jeweiligen Länder ab.
Zumindest auf den Kanaren drängt die FEHT daher auf ein schnelles Vorantreiben der Corona-Impfung. Damit sollen die Kanaren als sichere Urlaubsdestination dargestellt werden. Auch daher bat die Interessengemeinschaft darum, nach Schutzbedürftigen und dem Gesundheitspersonal die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Tourismussektors im Impfplan vorzuziehen. Bewegung in eine solche Richtung ist aus der regionalen Politik derzeit allerdings nicht erkennbar.
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Kanaren erwarten Briten ab Mai, hoffen aber auf deutsche Touristen im Winter
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