Die FTI-Gruppe hat in München Insolvenz angemeldet. Damit steht der drittgrößte Reiseanbieter Europas vor dem Aus. Der Tourismus-Sektor der Kanarischen Inseln befürchtet nun ein Millionenloch.
Im Reisebereich werden Rechnungen nachträglich und quartalsweise beglichen. Nach der grade zu Ende gegangenen Winter-Hochsaison stehen Millionen-Summen aus. Und genau jetzt meldet die FTI Insolvenz an. Die Hoteliers und weitere Reise-Anbieter auf den Kanaren fürchten herbe Einbußen.
Die FTI-Gruppe betreibt mehrere Tochter-Unternehmen wie “5vorFlug” oder “BigXtra”. Auch die Kanarischen Inseln gehörten zum Programm. Zwar sind die erwarteten Schäden geringer als bei der Pleite von Thomas Cook. Dennoch sind insbesondere zwei Kanaren-Inseln stark betroffen.
Was die FTI-Pleite für die Kanaren bedeutet
Die FTI hat auf den Kanarischen Inseln Zimmerkontingente abgenommen, dabei jedoch meist keine Garantie-Verträge abgeschlossen. Damit ist der Schaden nicht vergleichbar mit der Insolvenz des britischen Reisegiganten im Jahr 2019. Auch die Zahl der beförderten Passagiere ist geringer.
Dennoch sieht die Regierung der Kanarischen Inseln die Insolvenz als herben Schlag an, wie deren Sprecher Alfonso Cabello am Montag sagte. Denn FTI sorgte für immerhin rund 15 Prozent der Touristen. Von 2,5 Millionen Deutschen im vergangenen Jahr waren das etwa 500.000.
Im Jahr 2023 steuerte die FTI etwa 800 Millionen Euro Umsatz bei. Das teilte die kanarische Regierung weiter mit. Zudem werden unter der Tochter-Marke Labranda 30 Hotels betrieben. Die meisten davon stehen auf Fuerteventura und Gran Canaria, doch auch auf Lanzarote und Teneriffa gibt es Einrichtungen.
FTI-Insolvenz betrifft mehrere Branchen auf den Kanaren
Neben den Hotels sind auch Lieferanten und Arbeiter betroffen. Denn mehrere Tausend Touristen sind zeitgleich mit FTI auf die Kanaren gereist. Und so reicht der kurzfristige Schaden bis in die Restaurants und Bars der Inseln.
FTI kündigte unterdessen an, nach Kräften Lösungen zu suchen. Am Tag der Insolvenz sowie an den beiden Folge-Tagen dürfen allerdings keine Reisen stattfinden. Erst ab dem 6. Juni können bereits gebuchte Reisen mit FTI unter Umständen wieder stattfinden. Und so fallen für mindestens drei Tage Urlauber aus. Hotelzimmer und Flugsitze bleiben entsprechend vorerst leer.
Kanaren: Das sagen Tourismus-Experten zur FTI-Pleite
Jose María Mañaricua, Präsident der Föderation der Hotel- und Tourismusunternehmer (FEHT), teilte seine Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen mit. Insbesondere die voraussichtlich ausbleibenden Zahlungen bereits geleisteter Arbeit in Hotels und durch Subunternehmer würden direkt Arbeitsplätze im Kanaren-Tourismus gefährden.
“Reiseveranstalter machen 50 Prozent des Tourismus auf den Kanarischen Inseln aus”, sagte Mañaricua. Der Rückzug der FTI sei eine sehr schlechte Nachricht und werde zu großen Verlusten führen, fügte der Tourismus-Experte an.
Kanaren-Hotels fürchten Mehrwertsteuer-Abgaben auf Rechnungen, die nie beglichen werden
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes auf Fuerteventura (Asofuer), Antonio Hormiga, schlug in die gleiche Kerbe. Er sagte, die Hoteliers der Kanaren-Insel seien “sehr besorgt”. Das beziehe sich insbesondere auf IGIC-Zahlungen. So wird das Pendant zur Mehrwertsteuer auf den Kanarischen Inseln genannt. Bei der Pleite von Thomas Cook hatten viele Hoteliers die IGIC bereits fristgerecht an die Finanz-Behörden der Kanarischen Inseln abgeführt. Die Rechnungen wurden dann allerdings nie beglichen.
Über Jahre wurden die Beträge zurückgefordert. Doch der kanarische Fiskus behielt sie ein. Nun zeigen sich die Hoteliers besorgt, dass dieser Effekt erneut eintreten wird und entsprechende Millionen-Schäden auf den Kanaren auslöst. Allerdings erließ die Regierung der Kanarischen Inseln bereits im Jahr 2022 ein Gesetz, das Fälle wie diesen in Zukunft verhindern kann.
Die FTI-Insolvenz war Experten zufolge absehbar. Das Unternehmen befand sich bereits seit der globalen Krise in Schieflage und konnte trotz Rettungsversuchen seitens der Bundesregierung den Kurs nicht mehr korrigieren.
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