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“Geklauter” Sahara-Sand: Sind einige Kanaren-Strände gefährlich?


200.000 Tonnen Sahara-Sand kommen jedes Jahr auf die Kanaren. Ein Sahara-Volk wirft den Inseln Diebstahl vor. Außerdem kann der Sand gefährlich sein.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

In Sand wohnen Tausende Lebewesen. Von Bakterien über Krankheitserreger bis – je nach Herkunft – hin zu Skorpionen. Die Kanaren importieren jedes Jahr 200.000 Tonnen davon aus der Sahara. Kontrollen gibt es nur teilweise.

Das Volk der Sahara prangert den Import seit Jahrzehnten an. Es wirft den Kanarischen Inseln sogar Sand-Diebstahl vor. Die wiederum verweisen auf Verträge und führen weiterhin Tausende Tonnen ein, unter anderem um damit Strände künstlich zu vergrößern und zu verschönern.

Dass es im System Lücken gibt, ist selbst der Verwaltung der Kanarischen Inseln bewusst. Ein verantwortlicher kanarischer Politiker gibt das in einem Nebensatz zu. Sind die Strände der Kanaren damit gefährlich?

Sahara-Sand für die Kanaren kann gefährlich sein

“Die Einfuhr erfolgt über staatliche Häfen, da die autonomen nicht über die Kompetenz verfügen, mit Drittländern Handel zu treiben. Aber auch nicht über Einrichtungen, um die hygienischen Standards zu gewährleisten.” Das sagt der für Territorialpolitik zuständige Minister der Kanarischen Inseln, Manuel Miranda.

Seit dem Beginn der Einfuhr im Jahr 2001 gibt es “allgemeine und dringende Maßnahmen” für die “Behandlung von Sand” aus Afrika, wenn dieser “zur Verwendung im Baugewerbe, zur Asphaltierung oder zu anderen Zwecken bestimmt ist – mit Ausnahme des Sandes, der für Strände verwendet wird”. Und genau diese Lücke wird angeprangert.

Denn für die Strände wird beispielsweise nach Unwettern kubikmeterweise Sand benötigt. Wird der ungefiltert aufgeschüttet, werden die darin lebenden Bewohner mit umgesiedelt. Und im Fall der Sahara können das invasive und mitunter auch gefährliche Arten sein.

Sahara-Sand für die Kanaren bleibt Streitthema

Senator Pedro San Ginés fordert dazu nach der Sommerpause nähere Informationen. Diese sollen dem Parlament vorgelegt werden. Gefragt wurde nach einer “Bestätigung, ob der importierte Sand irgendeiner Art von Hygienekontrolle unterzogen wurde, die das Einschleppen von Krankheitserregern verhindern”. Konkret geht es um die Jahre 2021 bis 2024.

Anselmo Fariña ist bei der Kanarischen Vereinigung der Freunde des saharauischen Volkes (Acaps) für den Bereich Plünderung natürlicher Ressourcen zuständig. Er sagt: “In keinem dieser Häfen gibt es die festgelegten Normen für das Sieben von afrikanischem Sand mit der Garantie, dass er keine Samen, Insekteneier oder Insekten selbst enthält”.

Eingesetzt werde der Sand “vor allem als Material zur Herstellung von Zement für den Bau von Gebäuden und zur Herrichtung von Kinderspielplätzen und Wegen in vielen städtischen Parks”. Und damit seien die kanarische Bevölkerung und deren Gäste potenziellen Gefahren ausgesetzt.

So muss Sahara-Sand auf den Kanaren behandelt werden

Eine Verordnung aus dem Jahr 2001 legt fest, dass Sand vom afrikanischen Kontinent umfangreich gereinigt werden muss. Dabei geht es um eine Begasung mit Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln. Außerdem muss der Sand gesiebt werden. Alle dabei gefundenen organischen Stoffe sind zu verbrennen.

Für diesen Schrott sind sogar die Temperaturen und die Dauer vorgegeben. So wird beispielsweise von einer thermischen Sterilisation bei Temperaturen zwischen 221 und 232 Grad Celsius für zwei Minuten gesprochen. Entsprechend eindeutig ist, dass ungereinigter und ungesiebter Sand potenziell gefährlich sein kann. 

“Besorgniserregend”: Sahara-Sand wird nicht strukturiert gereinigt

Miranda teilte im Juli vor dem Parlament mit, dass die Nichteinhaltung der Verordnung “besorgniserregend” sei. Der Minister für Territorialpolitik kündigte an, sich in Zusammenarbeit mit den Ministerien für ökologischen Wandel und Landwirtschaft an die Verordnung zu halten. Der Politiker spricht unumwunden von einem “Problem”, das gelöst werden müsse.

Für Fariña geht das jedoch nicht weit genug. Er sagt: “Die Kanarischen Inseln machen sich mitschuldig an der Plünderung der natürlichen Ressourcen, über die das saharauische Volk souverän ist.” Auf die Politik kommen nach der Sommerpause entsprechend gleich mehrere Baustellen zu, um das Thema des importierten Sandes allumfassend zu klären.


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Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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