In Zukunft wird es mehr Sturmfluten wir die in der vergangenen Woche geben. Mit dieser Prognose legt sich Abel López von der Universität La Laguna (ULL) auf Teneriffa fest. Denn Forschende wie er würden schon lange vor genau diesen Auswirkungen des Klimawandels warnen.
Entsprechend seien die Überschwemmungen und partiellen Zerstörungen, insbesondere auf Gran Canaria und Teneriffa, wie ein Vorgeschmack zu verstehen, sagt der Experte für Klimaforschung und kündigt an: “Wir werden in Zukunft mehr gefährliche Meeres-Episoden erleben.”
Der Forscher ist sich mit seiner Prognose sicher: “Das Meer wird viel weiter ins Landesinnere vordringen”, sagt López Inforcasa und ergänzt: Davor “warnt die Wissenschaft schon seit langem”. Was er noch ankündigt:
Klimawandel auf den Kanaren: Einige Küsten werden verschwinden
Allerdings ist sich der Forscher auch bewusst, dass diesmal mehrere Ereignisse zusammengetroffen waren. So ergänzten sich Sturm, ohnehin bereits angefachte Wellen und die Flut. Ohne diese Zusammenkunft mehrerer Ereignisse wäre eine Überflutung wie die jüngste an Teilen der Kanarischen Inseln nicht geschehen.
Dennoch sei ein Teil der Begründung für die jüngsten Ereignisse bereits der Klimawandel, sagt López weiter. Denn pro Jahrzehnt steige der Meeresspiegel um etwa einen Zentimeter. Und tatsächlich gibt es auf den Kanarischen Inseln Hochrechnungen, die aufzeigen, welche Küstenbereiche in den kommenden Jahrzehnten besonders betroffen sein werden. Die Modelle zeigen auf, dass sogar ganze Küstenstriche verschwinden sollen (mehr dazu hier bei uns).
Kanaren-Strom kühlt das Meer nicht mehr wie früher
Die Bürgermeisterin von Candelaria sprach nach den Ereignissen der vergangenen Woche von Bildern, die sie in dieser Form noch nicht gesehen habe. López sagt, dass sich die Kanaren auf Ereignisse wie diese einstellen müssen. Denn das Klima werde sich weiter in die gleiche Richtung verändern.
Neben dem Abschmelzen der Pole sei auch die Ausdehnung des Wassers im Atlantik durch seine Erwärmung ein signifikanter Effekt. Laut Wissenschaft nehme das Volumen durch die kontinuierliche Erwärmung immer weiter zu. Ein Grund dafür ist, dass der kühle Kanaren-Strom abnimmt.
Klimawandel: Kanaren müssen Territorium neu planen
In der Folge seien Überschwemmungen aus wissenschaftlicher Perspektive die logische Konsequenz. Und die Kanaren sind dann, wie viele andere Inseln auch, besonders davon betroffen.
Hinzu komme eine schlechte Planung für diesen Ernstfall. Denn viele Küsten seien unter anderem für den Tourismus eng bebaut. Die Strände selbst, aber auch Promenaden, Hotels und Häuser, die sich derzeit noch in bester Lage befinden, stehen so nah am Wasser, dass es in der Zukunft ernsthafte Probleme geben werde.
Für die Wissenschaft sei daher ein signifikanter Schlüssel zum Erfolg gegen die Auswirkungen des Klimawandels, das Territorium neu zu denken und zu planen.
Forscher: Klima-Extreme auf den Kanaren schon heute Absehbar
López bestätigt, dass es schon immer einzelne Phänomena gab. So seien partielle Überschwemmungen keine Neuerung. Doch dass ganze Küstenstiche auf gleich mehreren Inseln gleichzeitig betroffen sind und nur 48 Stunden später das gegenteilige Extrem, diesmal durch Hitze und Calima stattfindet, sei eine neue Qualität, an der der Klimawandel sichtbar werde.
Die Regierung der Kanarischen Inseln und die dortigen Universitäten sammeln Daten über Phänomene wie die jüngsten Überschwemmungen. So soll genau geschaut werden, an welchen Orten die Inseln besonders gefährdet sind. Für die Planung künftiger Änderungen, neuer Infrastruktur und den Wohnraum der Zukunft sei es unerlässlich, vorbereitet zu sein.
Für die Wissenschaft steht fest, dass kritische Punkte bereits heute absehbar sind. Nun müsse die Politik übernehmen und aus diesen Erkenntnissen konkrete Handlungen ableiten.
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Kommentare zu:
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