Fast die gesamte Tourismus-Branche der Kanarischen Inseln hat seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die kurzfristige Arbeitslosigkeit geschickt. “ERTE” nennt sich diese Maßnahme. Dabei werden Arbeitnehmer temporär freigestellt oder ihre Stunden massiv gekürzt, um Arbeitslosengeld beantragen zu können.
98 Prozent der Tourismus-Betriebe mit weniger als 50 Arbeitnehmern haben ihre Mitarbeiter übergangsweise in die Arbeitslosigkeit geschickt. In Spanien gibt es dafür eine Maßnahme, die Kündigungen abwendet: Expediente de Regulación de Empleo, kurz: ERTE. Dabei wird der Arbeitsvertrag nicht gekündigt, sondern betriebsbedingt ausgesetzt. Allein in den vergangenen 48 Stunden wurden auf den Kanaren 30.000 neue ERTE-Anträge eingereicht.
Fast 190.000 Kurzzeit-Arbeitslose auf den Kanarischen Inseln
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Mit der Lawine der ersten Tagen haben die neuen Fälle nichts mehr zu tun. Seinerzeit waren die Meldungen binnen kürzester Zeit in sechsstellige Höhen geschnellt. Dennoch kamen in der zweiten Welle der vergangenen Tage erneut tausende Betroffene hinzu. Auf den Inseln sind nun und 190.000 Menschen von dieser Maßnahme betroffen. Ein Drittel der ERTE-Fälle stammt aus dem Tourismus-Sektor, ein Viertel aus dem Handel, weitere Betroffene sind eigentlich im Transportwesen, dem Baugewerbe und weiteren Branchen angestellt.
Nur sieben Prozent der ERTE-Betroffenen wurde dabei in Kurzarbeit geschickt. Die übrigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben übergangsweise gar keinen Job. Kein Wunder also, dass die Arbeitsministerin der Regierung der Kanarischen Inseln, Elena Máñez, vom spanischen Staat “Unterstützung für die Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit nach der Einstellung des Tourismussektors sowie Garantien für die sozialen Auswirkungen” fordert.
Kanaren: ERTE-Anträge sollen binnen fünf Tagen bearbeitet werden
Immerhin im ersten Schritt wird den meisten Betroffenen zügig geholfen: Binnen fünf Tagen sollen alle Einreichungen bearbeitet sein, um möglichst schnell staatliche Unterstützung geben zu können. Dennoch gebe es Ausreißer. Dann würde erst im Mai das erste Geld fließen, hieß es.
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Immer mehr ERTE-Fälle: Kanaren kämpfen mit Kurzzeit-Arbeitslosigkeit
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