Lucía sitzt auf ihrer Bettkante im Krankenhaus. Die rüstige Rentnerin hat eine Tortur hinter sich. Die Influenza hat der 73-Jährigen ordentlich zugesetzt. Inzwischen geht es ihr besser. Nochmal möchte sie solche Wochen jedoch nicht erleben.
“Ich habe mich nie impfen lassen”, sagt die etwas scheu wirkende Seniorin. “Diesen Eingriff in die Natur habe ich immer für falsch gehalten. Ich glaube, das war ein Fehler.” Ihren echten Namen möchte Lucía nicht genannt wissen, weshalb die Redaktion ihn geändert hat. Und auch abgelichtet werden möchte sie nicht. Ihr ist die Situation unangenehm. “Hier arbeiten so viele Menschen so hart daran, Leuten wie mir zu helfen. Und dabei wäre es leicht gewesen, mich einfach impfen zu lassen”, sinniert sie.
Lucía ist bei weitem nicht allein: In diesem Jahr steht die Grippe kurz vor der Epidemie-Stufe. Diese erreichte sie in den vergangenen Jahren regelmäßig. Und mit zwei Todesopfern hat die Grippewelle auch vor dem offiziellen Status bereits ernstzunehmende Ausmaße angenommen.
Grippewelle: Kanaren verzeichnen starken Anstieg der Influenza-Fälle
Der Bericht des Grippeüberwachungssystems auf den Kanarischen Inseln spricht von einem starken Anstieg der gemeldeten Fälle zwischen dem 30. Dezember und 5. Januar. Die Inzidenz, also die Anzahl neu auftretender Erkrankungen, liegt in der genannten Woche demnach bei 61,19 Fällen pro 100.000 Einwohner auf den Kanaren. Das entspricht einem präepidemischen Stadium der Krankheit.
Der überwiegende Teil der Krankenhausaufenthalte (60,5 Prozent), betraf Personen zwischen 15 und 64 Jahren. Mehr als die Hälfte davon waren Frauen (55,2 Prozent). Von mehr als drei viertel der gemeldeten Grippefälle ist der Impfstatus bekannt. Und die Zahl ist deutlich: Über 86 Prozent der Erkrankten hatte sich in dieser Saison nicht gegen die Grippe impfen lassen. Und das, obwohl der Großteil der Fälle zu den Risikogruppen gehörte.
Lucía steht mit ihrer Situation also nicht allein da. Doch während die Seniorin ihre Grippe in Kürze hinter sich hat, werden immer mehr Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. In der Vorwoche waren es laut Bericht bereits 129. “Ich bin froh, dass ich bald entlassen werde. Mir tut nur jetzt schon derjenige leid, der meinen Platz einnehmen wird”, sagt sie.
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