Mit mehr Verkäufen als vor der großen Rezession von 2008 haben die Kanarischen Inseln wieder einen florierenden Immobilienmarkt. Der Grund sind Gelder aus dem Ausland. Denn nur jedes zweite Objekt geht derzeit an Einheimische.
Das geht aus Daten des nationalen Statistik-Instituts INE hervor. Demnach wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 18.839 Häuser oder Wohnungen verkauft. Das bedeutet sogar ein höheres Niveau als im Jahr 2008, kurz bevor die großen Rezession den Markt innerhalb kürzester Zeit lahmlegte. Damals waren es im gleichen Zeitraum 18.680 Objekte gewesen.
Auch wenn die Zahlen denen von vor der großen Krise ähneln, ist die Struktur der Käuferschaft grundlegend verschieden. Denn seinerzeit dominierten die Einwohner der Kanarischen Inseln den Markt, während er heute zu gleichen Teilen zwischen Einheimischen und Ausländern aufgeteilt wird.
Das wiederum hat Auswirkungen auf den Finanzmarkt der Inseln. Denn durch die ausländischen Käufer wurde in den ersten acht Monaten des Jahres jeder zweite Hauskauf mit einem Bankdarlehen abgeschlossen. Bis August wurden 10.341 Hypotheken gewährt.
Immobilien-Markt auf den Kanaren: Ausländer zahlen oft bar
Während Ausländer laut INE die Summe meist selbst aufbringen, greifen Kanarios beim Hauskauf eher auf Bankdarlehen zurück. Die Zahl der Hypotheken ist in den vergangenen Monaten wiederum gesunken. Experten erklären das mit der jüngsten Wirtschaftskrise. Die Banken vergeben seltener große Kredite an Kunden mit normalen Einkommen, da unklar ist, ob sie das Geld langfristig zurückzahlen können.
Experten rechnen damit, dass dieser Effekt den Immobilienmarkt im letzten Quartal und auch auf mittelfristige Sicht zumindest auf nationaler Ebene ausbremsen wird. Zudem würden viele potente Kaufinteressenten derzeit zögern, um zu schauen, wie sich der Finanzmarkt entwickelt. Dies sorge für einen zusätzlichen Verlangsamungseffekt, heißt es.
Kanaren: Einheimische müssen ein Viertel des Monatsnettos in Hypotheken stecken
Bereits getätigte Käufe sorgen derweil für einen anderen Effekt. Durch den Anstieg der Lebenshaltungskosten seien viele Käufer nicht mehr in der Lage, ihre monatlichen Raten zu zahlen. Das sorge für zusätzliche Verschuldungen oder Notverkäufe.
In der Provinz Santa Cruz de Tenerife, also auf den westlichen Kanaren-Inseln, sei der Aufwand für die Rückzahlung einer Hypothek von 21,7 Prozent des monatlich zur Verfügung stehenden Geldes auf 25,7 Prozent gestiegen. Auf nationaler Ebene stecken Hausbesitzer knapp ein Viertel ihres Geldes in die Rückzahlung des Kredits. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug diese Rate grade mal ein Fünftel.
Experten-Prognose: Nachfrage an Immobilien auf den Kanaren bleibt hoch
Experten verzeichnen dennoch eine ungebremste Kauflust und anhaltende Nachfrage. Die aktuellen Umstände erlauben es unterdessen vielen Interessierten nicht, spontan zuzuschlagen. Das bremse die Verkäufe an Einheimische. Durch das steigende Interesse aus dem Ausland wird dieser Effekt in den blanken Zahlen allerdings verschleiert.
Ein Preisverfall ist unterdessen nicht zu erwarten. Die anhaltenden Nachfrage halte die Branche auf Kurs, lautet die Prognose.
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Immobilien-Markt der Kanaren boomt – durch Geld aus dem Ausland
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