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Hier trifft der Klimawandel die Kanaren am stärksten


Teile der Kanarischen Inseln werden wohl verschwinden. Grund dafür ist der Klimawandel. Eine Karte zeigt, welche Regionen am stärksten gefährdet sind.

Von Juan Martín – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 4 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Der Klimawandel bedroht die Kanarischen Inseln. Doch die Auswirkungen werden sich auf dem Archipel unterschiedlich stark zeigen. Die regionale Regierung beschäftigt sich mit Szenarien. Das sei wichtig, um vorbereitet zu sein.

Das entstandene Dokument zeigt ein klares Ost-West-Muster. Während auf den östlichen Inseln mehr Strände und niedrige, sandige Küstenstreifen vorherrschen, zeichnen sich die westlichen Inseln eher durch felsige Küsten und Klippen aus. Steigt der Meeresspiegel also gleichmäßig, werde Fuerteventura und Lanzarote in Summe mehr Probleme bekommen. Doch auch Gemeinden auf anderen Inseln stehen vor Herausforderungen.

Wird die Risiko-Karte mit einer Übersicht der besonders touristischen Regionen überlappt, zeigen sich Zusammenhänge. Die Logik dahinter ist klar: Je besser das Meer zugänglich ist, desto mehr Hotels und weitere Infrastrukturen wurden über die Jahrzehnte in der Region errichtet.

Klimawandel-Projekt zeigt Schwachstellen der Kanaren

Die Daten sind als Teil des Projekts “PIMA Adapta Costas de Canarias” erhoben worden. In Auftrag gegeben wurde es vom Ministerium für den ökologischen Wandel. Und sie zeigen deutlich die Schwachstellen.

“Im Fall einer Überschwemmung werden die Fluten an den östlichen Küsten viel stärker vordringen, da sie dort niedriger sind als an den westlichen Küsten, die viel steiler und höher gelegen sind”, erklärt Nicolás Ferrer Valero. Der Ozeanograph gehört zu den Autoren der Studie.

Viele Küstenbereiche der Kanarischen Inseln sind anfällig

Die Analyse fußt dabei auf zwei Betrachtungen. Auf der einen Seite wurde der Anstieg der Meeresspiegel für die Jahre 2050 und 2100 sowie die durchschnittliche Temperaturerhöhung und die einhergehende Erosion, also die damit verbundene, mögliche Zerstörung auf den Kanarischen Inseln prognostiziert.

Außerdem wurde ermittelt, wie sich jede dieser Vorhersagen auf die Bevölkerung, die Wirtschaft, das kulturelle und natürliche Erbe, die terrestrischen Ökosysteme und auf die Lebensräume auswirken würde. Was in der Prognose nicht berücksichtigt wurde, sind Nebeneffekte wie beispielsweise das Eindringen von Salzwasser in Brunnen und Süßwasser-Reservoire.

Pájara ist die am stärksten gefährdete Stadt der Kanaren

Dann haben die Experten die Daten in einem Risikoindex zusammengefasst. Dabei wurden die Werte “0” für ein minimales Risiko und “1” für das maximale Risiko vergeben. Die verschiedenen Gemeinden befinden sich zwischen beiden Werten. Je näher sie an das Maximum gelangen, desto größer sind die Risiken für Mensch und Natur.

Die Gemeinde Pájara im Westen Fuerteventuras erreicht dabei selbst im moderatesten Szenario der Klimakrise für das Jahr 2100 selbst bei ruhiger See einen Wert von 0,53. Es ist der Spitzenwert auf den Kanarischen Inseln. Werden die betroffenen Wirtschaftsgüter von Stränden und Bauwerken berücksichtigt, sind etwa 309,7 Hektar Kulturerbe und weitere 365,4 Hektar Lebensräume und Ökosysteme betroffen. Gefährdet sind laut aktueller Schätzung rund 208 Millionen Euro.

Der gesellschaftliche Schaden liegt nochmals deutlich darüber, da in der Region etwa sieben von zehn Arbeitnehmenden im Gastgewerbe tätig sind. Das zeigen die Daten des Beschäftigungsobservatoriums der Kanarischen Inseln (OBECAN).

Klimawandel bedroht Fuerteventura und Lanzarote stark

Der Strand von Risco del Paso im Osten der Insel würde dem Meer durch Erosion komplett zum Opfer fallen. Gleiches gilt für Junquillo im Westen und Turbia im Süden. In anderen Bereichen sind die Schäden laut Prognose ebenfalls verheerend, so sieht das Modell für Esquinzo die Zerstörung von 81 Prozent der Fläche voraus und Costa Calma würde 68 Prozent einbüßen.

Während auf der Seite der extrem betroffenen Regionen Orte wie La Oliva (Risikoindex 0,38), Teguise (0,37), San Bartolomé de Tirajana (0,19) und Haría (0,175) auftauchen, kommen die Provinzhauptstädte gut davon: In Santa Cruz de Tenerife liegt das Risiko laut Modell bei 0,091 und in Las Palmas de Gran Canaria ist es mit 0,105 nur leicht höher. Auf den westlichen Inseln La Gomera, La Palma und El Hierro sind die Risiken gering bis sehr gering.

Hier bedroht der Klimawandel die Kanarischen Inseln


Während der Klimawandel alle Inseln und Gemeinden gleichermaßen trifft, sind die Haupt-Variablen die Exposition und die Anfälligkeit. Die durch den Klimawandel verursachten Überschwemmungen erreichen Risco del Paso auf Fuerteventura also gleichermaßen wie Granadilla de Abona und Arona im Süden Teneriffas. Doch die beiden Gemeinden auf der größten Insel sind insbesondere in Küstennähe aufgrund ihrer Gegebenheiten und der Bebauung weniger anfällig.

In Summe sind auf den Kanarischen Inseln 47 Küstenabschnitte einem hohen kumulierten Risiko ausgesetzt. Diese Regionen sollen in weiteren Studien verstärkt betrachtet werden, ohne die anderen Bereiche zu vernachlässigen.

Stark bedrohtes Fuerteventura hat keine Risiko-Pläne

Da insbesondere die kleineren Gemeinden aus eigener Kraft kaum in der Lage sind, sich der Herausforderung zu stellen, muss die Verantwortung mindestens der autonomen Gemeinschaft der Kanarischen Inseln übertragen werden. Zu diesem Schluss kommt Abel López Díez, der an der Universität von La Laguna auf Teneriffa Katastrophenvorsorge und die Resilienz von Städten erforscht.

Tatsächlich haben nach Angaben der Regionalregierung nur 58 von 88 Gemeinden ihre Katastrophenschutz- und Notfallpläne standardisiert. Auf Fuerteventura, der Insel mit dem höchsten Gesamt-Risikoindex, hat aktuell keine Gemeinde einen solchen Plan.

Resiliente Städte: So müssen Bauvorhaben künftig validiert werden

Immerhin verfügen die Kanarischen Inseln unter anderem durch diese Forschung überhaupt erst über regionalisierte Klimaforschung, die Auswirkungen von Dürren, Waldbränden oder steigenden Temperaturen auf drei Quadratkilometer genau untersucht. Auf diese Weise können künftige Bauvorhaben und auch Katastrophen-Planungen mit solchen Daten abgeglichen und auf ihrer Basis validiert werden.

Für die Forschenden bestehe das Hauptziel darin, die Anfälligkeit für den Klimawandel zu reduzieren. Die aktuellen Studien ermöglichen dies erstmals. Auf dieser Basis können widerstandsfähige Städte gebaut werden. Risiko-Regionen haben so überhaupt eine Chance, sich dem Schicksal rechtzeitig entgegenzustellen.


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Juan Martín ist Redakteur bei Teneriffa News. Zum Autorenprofil von Juan Martín.

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